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Mit großem Einsatz: Steve Hanusch (l.) und Tomas Duba (r.) setzten sich im Viertelfinale gegen Björn Barta und Ingolstadt durch.

© dpa

Eisbären-Gegner: Krefeld Pinguine kontern aus der Euphorie

Mit Disziplin und Charakter: Der kanadische Trainer Rick Adduono hat bei den Krefeld Pinguinen ein Eishockey-Team aufgebaut, das die Eisbären fordern kann.

Rick Adduono ist schon eine Erscheinung in der Deutschen Eishockey-Liga: Der Kanadier mit der knorrigen Stimme und den auch beim Lächeln hängenden Mundwinkeln lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Für Peter John Lee, Manager der Eisbären, ist Adduono ein intelligenter Taktierer: „Der weiß, was er wann zu sagen hat.“ Es scheint so zu sein. Die Favoritenrolle weist Krefelds Trainer vor der Halbfinalserie gegen die Berliner nämlich weit von sich. „In den vergangenen Jahren hat niemand auf dem Kontinent so viele Meisterschaften gewonnen wie die Eisbären“, sagt er. „Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie wir da Favorit sein sollen.“

Dabei gibt es gute Gründe, den Titelverteidiger vor dem ersten Spiel der nach dem Modus „Best of five“ ausgespielten Halbfinalserie am Mittwoch in Krefeld (19.30 Uhr) als Außenseiter zu sehen: Drei von vier Vergleichen in der Hauptrunde konnten die Krefelder gewinnen, in der Abschlusstabelle standen sie auf Rang drei, einen Platz vor den Berlinern. Aber Play-offs seien „eine ganz andere Geschichte“, sagt Adduono. Gerade gegen die Eisbären: „Nach dem 4:8 gegen Hamburg schienen sie praktisch tot zu sein.“ Doch er habe geglaubt, dass sie zurückschlagen würden. Zu oft habe er schon erlebt, dass die Berliner „wie aus dem Nichts“ zwei, drei Tore schießen können.

Das können seine Spieler auch: Das entscheidende Viertelfinalspiel gegen Ingolstadt drehten sie mit fünf Toren in fünf Minuten, das letzte Punktspiel in Berlin gewannen sie 4:3 nach 0:2-Rückstand. Für die Pinguine spricht zudem, dass die Eisbären bisher mit dem auf Konter angelegten Stil nicht zurechtkamen. „Wir haben lange über unsere Strategie gegen Berlin nachgedacht. Aber das muss man auch, weil sie so gefährlich sind“, sagt Adduono.

Dass die Krefelder, die im Vorjahr noch die Pre-play-offs verpassten und danach ihren Etat deutlich reduzieren mussten, in dieser Saison so erfolgreich sind, hat Gründe. Einer davon spielt inzwischen wieder in der National Hockey League (NHL). Weltklasseverteidiger Christian Ehrhoff hat während des Arbeitskampfes in der NHL 32 Spiele für seinen Heimatverein bestritten, ihn mit starken Leistungen an die Tabellenspitze geführt und eine neue Eishockeyeuphorie in Krefeld entfacht. Doch im Januar kehrte er nach Nordamerika zurück. Sechs Niederlagen folgten. „Wir hätten da auch weiter verlieren und einfach sagen können: ,Das liegt daran, dass Christian nicht mehr da ist’“, sagt Adduono. Doch die Mannschaft fand wieder in die Spur. „Natürlich war Christian für unsere Erfolge am Anfang der Saison mit verantwortlich. Aber ein Team gewinnt nicht nur wegen eines Spielers.“ Wichtiger seien Struktur, Disziplin und Charakter der ganzen Mannschaft.

Für den Charakter stehen in Krefeld vor allem die erfahrenen Spieler: So haben die Angreifer Boris Blank – vor zehn Jahren noch im Trikot der Eisbären in der verlorenen Halbfinalserie gegen Krefeld – Herberts Vasiljevs und François Méthot die dreißig deutlich überschritten und führen trotzdem die interne Scorerwertung an. Um den Kern an erfahrenen Profis wurde eine Mannschaft aufgebaut, die anders als in der Vorsaison über Leistungstiefe verfügt. Junge deutsche Spieler verbesserten sich, zudem passten die Zugänge. Ob Mark Voakes, Josh Meyers, Adam Courchaine oder die erst im neuen Jahr geholten Kevin Clark, Tomas Kurka und Torwart Tomas Duba: „Alle haben das Team bereichert“, sagt Adduono.

Inzwischen sind die Reihen allerdings gelichtet: Die Verteidiger Dusan Milo und Meyers fallen verletzt aus. Immerhin kann sich Adduono den Luxus leisten, kurzfristig zu entscheiden, ob er wieder Scott Langkow ins Tor stellt oder Tomas Duba, der den verletzten Stammkeeper zuletzt bravourös vertrat.

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