zum Hauptinhalt
Wenig Spaß. Rob Zepp und die Eisbären verloren zwei Heimspiele in Folge.

© Kitty Kleist Heinrich

Eisbären Berlin: Meister der Vergangenheit

Die Eisbären rufen die Krise aus – und wollen die Länderspielpause in der Liga für die Aufarbeitung ihrer schwankenden Leistungen nutzen.

Von

Um den Grad an Verärgerung zu messen, muss man Peter John Lee nur einen Moment zuhören. Allein schon seines Berufs wegen wählt der Manager des EHC Eisbären seine Worte für gewöhnlich mit Bedacht. In diesen Tagen jedoch sagt der mächtige Mann des Berliner Eishockeyklubs Sachen wie „scheiße“ und „peinlich“ – und meint damit nicht etwa vereinsfremde Angelegenheiten. Nein, der Manager spricht so über die Leistung seiner eigenen Mannschaft, bei der ganz offensichtlich einiges im Argen liegt. Dafür spricht nicht nur das grobe Vokabular.

Früh in der langen Eishockeysaison geht es bei den Eisbären hoch her. Erst am Sonntag haben sich Mannschaft und Trainer direkt nach der 2:4-Niederlage gegen die Krefeld Pinguine fast eine Stunde lang zum spontanen Krisenrat in der Kabine zusammengefunden. „Jeder hat das gesagt, was er für wichtig hielt“, erzählte Kapitän Stefan Ustorf, nachdem er die Kabine verlassen hatte. „Das war sehr konstruktiv.“ Genaueres über die Inhalte des Treffens war den Berliner Profis nicht zu entlocken, fest steht allerdings, dass es einiges aufzuarbeiten gibt.

Andere Klubs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) würden angesichts von Tabellenplatz sieben noch nicht die Krise ausrufen, aber hier geht es um die Eisbären – jenen Klub, der in den zurückliegenden sechs Jahren viermal Meister wurde. Und eben diesen Eisbären fehlt in der laufenden Saison jede Konstanz und Abgeklärtheit; in ihren einstigen Paradedisziplinen dilettieren sie nur so vor sich hin. Sowohl in Unterzahl als auch im formals so überragenden Überzahlspiel weisen die Berliner derzeit die schlechteste Statistik aller DEL-Teams auf. Manchmal müssen sie sich wie eine schlechte Persiflage auf sich selbst vorkommen, wenn sie gegen Teams wie Straubing, Ingolstadt oder Krefeld, die sie noch in der Vergangenheit zuverlässig schlugen, keinerlei Chance haben, obwohl sich ihr Kader im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Spielzeiten doch kaum verändert hat.

Wenn es also nicht an der individuellen Klasse liegt, warum läuft dann derzeit alles so schief? Warum braucht es einen Krisenrat unmittelbar nach Spielschluss? Die Berliner selbst glauben, dass sie unter einem Kopfproblem leiden. Gerade weil sie früher für unschlagbar galten, „stehen wir unter Druck und treten dann zu verkrampft auf“, findet Stefan Ustorf. Sein Coach macht gar „fehlendes Selbstvertrauen“ als Ursache für die Leistungsschwankungen aus.

Vor diesem Hintergrund könnte es den Eisbären zu Pass kommen, dass sie nun in der Länderspielpause der DEL mehr als eine Woche lang Zeit haben, um in sich zu gehen. Denjenigen, die nicht mit den Nationalteams beim Deutschland-Cup in München unterwegs sind, hat der Klub jedenfalls Urlaub vom Eis verordnet – nicht aber, ohne ihnen noch etwas mit auf den Weg zu geben. Manager Peter John Lee sagt: „Der erste Schritt ist, zu sagen, dass es peinlich war, der zweite, an sich zu arbeiten.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false