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Derrick Walser wirkt er bei seinen Aktionen inzwischen beinahe schon zu elegant.

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Eisbären-Verteidiger: Die Wandlung des Derrick Walser

Der Derrick Walser der Spielzeit 2010/2011 hat nicht mehr viel zu tun mit dem Derrick Walser der vergangenen Saison – in vielerlei Hinsicht. Optisch nicht und sportlich auch nicht.

Von Katrin Schulze

Berlin - Manchmal muss man zwei Mal hinsehen, wenn der junge Mann über das Eis wirbelt. Ist das wirklich Derrick Walser? Dieser einst beleibte Kanadier, der in diesen Tagen so dynamisch aufspielt? Hin und wieder wirkt er bei seinen Aktionen beinahe zu elegant, der Eishockeyprofi ist immer noch Verteidiger, ein Mann für das Grobe, bei den Eisbären Berlin engagiert. Walser muss grinsen, wenn er über seine Entwicklung nachdenkt. „Ich befinde mich auf einem guten Weg“, sagt er. Und weiß, dass dies leicht untertrieben ist bei den herausragenden Leistungen, die er momentan vorträgt.

Der Derrick Walser der Spielzeit 2010/2011 hat mit nicht mehr viel zu tun mit dem Derrick Walser der vergangenen Saison. Optisch nicht und sportlich auch nicht. Und vor allem mental hat sich für den 32 Jahre alten Kanadier einiges geändert. „Dieses Jahr ist wie ein Neuanfang für mich“, sagt er. „Ich habe viele persönliche Dinge hinter mir gelassen und spiele viel befreiter auf.“ Man muss ein wenig zurückblicken, um die innere Befreiung des Derrick Walser zu verstehen. Schon einmal, zwischen 2004 und 2006, verteidigte er recht erfolgreich für die Eisbären, danach jedoch ließ er sich auf der Suche nach dem großen Geld zu einigen Umwege verführen.

Noch heute vergeht Walser sein markantes breites Lachen, wenn er auf sein Jahr in Russland angesprochen wird. Die Zeit in der Kontinental Hockey League bezeichnet der Kanadier als die gruseligste seiner Karriere. Er fühlte sich allein unter Fremden, kam mit der Mentalität seiner russischen Kollegen nicht klar und mit den kulinarischen Gepflogenheiten noch weniger. Dass er sich dort und im Heimaturlaub ein paar Kilos zu viel anfutterte, war Zeichen seines Kummers. Wenig austrainiert kehrte er von der kanadischen Ostküste 2009 nach Berlin zurück – noch im April dieses Jahres sah er sich „ziemlich weit hinter dem Fitnesslevel meiner Kollegen“.

Im April spielte der Verteidiger mit den Eisbären in den Play-offs, acht Monate später hat er sich zu einem der wertvollsten Spieler seines Teams entwickelt. Hinter Stürmer Florian Busch ist er derzeit der zweitbeste Scorer seines Teams. Ungewöhnlich ist das für einen Verteidiger, doch Walser mischt sich immer wieder in Angriffe der Eisbären ein; seine neue alte Spritzigkeit gibt das her. Walsers Gesicht ist wie sein Körper um einiges schmaler als noch in der vergangenen Saison, weil er im Sommer so hart an sich gearbeitet hat wie selten zuvor.

Hinzu kommt, dass er jetzt – anders als noch vor einigen Monaten – auch mental mit sich im Reinen ist. „Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl und aufgehoben hier“, sagt Walser, der zu der Sorte Sportler gehört, deren Gemütszustand sich unmittelbar auf die Leistungen überträgt – das hat auch sein Trainer schon bemerkt. Don Jackson sagt: „Derrick ist ein emotionaler Typ, auf den wir uns im Moment absolut verlassen können.“

Tatsächlich ist Walser in einer bisher inkonstant auftretenden Mannschaft die Konstante. Jemandem wie ihm nimmt man es ab, wenn er seine Mitspieler vor der heutigen Partie bei den Krefeld Pinguinen (19.30 Uhr) und am Sonntag gegen die Iserlohn Roosters (18.30 Uhr) zu „mehr Konzentration und Willen“ auffordert, damit die Gegner „es wieder schwieriger haben, gegen uns zu spielen“. Walser weiß selbst am besten, wie viel die Einstellung im Eishockey ausmacht. Inzwischen wundern sich immer weniger Leute über seine schnellen Antritte.

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