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Hört mir denn keiner zu? Eisbären-Trainer Jeff Tomlinson hat bisher nicht die richtige Ansprache für seine Spieler gefunden. Nach fünf Niederlagen in Folge besteht nun aber dringend Redebedarf. Foto: City-Press

© City-Press GbR

Eisbären Berlin: Willkommen in der Krise

So schlecht waren die Eisbären Berlin schon lange nicht mehr: Nach dem 1:3 in Düsseldorf ist der Klub in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf den 13. Tabellenplatz abgerutscht. Wie konnte es dazu kommen? Eine Analyse des Fehlstarts.

Eigentlich sollte es in Düsseldorf die Wende zum Besseren geben, doch dann unterlagen die Eisbären am Mittwoch auch bei der bis dato sieglosen DEG mit 1:3. Erstmals seit der Saison 2001/02 haben die Berliner damit wieder fünf Spiele in Folge verloren. Damals hieß der Trainer noch Uli Egen und die Fans träumten davon, irgendwann mal eine Meisterschaft in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu feiern. Zwölf Jahre und sieben Titel später stehen die Eisbären nach einem völlig verkorksten Saisonstart auf dem vorletzten Tabellenplatz. Wie konnte es dazu kommen?

TRAINERWECHSEL

Als sich Jeff Tomlinson im Sommer als neuer Eisbären-Trainer vorstellte, kündigte er an, nicht viel anders machen zu wollen als Vorgänger Don Jackson. Schließlich habe der ihm ein Meisterteam hinterlassen. Er versprach allerdings, seine Mannschaft in Nuancen verbessern zu wollen. Bisher ist ihm das nicht gelungen. Unter Jackson waren es die Profis gewöhnt, Entscheidungen auf dem Eis selbst zu treffen. Tomlinson hingegen sucht schon im Training die direkte Ansprache. Das scheint manche Spieler zu überfordern.

EINSTELLUNG

Nach den beiden Siegen am ersten DEL-Wochenende schienen einige Spieler zu glauben, es laufe nun wie immer bei den Eisbären. Dabei waren die Berliner schon in der vergangenen Saison über weite Strecken kein Topteam. Durch den Erfolg in den Play-offs geriet das aber in Vergessenheit. Dazu kommt, dass die Mannschaft im Sommer nur ergänzt, aber nicht verstärkt wurde. Es gibt kaum Konkurrenzkampf im Team, auch weil der eigene Nachwuchs – anders als noch vor ein paar Jahren – zu schwach ist und keinen Druck auf die etablierten Kräfte ausübt.

DEFENSIVE

Unter Jackson war die Abwehr fast schon chronisch wacklig, aber weil die Eisbären meist ein Tor mehr als der Gegner erzielte, spielte das keine große Rolle. Tomlinson hat zu Beginn seiner Amtszeit sein Hauptaugenmerk auf die vermeintliche Schwäche gelegt und versucht, ein neues System einzustudieren. Die Handschrift des Trainers ist durchaus auch zu erkennen, das Unterzahlspiel ist beispielsweise deutlich aggressiver als früher. Allerdings gibt es noch offensichtliche Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Verteidigern und Stürmern, was den Gegnern in den bisherigen Spielen immer wieder Konterchancen eröffnet hat.

OFFENSIVE

Das Hauptmanko bei den Eisbären liegt derzeit in der Offensive. Ganze vier Tore konnten die Berliner in den vergangenen fünf Partien insgesamt erzielen. Dabei ist es nicht nur so, dass Chancen nicht genutzt werden, es gibt schlichtweg zu wenige. Vor allem im Powerplay tritt die momentane Harmlosigkeit frappierend deutlich zu Tage. Ein Grund: Leistungsträger wie Barry Tallackson oder Florian Busch sind derzeit von ihrer Bestform beängstigend weit entfernt.

VERLETZUNGEN

Mads Christensen, Matt Foy, Casey Borer, Julian Talbot – einige Stammkräfte verletzten sich in der Vorbereitung und spielen bisher gar nicht oder weit unter dem von ihnen erwarteten Niveau. Richtig hart trifft die Eisbären aber das Fehlen von Constantin Braun. Der Ausfall des an einer Depression leidenden Verteidigers kann derzeit nicht kompensiert werden. Seine Präsenz auf dem Eis und in der Kabine fehlt dem Team ganz offensichtlich.

WIE GEHT ES JETZT WEITER?

Am heutigen Freitag spielen die Eisbären in Schwenningen (Beginn: 19.30 Uhr). Der DEL-Rückkehrer hat zuletzt vier mal in Serie gewonnen. Es folgt das Spiel am Sonntag in Mannheim. Weitere Niederlagen drohen also. Nach außen hin bewahren die Eisbären Ruhe, Tomlinson hat gesagt, man solle seine Arbeit erst nach zehn Spielen beurteilen.

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