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Eisbären: Gestörter Rhythmus

Der zuletzt erfolglose Eishockeymeister EHC Eisbären spielt in Magnitogorsk gegen die europäische Spitze.

Von Katrin Schulze

Berlin - Don Jackson sah schon mal glücklicher aus. Als der stämmige Mann am Sonntag durch die Gänge der Arena am Ostbahnhof trabte, zeugten tiefe Furchen auf seiner Stirn von den Problemen, die seine Mannschaft seit einiger Zeit anhäuft. Vorläufiger Höhepunkt der Formschwäche bei seinen Eisbären war die erste Saisonniederlage in ihrer neuen Eishockeyhalle – 1:3 gegen die Krefeld-Pinguine hieß es am Ende. Doch es war wohl nicht nur das Ergebnis selbst, das dem Berliner Trainer gründlich die Laune verdarb, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Eisbären damit eine Tendenz fortsetzten.

Aus der von Jackson vor ein paar Tagen beobachteten „Seitwärtsbewegung“ seiner Mannschaft hat sich langsam eine kleine Talfahrt entwickelt: Fünf Spiele in Folge ist den Berlinern kein dreifacher Punktgewinn mehr gelungen, in den letzten beiden Partien gingen sie gar komplett leer aus. Die jüngsten Aufritte in der Liga taugen eben nicht gerade für eine erfolgversprechende Werbekampagne des Deutschen Meisters, der zurzeit durch seine neue schmucke Arena das Aufsehen für sich gepachtet hat. Und da passt es auch nur bedingt, dass sich die Eisbären heute in der Champions Hockey League bei Metallurg Magnitogorsk (16 Uhr, live auf Eurosport) auf höchstem europäischen Niveau beweisen müssen.

Für ihre derzeitige Schwäche haben die Berliner Spieler längst einen Schuldigen gefunden: ihre neue Halle. Während alle anderen Teams in der Deutschen Eishockey-Liga seit Saisonbeginn regelmäßig spielen, mussten die Eisbären Anfang Oktober eine elftägige Auszeit nehmen, weil Halleneigner Anschutz wegen eines Boxkampfes gleich zwei Heimspiele der Berliner verlegte. Eine Entscheidung, die – glaubt man den Eisbären – weitreichende Konsequenzen für ihre Leistungsfähigkeit hat. „Wir sind durch die lange Pause aus dem Rhythmus gekommen“, sagt Mannschaftskapitän Steve Walker. Und bekommt Unterstützung von seinem Sturmkollegen Sven Felski: „Es kann nicht sein, dass wir zehn Tage gar nicht spielen und dann wieder fünf Mal in zehn Tagen. Das bekommt dem Team nicht.“

Es ist aber nicht nur dieses rhythmische Problem, das die Berliner mit sich rumschleppen. Die Mannschaft von Don Jackson muss zudem immer wieder Verletzte kompensieren: Neben Brandon Smith fällt in Russland auch Florian Busch aus, und der Einsatz von Leistungsträger Denis Pederson ist fraglich. Mindestens zwei weitere Profis absolvieren die Begegnung zudem mit stärkeren Blessuren. Die Folge? Die Belastung verteilt sich auf weniger Spieler, wodurch die Intensität zwangsläufig abnimmt. Für das straffe Pensum scheint die Personaldecke der Eisbären schlicht zu dünn zu sein, denn anders als beispielsweise Mannheim setzen sie in Berlin auf einen überschaubaren Kader. Junge Talente werden lieber an Ligakonkurrenten ausgeliehen oder in der zweiten Mannschaft belassen, anstatt in das erste Team berufen – unter Jacksons Vorgänger Pierre Pagé wäre das undenkbar gewesen.

Doch Trainer Jackson sieht in der Personalnot sogar einen Vorteil. Bei den kommenden drei Auswärtspartien in Magnitogorsk, Iserlohn (Freitag) und Hamburg (Sonntag) hofft er darauf, dass „die Mannschaft auf der sechstägigen Reise näher zusammenrückt, damit das Selbstbewusstsein zurückkehrt“. In der Tat scheint es, als würde eine andauernde Erfolglosigkeit das Mannschaftsgefüge der Eisbären nicht unbedingt stärken. In dieses Bild passt auch, dass Stürmer Nathan Robinson zurzeit heftigst von seinem ehemaligen Arbeitgeber, den Adlern Mannheim, umworben wird.

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