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Weiter geht’s. Sascha Goc darf nun doch mit Hannover den Titel verteidigen.

© dpa

Eishockey-Liga: Pleiten, Pannen, Politik

Frankfurt ist pleite, Kassel eigentlich auch, bleibt aber trotzdem dabei, und dann droht Meister Hannover plötzlich sogar mit dem Rückzug. Die Liga gibt ein trauriges Bild ab.

Berlin - Es hätte ja eine schöne Saisonvorbereitung werden können im deutschen Eishockey. Diesmal gab es kräftigen Rückenwind von einem Nationalteam, das sich bei der Weltmeisterschaft im eigenen Lande auf einen unerwarteten vierten Platz spielte. Das aber ist längst vergessen, wenn dieser Tage die 15 Klubs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit den Vorbereitungen auf die am ersten Septemberwochenende startende Saison beginnen. Frankfurt ist pleite, Kassel eigentlich auch, bleibt aber trotzdem dabei, und dann droht Meister Hannover plötzlich sogar mit dem Rückzug. Die Liga hat ihr Geschäft damit schlecht beworben. Wäre die DEL ein Gemüseladen, würden die Menschen ihre Tomaten jetzt anderswo kaufen.

Es gibt da eine unerträgliche Lässigkeit im deutschen Eishockey. Nach dem Motto: Ist doch alles halb so schlimm. Neuling München ist für Frankfurt dabei, das war es schon. Generell wirtschafte die Liga ja seriös, sagt ihr Geschäftsführer Gernot Tripcke. Pleiten während der Saison gebe es daher seit 1997 nicht mehr. In anderen Sportarten habe es da anders ausgesehen. „Wir haben in der DEL ein hartes Prüfungsverfahren für die Wirtschaftlichkeit der Klubs“, sagte Tripcke dem Tagesspiegel. „Bei uns darf nur der mitspielen, der die Saison gesichert hat. Das ist unser Prinzip.“ Allerdings wird dieses Prinzip schlecht beworben, wie sich am Beispiel Kassel Huskies zeigt.

Den Hessen war die Lizenz verweigert worden, dann erreichten sie nach einem Formfehler der DEL eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Köln, nach der ihr Ausschluss nicht erfolgen darf. Die Hessen bleiben nun vorerst weiter in der Liga – Ausschluss während der Saison nicht ausgeschlossen. Die Hannover Scorpions dagegen hatten bereits eine Lizenz, trotzdem entfachte ihr Eigentümer und Mäzen Günter Papenburg ein politisches Pokerspiel um den Klub und die Hallenbetreibung. Nun ist die Horrorvision, eine Saison ohne Titelverteidigung zu bestreiten, zwar nicht Realität geworden, aber der Imageschaden ist da. Peter John Lee, Manager der Eisbären Berlin, sorgt sich angesichts der schlechten Außendarstellung der Liga. „Wir müssen uns in jedem Klub nun Gedanken darüber machen, dass wir nicht nur die eigene Klubmarke sondern die Marke DEL besser verkaufen.“ Das Grundproblem sei klar. „Alle geben zu viel Geld aus.“ Fälle wie Frankfurt seien aber nicht zu vermeiden, sagt Tripcke. Die Wirtschaftskrise schlage eben zu.

Lee sieht es ähnlich und glaubt, dass jede Profiliga „eine Grauzone“ hat. Dass eine deutsche Liga nicht mit mit der nordamerikanischen NHL konkurrieren kann, ist klar: Dort verdient mancher Spieler mehr als die Profis von zwei DEL-Teams zusammen. Aber lernen könnten die deutschen Klubs trotzdem von Nordamerika. Dort gibt es Gehaltsobergrenzen und es ist festgelegt, wie sich das Budget eines Klubs verteilen muss. Lee sagt: „In der DEL geben manche Klubs 99,9 Prozent für ihre Spieler aus und nur 0,1 Prozent für das Marketing.“

Probleme der DEL-Klubs sind zu große Abhängigkeit von Zuschauereinnahmen und die Bindung an einen großen Mäzen, wie die Beispiele Hannover und Frankfurt gezeigt haben: Nach dem Tod des langjährigen Vereinsbosses Gerd Schröder im Jahr 2008 fielen die Frankfurt Lions so langsam auseinander, auch wenn es nicht alle merken wollten. „Es hat uns Spieler überrascht“, sagt der ehemalige Frankfurter Spieler Christoph Gawlik. Bis auf das letzte Gehalt und die Play-off-Prämien habe der Klub immer gezahlt.

Außerhalb des Fußballs kämpfen in Deutschland fast alle Mannschaftssportarten mit derlei Strukturschwächen. Die Lehre aus den jüngsten Vorfällen in der DEL? „Dass wir alle besser zusammenarbeiten müssen“, sagt Lee. Er fordert: „Eine Marketingstrategie für alle.“ Dann zumindest könne man sich künftig einen Fall wie Hannover ersparen.

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