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Wieder im Team. Olympia hat Leon Draisaitl verpasst, nun will er mit der deutschen Mannschaft bei der WM in Dänemark Erfolg haben.

© Marius Becker/dpa

Eishockey-Nationalmannschaft mit Draisaitl: Leon, der Profi

Auf der Suche nach dem Speziellen: Eishockeystar Leon Draisaitl bereitet sich im Sportforum Hohenschönhausen mit dem Nationalteam auf die WM im Mai vor.

Der junge Mann wirkt ausbalanciert. Professionell ausbalanciert. Es sind viele Kameras auf ihn gerichtet am Dienstagmittag in einem großen Raum des Wellblechpalasts. Er sagt, zuletzt habe er hier in Hohenschönhausen gespielt in der DNL, der Deutschen Nachwuchsliga, „aber leider verloren“. Leon Draisaitl grinst. Er kennt den Rummel um seine Person aus Kanada. Eishockeystar in Edmonton zu sein, das macht einen Menschen dort so öffentlich wie Premierminister Justin Trudeau. Und wenn ein Profi so eine Rolle bei den Oilers spielt wie der Kölsche Jung, einen Achtjahresvertrag über 68 Millionen Dollar unterzeichnet hat, dann ist er eine große Nummer. Und wer das als Spieler in der National Hockey-League (NHL) mit nur 22 Jahren ist, der ist das in der deutschen Nationalmannschaft erst recht. Der beste Angreifer, den das deutsche Eishockey hat, ist am Dienstag zum Team gestoßen, mit dem sich Bundestrainer Marco Sturm im Sportforum auf die Weltmeisterschaft im Mai vorbereitet.

Dass Draisaitl in Berlin ist und im „Kultstadion Wellblechpalast“, wie er die alte Arena nennt, womöglich schon beim Testspiel gegen Frankreich am Sonnabend mitwirken kann, ist nicht selbstverständlich. Seit ein paar Tagen hat er daheim in Köln auf das Startzeichen gewartet, der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) musste die Versicherungssumme für den Jungstar zahlen, das sei „nicht billig“ gewesen, sagt Bundestrainer Sturm. „Aber da gab es keine Diskussion.“ Denn der Mann ist viel Geld wert, Draisaitl ist unbestritten einer der besten Spielmacher im Welteishockey. So wie er mit seinem 1,85 Meter großen Körper die Scheibe in das Drittel hineinführen und abschirmen kann, das Tempo aus dem Spiel nimmt und dann seine unglaublich präzisen Pässe spielt – so können das nur ganz wenige. Bundestrainer Marco Sturm sagt: „Er ist ein absoluter Leader, das war er auch in den vergangenen Jahren. Aber er hat sich noch weiter entwickelt.“

So ein bisschen den Jeck im Nacken hat er dann doch

Leon Draisaitl sagt: „Ich bin immer bereit, für die Nationalmannschaft zu spielen, außer es passiert etwas ganz Spezielles.“ Das war zuletzt nicht der Fall bei den Oilers, sie haben die Play-offs in der NHL verpasst, deshalb ist Draisaitl schon in Deutschland. Und als im deutschen Eishockey etwas ganz Spezielles passiert ist, war er in Nordamerika. Die NHL pausierte nicht, als die Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen Silber gewann. Darauf angesprochen, windet sich Draisaitl, der Spezielle, etwas. So eine Olympiateilnahme sei „für die meisten Spieler das Highlight ihrer Karriere. Das ist schon ärgerlich, wenn man nicht dabei sein kann.“ Aber nach diesem kurzen Anflug von Ausbruch, schaltet er zurück in den Profimodus. Man müsse auch die Verantwortlichen in der NHL verstehen und so. Dann aber hat Draisaitl frohe Kunde dabei, das deutsche Eishockey werde nun mit Respekt wahrgenommen in Nordamerika. „Ich habe alle Spiele unserer Mannschaft gesehen, da war kein Glück dabei, das war verdient“, sagt er. Bei diesem Erfolg in „ich kann es immer noch nicht aussprechen“. Pyeongchang. „Ah, genau.“

So ein bisschen den Jeck im Nacken hat er dann doch. Er kommt ja gerade frisch aus Köln, dort hat er in den vergangenen Tagen mit Vater Peter, einst auch Nationalspieler und aktuell Trainer der Kölner Haie, die Saison des Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) analysiert. Und Vater hat stolz davon erzählt, was ein großer Haie-Fan der Sohnemannn sei. Nur leider ist er eben zu teuer für Papas Team, sein Salär würde nun mal fast das gesamte Spielerbudget des Klubs verschlingen. Aber kann ja später mal werden, mit Leon Draisaitl und den Haien, nach einer großen Karriere in der NHL.

Zunächst einmal ist ja die Nationalmannschaft das Thema. Noch gut zwei Wochen sind es bis zum Turnier in Dänemark, bis dahin wird Bundestrainer Marco Sturm fast die komplette Mannschaft ausgetauscht haben. Aus der NHL werden noch Dennis Seidenberg und womöglich Korbinian Holzer, Tobias Rieder und Philipp Grubauer zum Team stoßen und in der aktuellen Finalserie der DEL sind noch zehn Nationalspieler beschäftigt. Sturm wünscht sich übrigens: „Dass diese Serie schnell vorbei ist – ohne jemand die Daumen zu drücken.“

Es ist so, dass die Nationalmannschaft mit olympischen Ehren im Rücken in der öffentlichen Wertschätzung die Liga zumindest eingeholt hat. Vor einem Jahr noch hat sich während laufender Play-offs kaum ein Mensch für das Nationalteam interessiert, trotz kommender Heim–WM. Wobei die neue Situation aber auch Erwartungen mit sich bringt. Aber darüber redet Leon Draisaitl am Dienstag nicht. „Es ist noch zu früh, um über Ziele bei der WM zu sprechen“, sagt Leon, der Profi.

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