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© dpa

Eishockey: Deutschland schlägt sich gut, hat aber Pech

0:2 gegen Schweden: Nach einem strittigen ersten Gegentor verliert die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ihr Auftaktspiel unglücklich.

Längere Aufenthalte in Nordamerika verleihen einem Eishockey-Profi offenbar eine gute Portion Gelassenheit. Deutschlands Nationaltorhüter Thomas Greiss, die Nummer zwei der San José Sharks in der NHL, wirkte jedenfalls tiefenentspannt, als er in Vancouver über sein olympisches Auftaktspiel sprach, ein 0:2 (0:0, 0:2. 0:0) gegen Titelverteidiger Schweden. „Tja", sagte Greiss, der seit 2006 in Nordamerika spielt, „das Tor hätte man nicht geben müssen, aber so ist es halt. Da ich es nicht ändern kann, rege ich mich nicht auf." Dabei hätte Greiss nach der Partie im mit 19.300 Zuschauern im ausverkauften Canada Hockey Place Grund gehabt, mit dem Schicksal zu hadern. „Das Tor" war das erste der Schweden. Sie hatten Überzahl, und während Greiss’ Kasten heftig unter Beschuss stand, sprang ihm der Schwede Henrik Sedin mit dem Hintern vor die Maske – und so traf Mattias Ohlund zum 1:0 (25. Minute). In der deutschen Liga wäre der Treffer eher nicht gegeben worden, doch die kanadischen Schiedsrichter sahen keine Behinderung des Goalies.

Es war einer der drei Spiel entscheidenden Momente: Beim zweiten Treffer der Schweden verlor Alexander Sulzer im eigenen Drittel unglücklich einen Zweikampf an der Bande, einen solchen Puckverlust darf man sich gegen die eiskalten Schweden nicht erlauben, Loui Eriksson schlug umgehend zum 2:0 zu (35.). Andererseits hatten in der Anfangsphase Jochen Hecht und Christian Ehrhoff im Spiel fünf gegen drei einmal die Latte und einmal den Pfosten getroffen. Irgendwie tragisch, denn wer weiß was passiert wäre, wenn die deutsche Auswahl in Führung gegangen war. Vielleicht hätte sie tatsächlich gegen das schwedische Topteam, laut Krupp eine „Weltmacht" im Eishockey, gepunktet.

So gut wie selten gespielt

Denn die Deutschen spielten so gut wie selten zuvor. Dass Bundestrainer Uwe Krupp seine Profis vor allem nach den Kriterien Erfahrung, Schnelligkeit und Physis ausgewählt und lieber auf das ein oder andere junge Talent verzichtet hat, erwies sich als klug. Sein Team mit sieben NHL-Spielern war den Skandinaviern, von denen nur vier nicht in der NHL spielen, sowohl in punkto Schnelligkeit als auch in Sachen Spielhärte erstaunlich ebenbürtig. Die Deutschen waren furchtlos und konnten das hohe Tempo auf der kleinen Eisfläche vom Anfang bis zum Ende mitgehen – und es gab keinen Spieler, der in seiner Leistung krass abfiel. Es gab eher fünf Profis, die besonders gut waren; nämlich der deutsche NHL-Block mit den Verteidigern Ehrhoff und Dennis Seidenberg und den Stürmern Marco Sturm, Hecht und Marcel Goc. Ansonsten überzeugten vor allem auch die selbstbewussten Verteidiger Sven Butenschön und Chris Schmidt durch ihre Spielhärte und Übersicht. „Wir haben richtige Männer in der Mannschaft", meinte Krupp dazu. Richtige Männer, die sich, soviel steht nach diesem Spiel fest, bei dem exquisit besetzten olympischen Eishockey-Turnier nicht blamieren werden – keine Selbstverständlichkeit für den Eishockey-Außenseiter Deutschland.

So brauchen die Deutschen auch vor ihrem nächsten Gegner, den Finnen (Freitag, 21 Uhr Ortszeit, 6 Uhr MEZ), die ihr Auftaktspiel gegen Weißrussland 5:1 gewannen, nicht zu zittern. „Sie sind ungefähr genauso stark wie die Schweden", findet Krupp, der dabei bleibt, im zweiten Spiel Dimitri Pätzold statt Greiss im Tor einzusetzen.

Selbst Franz Reindl war überrascht von der Stärke der Auswahl: „Ich hatte natürlich Hoffnung, aber eigentlich habe ich nicht erwartet, dass die Mannschaft so gut spielt, sie ist sehr gleichmäßig besetzt", sagte der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). „Sie haben bei jedem Wechsel nach vorn gespielt." Schon durch eine weitere knappe Niederlage und vielleicht Punkte zum Abschluss gegen Weißrussland (Samstag, 21 Uhr/6 Uhr) könnte sich die deutsche Mannschaft in eine gute Position bringen, denn in Vancouver wird nach einem neuen Modus gespielt. Die drei Gruppen-Ersten und der beste Zweite stehen im Viertelfinale, die acht weiteren Teams werden in eine Rangliste eingeteilt, und zwar nach Punkten, Tordifferenz, selbstgeschossenen Toren und schließlich der Weltranglisten-Position. In vier Ko-Spielen (der Erste tritt gegen den Letzten an, der Zweite gegen den Vorletzten - und so weiter) werden die vier weiteren Viertelfinalisten ermittelt. „Der Modus ist gut", findet der Berliner Sven Felski, „warum sollen wir hier nicht ins Viertelfinale kommen? Wir haben hier nichts zu verlieren."

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