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Finale gegen München? Dagegen hätten die Eisbären um ihren Kapitän André Rankel vermutlich nichts einzuwenden. Nach einer Woche Pause geht es für die Berliner aber zunächst im Viertelfinale gegen Wolfsburg, Iserlohn oder Bremerhaven.

© Sven Hoppe/dpa

Eisbären Berlin: Es war einmal, zählt nicht mehr

Für die Eisbären Berlin beginnt nach ihrer besten Hauptrunde seit acht Jahren die Vorbereitung auf die Play-offs.

André Rankel musste überlegen. Soll er sich nun auf die kommenden spielfreien Tage freuen oder nicht? Mit den Eisbären hat sich der Stürmer nach 52 Hauptrundenspielen eine gut einwöchige Pause verdient. Sozusagen als Belohnung für den zweiten Tabellenplatz und die konstant guten Leistungen in dieser Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Andererseits hatten die Eisbären gerade erst rund einen Monat ausgesetzt, weil in der DEL während Olympia nicht gespielt wurde. Nun gibt es also schon wieder eine Unterbrechung, wo es doch gerade so gut lief bei den Berlinern, die ihre drei Partien nach den Olympischen Spielen allesamt gewinnen konnten.

„Das ist schon eine komische Situation. Aber ob das jetzt gut oder schlecht ist, darüber mache ich mir keine Gedanken. Das weißt du sowieso erst danach“, sagte Rankel schließlich. Fakt ist: Der Gegner der Eisbären ab dem 14. März bleibt im Rhythmus, er wird in dieser Woche in den Pre-Play-offs ermittelt. Wolfsburg, Iserlohn oder Bremerhaven kommen als Kontrahenten im Viertelfinale infrage, die Analyse in Berlin gestaltet sich deshalb etwas umfangreicher. „Wir bereiten uns auf alle drei Mannschaften gleichermaßen vor“, sagte Uwe Krupp am Sonntag nach dem souveränen 6:1 im finalen Hauptrundenspiel gegen die Pinguins Bremerhaven.

Zwei freie Tage gönnt der Berliner Trainer seinen Spielern zunächst, die Olympiafahrer Frank Hördler, Jonas Müller und Marcel Noebels dürfen sogar noch etwas länger pausieren. Ende der Woche stehen dann alle wieder auf dem Eis und bereiten sich auf wen auch immer vor. Wirklich fürchten müssen sich die Eisbären aber vor keinem der potenziellen Gegner. Von den zwölf Saisonspielen gegen Wolfsburg, Iserlohn und Bremerhaven gingen nur zwei verloren – eines zuhause gegen die Roosters und eines bei den Grizzlys. Trotzdem sagt Krupp: „Unsere erste Runde ist wie ein Finale, da treffen zwei Mannschaften aufeinander, die Meister werden können.“

Derartige Aussagen sind typisch für den Berliner Coach, die Liga ist seiner Ansicht nach extrem ausgeglichen und jeder kann jeder schlagen. Grundsätzlich ist das nicht falsch, andererseits waren die drei Top-Teams aus München, Nürnberg und eben Berlin in dieser Saison eine Klasse für sich und deutlich stärker als alle anderen Mannschaften. In einer Best-of-seven-Serie sollten sich diese Klubs normalerweise nicht viermal überraschen lassen.

München, Nürnberg und Berlin waren in dieser Saison eine Klasse für sich

Vielleicht denkt Krupp aber auch zurück an die Saison 2015/16, als er mit den Eisbären schon einmal Hauptrundenzweiter wurde, nur um dann im Viertelfinale in sieben Spielen an Köln zu scheitern. In der abgelaufenen regulären Runde war seine Mannschaft insgesamt gesehen allerdings stärker als damals. Das wird auch anhand einiger Zahlen deutlich. Erstmals seit acht Jahren haben die Eisbären wieder mehr als 100 Punkte in der Vorrunde erzielt, die nur 131 Gegentore sind der beste Wert seit der Saison 2003/04, und seit dem siebten Spieltag standen die Berliner durchgängig auf einem der ersten drei Tabellenplätze. Die Mannschaft hat nach kurzen zwischenzeitlichen Problemen gezeigt, dass sie sich auf Gegner einzustellen weiß, die schon während der Saison in einer Art Play-off-Modus spielen mussten.

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg ist dabei der in dieser Spielzeit sehr breite Kader der Eisbären. Auch Krupp musste immer wieder auf Verletzungen reagieren. Im Moment fallen mit Blake Parlett, Florian Busch und Constantin Braun drei Stammspieler aus – Letzterer wird nach einer Handfraktur in den Play-offs wohl nicht einsatzfähig sein. Die Ausfälle können die Eisbären aber anscheinend problemlos kompensieren. Zuletzt verpflichteten sie mit dem lettischen Nationalspieler Rihards Bukarts noch einen Profi, der zusätzliche Tiefe gibt. Und mit Busch und Parlett (Fingerbruch) kann Krupp wohl auch schon bald wieder planen. „Parlett kommt vielleicht zum Ende der Viertelfinalserie zurück“, klärte der Trainer am Sonntagabend auf. Florian Buschs Fehlen in den vergangenen Spielen war Krupp zufolge eine „Vorsichtsmaßnahme“ nach dessen Schädelprellung, die den Stürmer schon länger außer Gefecht setzt.

Doch obwohl zumindest im Viertelfinale viel, wenn nicht alles für die Eisbären spricht, bleibt eine gewisse Restunsicherheit. Gerade im Kopf könnte sich die Spielpause in den kommenden Tagen bemerkbar machen, Zeit dafür ist zumindest ausreichend vorhanden. Und die vielen Siege und tollen Leistungen aus der Hauptrunde sind ab sofort nichts mehr wert.

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