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Sport: Eishockey: Glatteis in der Fußball-Stadt - Wie Eishockey-Meister München um Aufmerksamkeit kämpft

Die Stimmung in der Münchner Olympia-Eishalle ist prächtig. Immer.

Die Stimmung in der Münchner Olympia-Eishalle ist prächtig. Immer. Niederlagen sind selten und werden umgehend verziehen, nach Siegen betritt Stadionsprecher Stefan Schneider das Eis, rezitiert die Namen der Torschützen, die Spieler veranstalten ihre Krabbelpolonaise, und die Arena kocht. Doch eben nur in einem Block. In dem der Trikot-Träger, die die Manager in München "unsere Hardcore-Fans" nennen. Die Musik spielt nur in einem Eck.

1999 sind die München Barons gegründet worden, 2000 feierten sie schon die Deutsche Meisterschaft. Die beiden Final-Heimspiele gegen die Kölner Haie waren ausverkauft, es hätten auch mehr als die 6250 verfügbaren Tickets abgesetzt werden können. Doch nach der Sommerpause war sie wieder da, die alte Tristesse. Die Zuschauerzahl begann meist mit einer ernüchternden "2", und erst um den fußballfreien Jahreswechsel herum überschritten die Barons den 3000er-Schnitt. Dass sie damit im Besucher-Ranking der Deutschen Eishockey-Liga vom 15. auf den 14. Rang stiegen, war ihnen eine triumphal formulierte Pressemeldung wert. 3500 Besucher pro Spiel hat ihnen aber Investor Phil Anschutz vorgegeben für diese, ihre zweite Saison, und es ist, wie immer bei solchen Zahlen, eine Mindesterwartung. Die Barons werden auf eine lange Playoff-Serie hoffen müssen, um in Zielnähe zu kommen. Der Block mit der Hardcore-Anhängerschaft wird das Gebilde nicht tragen können.

Dabei hat noch nie ein deutscher Eishockey-Klub seine (potenzielle) Kundschaft so umworben wie die Barons. Bei Diskussionsabenden werden die Fans schon mal ohne Entgelt gefüttert, bei Auswärtsspielen mit Glühwein versorgt. Gelegentlich werden anstehende Spiele mit ganzseitigen Tageszeitungsannoncen beworben, einmal wurden im Stadion 1500 Reisen verlost, Schulklassen und auswärtige Jugendmannschaft kommen problemlos umsonst rein. Die Geschäftsstelle arbeitet mit amerikanisch-professioneller Arbeitsaufteilung: Es gibt einen Sportmanager, einen Geschäftsführer fürs Kaufmännische, je einen zuständigen Mann für die Presse, fürs Marketing, fürs Ticketing, fürs Merchandising - und man hat gleich auch noch den PR-Berater von Boris Becker engagiert, auf dass der eine Strategie finde, wie die Barons in München zu positionieren wären.

Doch München ist vor allem eine Fußball-Landschaft, das mussten die Eishockey-Interessenten eben erst wieder zur Kenntnis nehmen, als in der Münchner Ausgabe von "Bild" über den schwedischen Barons-Verteidiger Hans Lodin zu lesen stand, er habe "vorige Saison der Münchner Meister-Elf angehört". Weil er so gut am Ball ist?

Der Durchbruch ins öffentliche Bewusstsein ist den Barons noch nicht gelungen. Das hat zur Folge, dass immer wiederkehrend Gerüchte über ihre Zukunft in Umlauf gesetzt werden. So ging die Kunde, die Lizenz würde nach Dresden verkauft, oder nach Landshut, Rosenheim, Hamburg. Abstruse Gedanken, denen entgegen zu treten sich dann sogar Detlef Kornett, der Europa-Statthalter der Anschutz-Gruppe gemüßigt sah. "Mich ärgert dieses Gerede", sagte er, "wir tun wirklich alles, um Eishockey in München zu etablieren." Er versprach einen langen Atem seitens des Investors.

Daran ist auch dem spielenden Personal gelegen, das die perfekte Rundumversorgung durch Manager Max Fedra genießt. Schon ein Dutzend Spieler hat einen Vertrag für die nächste Saison, und Stürmer Alexander Serikow sagt: "Wenn es jetzt nicht klappt mit Eishockey in München, ist es wirklich mausetot."

Günter Klein

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