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Meist jubelt der Geger. Die Eisbären beim 3:4 in Nürnberg.

© dpa

Eisbären-Krise: Jackson: „Den Arsch aufreißen“

Die Eisbären schwächeln im Kampf um die Play-offs: "Tore schießen, das können wir. Verteidigen, das können wir momentan nicht", sagt Trainer Don Jackson und fordert von seinen Profis mehr Einsatz.

Vor gut zwei Wochen hielt Pavel Gross in Berlin einen flammenden Vortrag über die Stärken der Eisbären. „Die haben das beste System, den besten Trainer und spielen das beste Eishockey in der Liga“, sagte der Trainer aus Wolfsburg. Jeder könne sicher sein, dass es spätestens mit Beginn der Play-offs nur über die Eisbären zur Meisterschaft gehe. Aber im Normalfall würden die Berliner den Titel holen.

Gross hatte gut reden. Schließlich hatte seine Mannschaft gerade beim Meister verloren, der nach holprigem Saisonstart auf dem Wege schien, seine Probleme in der Defensive abzustellen. Aber das war vor zwei Wochen und vor den vier Niederlagen in Serie: 3:4 in Krefeld, 3:4 in Nürnberg, 1:4 in Hannover und nun am Dienstag 4:6 in Hamburg – die Berliner sind von einer Demütigung in die nächste geschlittert und Trainer Don Jackson sagt: „Wie wir gespielt haben, das war zum Teil grausam.“ Die Probleme habe er längst erkannt, sagt Jackson: „Tore schießen, das können wir. Verteidigen, das können wir momentan nicht.“ Es sei doch „unglaublich“, dass mit Julian Talbot ein gelernter Stürmer die zweitbesten statistischen Werte als Verteidiger habe.

Der Fall Talbot zeigt allerdings die Not Jacksons: Mit Constantin Braun, Frank Hördler, Jimmy Sharrow und Jens Baxmann hat Jackson nur vier erfahrene Verteidiger im Team. Die defensiven Säulen der jüngsten Jahre, Spieler wie Derrick Walser oder Richie Regehr oder selbst der oft unterschätze Nick Angell sind eben nicht mehr im Team. Dazu kommt, dass einige Offensivkräfte es mit dem Spiel nach hinten nicht so haben. Barry Tallackson ist in dieser Hinsicht Spitzenreiter. Er trifft zwar, doch noch zuverlässiger kassieren die Eisbären ein Gegentor, wenn der US-Amerikaner auf dem Eis ist. „Die beste Offensive ist eine gute Defensive“, sagt Jackson dazu. Und umgekehrt sei das auch so. „Gute Defensive gleich gute Offensive.“ Ach so? Na gut, sagt Jackson, anders gesagt: „Wir müssen uns den Arsch aufreißen und gut defensiv spielen.“

Möglichst schnell sollten das die Eisbären machen. Am besten schon Freitag, wenn die Augsburger Panther nach Berlin kommen. Die Schwaben sind nun Konkurrent im Kampf um einen Platz für die Play-offs, den die Eisbären zum Endspurt in der Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga als Tabellenfünfter keinesfalls sicher haben. „Hauptsache wir kommen in die Play-offs“, sagt Stürmer Laurin Braun. „Jeder weiß, dann sind wir eine andere Mannschaft, die einen Tick zulegen kann.“ Don Jackson sagt: „Wenn wir uns darauf verlassen, dass wir uns im entscheidenden Moment zusammenreißen können, dann kann das auch danebengehen.“

Realismus ist eben auch eine Tugend, die einen guten Trainer ausmacht – auch das hat Pavel Gross vor zwei Wochen noch in Berlin in seiner Lobrede auf Jackson gesagt.

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