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Sport: Eishockey? Nebensache

Die Rückkehr in den Alltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mag manchem nach dem attraktiven olympischen Eishockey-Turnier von Salt Lake City Kopfschmerzen bereiten. Vor allem Andrej Mezin, der heute im Spiel gegen die Frankfurt Lions (Spielbeginn 19.

Die Rückkehr in den Alltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mag manchem nach dem attraktiven olympischen Eishockey-Turnier von Salt Lake City Kopfschmerzen bereiten. Vor allem Andrej Mezin, der heute im Spiel gegen die Frankfurt Lions (Spielbeginn 19.30 Uhr, Deutschlandhalle) wieder seinen Arbeitsplatz im Tor der Berlin Capitals hat. Mit Weißrussland erreichte Mezin im olympischen Turnier sensationell den vierten Platz. Ein Erfolg, der aber bei seinem Klub kaum seine verdiente Würdigung erfahren dürfte. Eishockey ist bei den Capitals eben Nebensache.

Nach dem ehemaligen Geschäftsführer Reinhard Hofmann haben inzwischen auch zehn Spieler Insolvenzanträge gegen die verschuldeten Capitals gestellt. Bei der DEL macht sich angesichts der Vorgänge von Berlin längst Resignation breit. An eine Rettung des Klubs scheint niemand mehr zu glauben, an der Liquidität des Hauptgesellschafters Egon Banghard wird heftig gezweifelt. Banghard hatte der DEL vor der Saison als Sicherheit eine Patronatserklärung über 1,3 Millionen Euro hinterlegt. Als die DEL nun, da Angestellte und Spieler seit geraumer Zeit kein Gehalt gesehen haben, das Geld von Banghard einforderte, passierte nichts. "Es mehren sich die Zeichen dafür, dass es so bei den Capitals nicht weitergeht", sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. "Momentan deckt das finanzielle Risiko bei den Capitals die nicht werthaltige Patronatserklärung eines Mannes, der außerdem seinen Verpflichtungen als Sponsor nicht nachgekommen ist."

Das ständige Kommen und Gehen auf der Geschäftsstelle der Capitals wird bei der DEL inzwischen mit eher geringem Interesse verfolgt. "Meine Ansprechpartner bei den Capitals sind Prokurist Gerhard Brüderer und der vorläufige Insolvenzverwalter", sagt Tripcke. Moment mal, seit vergangener Woche haben die Berliner doch mit Thorsten Weck einen neuen Geschäftsführer? "Der Herr Weck hat sich komischerweise noch nicht bei mir gemeldet", sagt Tripcke. "Ich kenne ihn nicht. Mir liegt auch noch kein Auszug aus dem Handelsregister vor, dass die Capitals einen neuen Geschäftsführer haben. Den muss mir der Klub aber vorlegen." Dies wollen die Capitals laut ihrem Sprecher Peter Harbig noch machen. "Aber das kann noch bis zum Sommer dauern", sagt Harbig.

Zur Ehrenrettung Wecks sei gesagt, dass der neue Geschäftsführer eine Rechnung über Ausrüstungsgegenstände der Capitals beglichen haben soll. Dies bestätigt der Ausrüster der Capitals. Ansonsten ist der Aktionsradius von Weck eher eng. "Alle materiellen Verfügungen eines Geschäftsführers müssen bei den Capitals vom vorläufigen Insolvenzverwalter abgesegnet werden", sagt Tripcke. Er rechnet damit, dass Ende März das Insolvenzverfahren gegen die Capitals eröffnet wird. Da Gleiches den Moskitos Essen droht, wird es vermutlich keinen sportlichen Absteiger aus der DEL geben. "Wenn Essen und den Capitals die Lizenz entzogen wird, dann werden wir kommende Saison mit 15 Klubs spielen", sagt Tripcke. Der ERC Ingolstadt, Tabellenführer in der Zweiten Bundesliga, wäre ein Aufstiegskandidat.

Nicht ausgeschlossen ist zudem, dass eine Lizenz der DEL an einen anderen Standtort transferiert wird. In Hamburg lässt der Finne Harry Harkimo eine Mehrzweckhalle errichten, die Fertigstellung ist für November avisiert. Harkimo - in seiner Heimat Eigentümer des Spitzenklubs Jokerit Helsinki - hat sich schon die Namensrechte der Eishockeyabteilung des Hamburger SV gesichert. Wie stehen die Chancen des Finnen? "Ich habe seit langer Zeit mit Herrn Harkimo nicht mehr gesprochen", sagt Tripcke. "Wenn er eine Lizenz von einem anderen Klub kaufen möchte, soll er das tun. Allerdings benötigt er dafür die Dreiviertelmehrheit der DEL-Gesellschafter."

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