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CHL-Alltag für DEL-Torhüter. Kölns Torwart Sebastian Stefaniszin im verlorenen Einsatz.

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Eisbären Berlin: Das deutsche Eishockey blamiert sich in der CHL

Nicht wettbewerbsfähig in Europa: Die Premierensaison der Champions League im Eishockey war für die DEL-Klubs nur Negativwerbung. Alle sechs Vertreter sind ausgeschieden - lässt sich aus den Fehlern lernen? Ursachenforschung

Es hörte sich ja schön an. Endlich wieder eine Champions League im Eishockey (CHL). Und da war es selbstverständlich, dass die von ihrer Selbstwahrnehmung mit stärkste europäische Liga des Kontinents mit breitem Aufgebot an den Start ging. Gleich sechs Teams durfte die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) in der Premierensaison der CHL aufs Eis schicken. Doch nun, mit dem letzten Spieltag der Vorrunde am Dienstag und Mittwoch ist das Abenteuer für alle sechs Klubs schon beendet – auch für die Eisbären. Nachdem nun auch noch ihr Stürmer Matt Foy nach einem Rippenbruch für sechs Wochen ausfällt, verloren die Berliner am Dienstag mit einer Rumpftruppe bei PSG Zlin 2:4 (0:1, 1:0, 1:3).

Die Bilanz der sechs deutschen Klubs: Fünf mal letzter Gruppenplatz, nur die Hamburg Freezers wurden Gruppendritter - mit schmalen drei Punkten aus sechs Spielen. In der Runde der letzten 16 Teams sind Vertreter aus Finnland, Schweden, Tschechien, der Schweiz und Österreich.

Dass sich die DEL in der CHL als nicht wettbewerbsmäßig erwies, überrascht Peter John Lee durchaus. Der Manager der Eisbären hatte sich für die neue Liga stark gemacht. „Sicher haben wir uns das bei den Eisbären so nicht vorgestellt“, sagt er nun. Zudem glaube er, „dass sich die DEL weit unter Wert verkauft hat“. Das ist sicher noch geschönt: Die Krefeld Pinguine unterlagen im Hinspiel gegen den dänischen Vertreter aus Vojens, und die Mutter aller Blamagen im modernen Eishockey geht auf das Konto der Freezers: Die Hamburger fanden einen Weg, ihr Hinspiel bei den Nottingham Panthers 1:3 zu verlieren – gegen ein europäisch gesehen kaum zweitklassiges britisches Team. Mehr negative Werbung für die DEL ging kaum, auch wenn die Freezers am Mittwoch zumindest das Rückspiel 6:0 gewannen.

Es gibt viele Gründe für den Misserfolg der deutschen Mannschaften. Einer ist der Terminplan: Die meisten Gruppenspiele der CHL fanden vor der Punktspielsaison der DEL statt, die Teams waren also noch in der Vorbereitung. In Schweden oder Finnland waren die Klubs physisch viel weiter als die Konkurrenz aus der DEL. Im Norden Europas beginnt die Saisonvorbereitung spätestens im Juli, in Deutschland erst im August. Ein ernsthafter Europapokal-Wettbewerb sollte – wie in den meisten anderen Mannschaftssportarten üblich – später in der Saison stattfinden. Für Eisbären-Manager Lee ist das allerdings kein Thema: „Der Spielplan der Ligen ist viel zu gedrängt, da müssen wir schon auf den August gehen. Anders funktioniert das nicht.“ Und außerdem hätten sich gerade die Eisbären, etwa 2010 mit dem Gewinn des Vorläufer-Wettbewerbs, der European Trophy, sonst europäisch immer gut verkauft. Er stufe die verkorkste erste CHL-Saison der Berliner „eher als Ausnahme“ ein.

Das allerdings ist schade, denn schließlich haben die Spitzenklubs aus Finnland, Tschechien oder Schweden – die Russen spielen ja nicht mal mit – und Eishockeyzwerge wie Nottingham die Defizite der deutschen Liga offen gelegt. Daraus ließe sich lernen, ließe sich umdenken was Trainingsbeginn oder Ausbildung und Förderung deutscher Spieler betrifft. Aber so weit ist in der DEL kaum einer. Doch die schlechte Nachricht für sie ist: Die nächste CHL-Saison kommt und mindestens vier DEL-Klubs werden als Gründungsmitglieder, darunter auch die Eisbären, mitspielen müssen. Dafür haben sie für die ersten drei Jahre je 80 000 Euro Startkapital hingelegt – verdient haben sie diesmal in Europa nichts. Außer den Niederlagen natürlich.

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