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Louis-Marc Aubry (l.) steht nach seiner Fingerverletzung nun wohl wirklich vor einer Rückkehr ins Team.

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Eishockey: Eisbären Berlin werben mit "mehr Speed als auf'm Kotti"

Die Eisbären erwarten nach einem personellen Umbruch viel - und buhlen mit flotten Sprüchen um die Gunst des Publikums.

Die zahlende Kundschaft kann sich ab Freitag in der Arena am Ostbahnhof auf berauschende Spiele gefasst machen – auf „mehr Speed als auf’m Kotti“ und auch „mehr Strafzeiten als in Moabit“. Mit flotten Sprüchen wirbt Berlins beliebteste Schlägertruppe um die Gunst des Publikums. Die Eisbären starten in zwei Tagen in die neue Saison. Von Mitte bis Zehlendorf hat Berlins Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nun seine neue Werbekampagne plakatiert, mit gewagten Anspielungen auf das Treiben am Kottbusser Tor oder den Strafvollzug in Moabit.

Die Werbeaktion ist ein Tabubruch: Denn Wortspiele mit dem Thema Drogenverkauf oder einem Gefängnis, das ist eher ungewöhnlich. Aber lustig, findet André Rankel: „Die Sprüche muss man natürlich mit Humor sehen und dem nötigen Abstand lesen“, sagt der alte und neue Mannschaftskapitän der Berliner. Rankel ist hinter Trainer Uwe Krupp eine der wenigen Konstanten im Berliner Team, das von Sportdirektor Stéphane Richer kräftig umgekrempelt wurde. Sieben Zugänge, zwei neue Co-Trainer und einen neuen Torwarttrainer hat der Sportdirektor, selbst neu im Amt, in der Sommerpause engagiert. Dazu hat der Kanadier Richer Verträge aufgelöst und verdiente Spieler wie Darin Olver, Barry Tallackson und Laurin Braun fortgeschickt. Auch ein Tabubruch bei den Eisbären, bei denen seit über einem Jahrzehnt Kontinuität in der Kaderplanung eisiges Gesetz war.

Aber es musste ja etwas passieren, obwohl der Klub mit der Halbfinalteilnahme gegen Meister München aus der Vorsaison solide ausschied. Doch das reicht natürlich nicht in einem Klub, der sich als große Marke sieht. Cheftrainer Uwe Krupp spricht vom nächsten Schritt, redet von „interessanten Neuzugängen“, und das alles „sehr positiv zu bewerten“ sei, was im Sommer bei seinem Klub passiert sei. „Ich glaube, wir haben uns verstärkt.“ Der Trainer laviert ein wenig herum, dann sagt er: „Wir sind hier in Berlin. Wir können nicht sagen, wir wollen hier eine Mannschaft verwalten. Wir sind hier, um Erfolg zu haben.“

Die Berliner haben schon mehr als 5500 Dauerkarten verkauft

Also geht es um Meistertitel acht – den sind die Eisbären sich selbst und ihren Fans schuldig, zuletzt klappte das 2013 mit der Meisterschaft. Eine Ewigkeit in der DEL, die nunmehr von München aus und nicht mehr von Berlin aus dominiert wird. Vom Etat her – keine Angabe in Berlin, wie immer, – sollten die Eisbären ein Stück hinter RB München liegen. Aber andere Zahlen stimmen: Die Berliner haben schon mehr als 5500 Dauerkarten verkauft und Hauptsponsor Gasag hat den Vertrag mit den Eisbären nun um weitere drei Jahre verlängert. Stephané Richer weiß um den Druck, den er sich selbst gemacht hat. Kann blendend laufen mit dem Umbruch, kann auch daneben gehen.

Die Frage könnte auch sein, wie groß die Geduld im Umfeld ist. Richer sagt, es sei doch klar, dass es für ihn etwas einfacher als für seine Vorgänger gewesen sei, hier in Berlin mal am Rad zu drehen. Er sei von außen gekommen, nicht aus den Reihen des Vereins. Und dann habe er die Rückendeckung aus Los Angeles gehabt, vom Eigner Anschütz und dem mächtigen Mann der Los Angeles Kings, Luc Robitaille, auch Aufsichtsratsvorsitzender der Eisbären. Den gab es zwar auch schon vorher, aber Richer hat zu seinem Jugendfreund sicher einen kürzeren Draht als etwa Vorgänger Stefan Ustorf.

„Die Vorbereitung ist gut gelaufen“, sagt Stéphane Richer. „Wir hatten keine Verletzten.“ Der leicht angespannt wirkende Sportdirektor lächelt seine Nervosität charmant weg. In Hamburg bei den Freezers, da hat er jahrelang erfolgversprechende Aufbauarbeit geleistet, nur wurde das Versprechen am Ende nicht eingelöst. Berlin könnte nun das Meisterstück von Richer werden. Aber bis dahin ist es noch weit, Ende April 2018 endet die Finalserie in der DEL. Davor stehen ein paar Play-off-Runden und natürlich die 52 Spiele lange Hauptrunde der DEL – mit viel Speed und hoffentlich aus Sicht der Eisbären mehr Strafzeiten für die Gegner.

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