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Bereit zum Angriff. Die Eisbären treffen im Viertelfinale auf Ingolstadt

© Kitty Kleist-Heinrich

Eisbären Berlin: Versuchen wir es mal mit Training

Nach einer durchwachsenen Hauptrunde wollen sich die Eisbären diesmal besonders gewissenhaft auf die Play-offs vorbereiten. Die vergangene Spielzeit war ihnen eine Lehre.

Von Katrin Schulze

Erleichterung hat viele Facetten. Bei Stefan Ustorf trug sie am Sonntag einen Dreitagebart, in dem sich ein sanftes, entspanntes Lächeln verbarg, was so viel heißen sollte wie: irgendwie geschafft, erledigt, nochmal gut gegangen. Auf Platz drei hat er diese nach eigenen Angaben „von Inkonstanz geprägte Saison“ zusammen mit den Eisbären beendet. Aber was heißt schon beendet? In Wahrheit geht es im deutschen Eishockey jetzt erst richtig los – mit den Play-offs, die sich wie üblich an die lange Hauptrunde anschließen.

Wenn man sich die erschöpften und erleichterten Berliner Profis nach ihrem 4:1-Sonntagssieg über die Hamburg Freezers so ansah, konnte man davon ausgehen, dass es gerne weniger als diese 52 ewigen Vorspiele hätten sein dürfen. Immerhin war es – gemessen an den eigenen, hohen Ansprüchen der Eisbären – zeitweise ziemlich unterdurchschnittlich, was die einstige Übermannschaft der Liga in diesem Jahr vorzutragen hatte. Zuverlässig folgte auf jedes Hoch auch ein Tief, so dass sich nicht nur Trainer Don Jackson vorkam „wie bei einer Achterbahnfahrt“.

Den unrühmlichen Tiefpunkt bildete Ende Februar eine Niederlagenserie von vier Spielen in Folge – ein Novum in der nunmehr vier Jahre andauernde Ära Jackson. Noch denkwürdiger kamen nur noch die 213 Spielminuten ohne ein einziges Tor daher; an eine ähnliche Bilanz konnten sich nur noch die älteren Sympathisanten des Vereins erinnern (15 Jahre hatte es das nicht mehr gegeben). Nimmt man die von Rekorden nur so triefende vergangene Spielzeit als Maßstab, kommen einem die Werte der bisherigen Saison noch ungeheuerlicher vor. „Alles ist diesmal ein bisschen anders verlaufen“, sagt der Trainer. „Wir hatten so viele Verletzte wie kein anderes Team und waren zwischenzeitlich auch verunsichert.“ Daran müsse man nun arbeiten, bevor es am 23. März im Play-off-Viertelfinale gegen den ERC Ingolstadt weitergeht.

Golfspielen werden die Eisbären diesmal also nicht. Noch in der zurückliegenden Spielzeit hatten sich einige Berliner Spieler während der Pause in trügerischer Sicherheit, dass niemand sie vom Thron schubsen könne, auf den Grüns einer bei Deutschen beliebten Baleareninsel vergnügt. Das Ende des Ausflugs ist Geschichte: Gleich bei der ersten Möglichkeit flog Jacksons Mannschaft nach ihrer meisterlichen Vorrunde raus. Nicht von ungefähr will Florian Busch zwölf Monate nach dieser Nummer von etwaigen Erholungsmaßnahmen nichts wissen. „Urlaub oder Larifari bringt jetzt nichts“, sagt der Angreifer.

Zu tun gibt es auch genug. Vor allem die sogenannten Specialteams der Eisbären benötigen wohl noch die eine oder andere zusätzliche Trainingseinheit. Kein anderes Team der Liga präsentierte ein schlechteres Unterzahlspiel als die Berliner, in Überzahl sah es nicht viel besser aus. „Ein Geheimnis ist es nicht, dass wir in diesem Bereich zulegen müssen, wenn wir in der Endrunde bestehen wollen“, befindet auch Coach Don Jackson.

Nur eine kleine Sache könnte die Ambitionen der Eisbären empfindlich stören: der Gegner in der anstehenden Best-of-five-Serie. Nicht eines der vier bislang ausgetragenen Saisonspiele hat der Berliner Klub gegen den ERC aus Ingolstadt gewonnen. 17:6 lautet das Torverhältnis – für die Bayern. Auch das sind Zahlen, die für die diesjährige Hauptrunde des viermaligen Deutschen Meisters stehen. Stefan Ustorf, der rhetorisch schon Endrundenform erreicht hat, ist das jedoch „völlig egal“. Jetzt beginne alles von vorn, sagt er. Und: „Wir werden nicht nochmal so oft gegen Ingolstadt verlieren.“ Nach der Erleichterung kommt bei den Eisbären der Ehrgeiz.

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