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Uwe Krupp, 51, ist seit Dezember 2014 Trainer der Eisbären Berlin. Zuvor stand er bei den Kölner Haien und dem deutschen Nationalteam an der Bande. Als NHL-Profi gewann Krupp 1996 als erster Deutscher den Stanley Cup.

© Imago/Contrast

Eisbären vor dem Saisonstart: Uwe Krupp: „Wir sind zweite Reihe“

Trainer Uwe Krupp spricht vor dem ersten Spiel am Freitag über die Titelchancen der Eisbären in der neuen Saison und seine neue Heimat Berlin.

Uwe Krupp, Sie haben Ihren Vertrag bei den Eisbären kurz vor Saisonbeginn der Deutschen Eishockey-Liga um ein Jahr bis 2018 verlängert. Offensichtlich gefällt dem# Kölner Uwe Krupp Berlin. Warum?
Ach wissen Sie, es ist ja nicht nur die Stadt. Ich habe als Spieler für mehrere Vereine gespielt und bin jetzt bei meinem zweiten Verein als Trainer. Ich glaube, die erste Sache, mit der du dich als Coach identifizierst, sind die Charaktere in der Mannschaft. Das nächste, was auffällig ist in Berlin, ist diese enorme Fan-Unterstützung. Es wurde mir sehr leicht gemacht, mich hier wohlzufühlen. Ich bin auf ein Team getroffen, das offen war für mich und meine Ideen.

Also spielt Berlin als Stadt nur eine Nebenrolle für Sie?

Nein. Ich bin hier zuhause. Ich habe keinen anderen Wohnsitz in Deutschland. Berlin ist meine Heimat, Berlin ist ohne Frage eine besondere Stadt. Wenn dir die eine Ecke nicht gefällt, dann gehst du in die andere. Das Spektrum ist riesig. Und das gefällt mir sehr gut.

Am Freitag beginnt die Saison in der DEL. Welche Rolle können und wollen Sie mit Ihrer Mannschaft spielen?

Wir haben eine gute Mannschaft am Start. Aber die Liga ist ausgeglichener als je zuvor. Das macht sie ja auch so attraktiv. Wenn ich da an die Fußball-Bundesliga denke, da sieht das ja anders aus. Da hätte ich einen sicheren Meistertipp.

Der ist nicht schwer zu erraten. Haben Sie auch einen Tipp für die DEL?

Meister München wird wieder sehr stark sein, Mannheim wird ein Comeback haben und Köln hat sich noch mal verstärkt. Dahinter gibt es eine starke zweite Reihe an Teams – und dazu gehören wir.

"Wir müssen sehen, wo wir herkommen"

Die Eisbären nur in der zweiten Reihe? Früher waren die Ansprüche höher, zwischen 2005 und 2013 gab es sieben Meistertitel.

Vergangenheit. Wir müssen sehen, wo wir herkommen. Nach zwei Jahren ohne Play-offs haben wir zuletzt eine gute Saison gespielt, waren Zweiter nach der Hauptrunde und sind dann im Viertelfinale in sieben Spielen an sehr starken Kölnern gescheitert. Das war am Ende bitter und wir haben daraus unsere Schlüsse gezogen.

Groß verstärkt haben Sie das Team aber nicht, es gibt nur vier Zugänge, die einen Stammplatz sicher haben. Ist diese Verpflichtungspolitik nach Ihrem Wunsch?

Ja, denn so läuft das bei den Eisbären. Wir stehen für Kontinuität. Wir bauen unsere Mannschaft von hinten auf und versuchen, möglichst viele junge Spieler zu integrieren. Bei uns gibt es keine Rundumschläge, bei uns werden immer nur wenige neue Spieler von außen integriert. So ist unser Konzept und das wird auch so bleiben, die Eisbären werden immer nur so stark sein, wie sich die Mannschaft entwickelt.

Aber Ihr Ziel ist trotzdem auch in dieser Saison der Titel?

So wie er das bei acht anderen Mannschaften in der Liga auch der Fall ist.

Wie sehen Sie denn die Entwicklung in der Liga? Die Anschutz-Gruppe, auch Eigner der Eisbären, hat die Hamburg Freezers abgewickelt. Vor ein paar Jahren wurde Hannover durch Schwenningen ersetzt. Die DEL zieht nicht in die Metropolen um...

So sind einfach die Fakten. Hamburg ist draußen, dafür ist jetzt Bremerhaven mit einer Lizenz ausgestattet. Und die werden über kurz oder lang auch eine gute Mannschaft haben. Bis dahin wird irgendein anderes Team die Rolle von Hamburg einnehmen.

Mit den Freezers hat die Liga doch nicht nur eine Mannschaft, sondern auch viele Fans und eine schöne große Halle verloren.

In Hannover war die Halle auch sehr schön. Aber es nützt uns doch jetzt nichts, wenn wir da hinterherjammern.

Vor wenigen Jahren noch wähnte sich die DEL auf dem Weg nach oben, während die Nationalmannschaft weniger gut da stand. Inzwischen ändert sich das. Bei der WM in Russland kam das Nationalteam ins Viertelfinale, nun hat es die Olympia-Qualifikation unter Ihrem Nachfolger Marco Sturm geschafft. Wie sehen Sie als ehemaliger Bundestrainer diese Entwicklung?

Marco Sturm hat, wenn alle in Nordamerika beschäftigten Spieler zur Verfügung stehen, eben eine sehr gute Mannschaft. Doch die ist trotzdem kein Selbstläufer, da hat Marco als Coach mit seinem Co-Trainer Geoff Ward sehr gut gearbeitet.

Alles andere als die Qualifikation für Olympia 2016 wäre eine Katastrophe gewesen für das deutsche Eishockey, nachdem schon die Spiele 2012 verpasst wurden, oder?

Ich verrate Ihnen mal etwas: Auch bei einem Scheitern wäre weiter Eishockey gespielt worden. Aber gut, mit der Außendarstellung wäre das nicht einfacher geworden.

Da hat Ihre Sportart in Deutschland immer so ihre Probleme. Woran liegt das?

Ich denke manchmal, wir kritisieren in DEL zu viel herum. Lassen Sie uns doch mal das Positive betrachten: Die guten Zuschauerzahlen in der Liga sprechen doch für sich, nach dem Fußball haben wir als Liga die meisten Zuschauer in Deutschland. Das Spiel ist attraktiver, weil offensiver und schneller geworden. Viele kleine, sinnvolle Regeländerungen haben dazu beigetragen. Ich glaube, das Eishockey ist im Jahr 2016 auf einem guten Weg.

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