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Nach dem Aus seiner Washington Capitals in der NHL packte Alexander Owetschkin sofort seine Sachen und machte sich auf nach Europa.

© Reuters

Eishockey: Alexander Owetschkin: Der müde Retter

NHL-Star Alexander Owetschkin soll das bisher schwache russische Eishockey-Team gegen Kanada zum Sieg führen. Bisher machte ihm noch der Jetlag zu schaffen.

Alexander Owetschkin sieht in diesen Tagen müde aus, aber das ist kein Wunder. Am Samstag traf der russische Star bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Bratislava ein. Nur 48 Stunden vorher war der 25-Jährige mit den Washington Capitals in den Play-offs der nordamerikanischen Eliteliga NHL gescheitert und hatte viele Tränen vergossen. Andere Stars verabschieden sich nach dem Aus sofort in den Urlaub, nicht so Owetschkin. Russlands Verbands-Präsident Wladislaw Tretjak rief ihn an, und Owetschkin sagte sofort seine Teilnahme am Turnier in der Slowakei zu. „Ich repräsentiere mein Land, ich komme gern“, sagt er – und das war keine Floskel. Der Spaß am Siegen ist Owetschkins Triebfeder, Geld verdient er genug. In Washington erhält er laut der Spieler-Gewerkschaft neun Millionen Dollar im Jahr.

Der 1,88 Meter große und 100 Kilo schwere, kraftvolle Angreifer soll nun dem russischen Team auf die Sprünge helfen, das in Bratislava noch nicht überzeugt hat. Am Donnerstagabend (20.15 Uhr/Sport 1) ist im WM-Viertelfinale die kanadische Auswahl Gegner der Russen und sie hofft, dass Owetschkin bis dahin seinen Jetlag überwunden haben wird.

In seinen ersten beiden WM-Spielen gegen Tschechien und Finnland fand der Starstürmer mit der Rückennummer acht jedenfalls noch nicht zu gewohnter Stärke. Beim 2:3 gegen Tschechien am Sonntag stahl ihm sogar der 39 Jahre alte Veteran Jaromir Jagr die Show. Russlands Trainer Wjatscheslaw Bykow glaubt dennoch an Owetschkin: „Alexander hat nach einer langen NHL-Saison immer noch einen unglaublichen Siegeswillen“, sagt der Coach. Und wenn Owetschkin in Schwung kommt, ist er eine Waffe: schnell, bullig, gleichzeitig ein Feintechniker. Und er bringt Glanz nach Bratislava. Er ist der einzige große NHL-Star bei der WM. Wo er auftaucht, bildet sich umgehend ein riesiges Reporter-Rudel.

Owetschkin wurde in Moskau geboren, im Alter von 16 Jahren gehörte er schon zu den Profis von ZSKA. Im NHL-Draft wurde er 2004 in der ersten Runde an erster Position von den Washington Capitals gezogen. Wegen des Lockouts blieb er eine weitere Saison in Moskau. 2005 debütierte er schließlich in der NHL. Unzählige Auszeichnungen sind ihm seither verliehen worden. Seit 2010 ist er Kapitän der Capitals, sein Vertrag in Washington läuft bis 2021. Die Fans sind stolz auf ihn. Der sportbegeisterte US-Präsident Barack Obama sagte einmal: „Er ist unglaublich. Und als Einwohner von Washington profitiere ich ganz besonders von ihm. Wir sind alle froh, dass wir ihn haben.“

Mit seinen 25 Jahren spielt Owetschkin nun bereits seine siebte WM. Mit der russischen Nationalmannschaft gewann Owetschkin nur 2008 in Quebec den WM-Titel, 2010 verloren die Russen in Köln das Finale gegen Tschechien mit 1:2. Den Stanley Cup, die Meisterschaft in der NHL, hat Owetschkin aber noch nie gewonnen. Die Capitals kamen in den vergangenen fünf Jahren nie weiter als bis ins Halbfinale des Ostens. Das Aus in diesem Jahr war besonders bitter. Washington ging als bestes Team der Eastern Conference in die Play-offs, dennoch war wieder im Halbfinale Schluss. In vier Spielen verloren Owetschkin und seine Teamkollegen gegen Tampa Bay Lightning. „Das war ein Schock“, sagt Owetschkin. „Aber jetzt fühle ich mich wieder gut und bin bereit für neue Dinge. Ich bin hier, um dem Team zu helfen, jeden Gegner zu schlagen.“ Und er fügt hinzu: „Ich will hier wieder Gold gewinnen.“

Das gilt nicht nur für die WM. Ein großes Ziel sind für Owetschkin die nächsten Olympischen Winterspiele, die 2014 im russischen Sotschi stattfinden werden. Noch ist nicht klar, ob die NHL ihre Profis für die Spiele freigeben wird. Owetschkin hat aber bereits klargestellt, dass niemand ihn aufhalten wird: „Wenn mir jemand sagt, dass ich nicht für mein Land bei Olympia spielen kann, sage ich Goodbye.“

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