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Der Wellblechpalast in Hohenschönhausen. Bis 2008 war die Halle Heimat der Eisbären Berlin.

© Imago

Eisbären Berlin: Zurück nach Hohenschönhausen

Die Arena ist am Wochenende besetzt, also geht es zurück in den alten Wellblechpalast in Hohenschönhausen. Hier entscheidet sich für die Eisbären Berlin die Saison.

Verlieren kann Kult sein. In den ersten Jahren nach der Wende stellte das kein Verein im deutschen Eishockey so stimmungsvoll unter Beweis wie die Eisbären Berlin. Auf den Rängen im Wellblechpalast wurde auch dann noch gefeiert, wenn es mal wieder kräftig auf die Mütze gab. Und irgendwann gab es dann ja auch Siege zu bejubeln, vier Meisterschaften errangen die Eisbären in Hohenschönhausen. Drei weitere Titel später kehren sie dorthin zurück, wo es ihnen 2008 zu eng wurde. Unfreiwillig zwar, aber es geht nun mal nicht anders für dieses zweite Spiel in den Pre-Play-offs gegen die Nürnberg Ice Tigers.

Die Arena am Ostbahnhof ist am Wochenende wegen einer Motorradshow besetzt, also müssen die Eisbären am Freitag (19.30 Uhr, live im Internet bei Laola1.tv) in ihrer alten Heimstätte spielen. Vor dann offiziell höchstens 4695 Zuschauern, 500 weitere können die Partie beim Public Viewing neben dem Wellblechpalast verfolgen.

Eisbären momentan eher Wunschgegner als Angstgegner

Die Fans, die dabei sein werden, dürften sich aber nicht nur wegen der Spielstätte an längst vergangene Zeiten erinnert fühlen. Auch die aktuelle Mannschaft der Eisbären ist momentan mehr Wunsch- denn Angstgegner. Nach dem 2:6 im ersten Duell mit den Ice Tigers am Mittwoch wirkten Trainer und Spieler einigermaßen ratlos. Uwe Krupp verschwand nach der Pressekonferenz in Windeseile in der Kabine. Aus der schlurften die Spieler wenig später einer nach dem anderen mit versteinerten Gesichtern durch die Tür und begaben sich in den Mannschaftsbus. Frank Hördler versuchte, zumindest eine Erklärung für die vor allem defensiv erschreckend schwache Leistung seines Teams zu finden: „Wir probieren, machen und tun, aber wir treffen nicht immer die richtige Entscheidung. Es ist eine kleine Kette von Fehlern, die zu den Gegentoren führt. Wir müssen einfach smarter spielen.“

Wie das genau funktionieren soll, wusste Hördler am Mittwochabend auch noch nicht. Ein Torwartwechsel von Petri Vehanen zu Mathias Niederberger, wie ihn Krupp in Nürnberg nach dem zweiten Drittel vollzogen hat, ist eher nicht zu erwarten. „Ich wollte nicht, dass Vehanen aus der Bude geschossen wird, deswegen habe ich ihn runtergenommen“, erklärte Krupp seine Maßnahme.

Eisbären wollten Strafzeiten vermeiden - zu sehr

Was die Eisbären brauchen, ist in erster Linie eine andere Einstellung. Am Mittwoch liefen die Berliner oft nur neben ihren Gegenspielern her, das typischerweise eher körperbetonte Play-off-Eishockey zeigten sie nicht. Offenbar wollten die Spieler Strafzeiten in jedem Falle vermeiden – mit dem Ergebnis, dass der Gegner dadurch im Spiel fünf gegen fünf zu leichten Toren kam. In der kurzen Best-of-3-Serie droht nach der Niederlage in Nürnberg nun schon am Freitag das Saisonende.

In ihrer Not müssen sich die Eisbären an ihre Heimstärke klammern, auch wenn sie gar nicht in ihrem angestammten Zuhause antreten. Verteidiger Hördler, der wie André Rankel und Jens Baxmann aus dem aktuell zur Verfügung stehenden Kader selbst noch im Wellblechpalast gespielt hat, hofft, „dass uns die Fans nach vorne peitschen“. Ob die Eisbären aus einem Spiel in der inzwischen als Trainingshalle genutzten Arena tatsächlich einen Vorteil ziehen können, muss sich erst noch zeigen. Sollte ihre Saison am Freitag enden, hätte das mit Kult allerdings nichts mehr zu tun. Verlieren ist für die Eisbären Berlin inzwischen nämlich genauso schmerzhaft wie für jeden anderen Profisportverein.

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