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Eishockey: "Verschollener" hilft beim Klassenerhalt

Nach zwei Jahren ohne Einsatz in der Eishockey-Nationalmannschaft bekam Dimitri Pätzold wieder eine Chance - und sicherte der deutschen Auswahl den Klassenerhalt.

Moskau - Erst schien sich die 17-stündige Odyssee von Massachusetts nach Moskau nicht zu lohnen, doch am Ende hatte auch ein beinahe verschollener deutscher Torhüter seinen Anteil am Klassenverbleib der Eishockey-Nationalmannschaft. Mit Dimitri Pätzold hat die weiter erstklassige DEB-Auswahl seit Dienstag doch noch einen Nordamerika-Legionär im Kader, der in Übersee um den persönlichen Aufstieg aus der Zweiten Liga kämpft.

Die sieben deutschen NHL-Profis fehlen bei der WM allesamt. Jochen Hecht, Christian Ehrhoff, Marcel Goc und Christoph Schubert sind in den Playoffs beschäftigt, Torhüter Olaf Kölzig und Marco Sturm baten um Pausen, Dennis Seidenberg ist verletzt. Pätzold aber kam nach dem Playoff-Aus mit den Worcester Sharks in der AHL sofort: "Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Wenn ich für Deutschland auflaufe, versuche ich, 100 Prozent zu geben", sagte er nach dem 5:3 über Norwegen. Es war Pätzolds neuntes Länderspiel, das erste seit 2005.

"Ich muss sehr geduldig bleiben"

"Der Mann versucht, sich seit vier Jahren in der wohl zweitbesten Liga der Welt durchzubeißen", sagte Bundestrainer Uwe Krupp voller Respekt über Pätzold, der wie der Ex-Kölner Thomas Greiss in der Provinzstadt Worcester auf den Sprung in die große NHL wartet. "Ich muss sehr geduldig bleiben", sagte der 24-Jährige, "die meisten NHL- Torhüter spielen erst mit 26."

Dass sein jetziger Club aus der 175.000 Einwohner zählenden Stadt im US-Bundesstaat Massachusetts das Farmteam der großen San Jose Sharks mit Ehrhoff und Marcel Goc ist, trägt Pätzold offen zur Schau: Ein Hai und der Schriftzug "Sharks" prangen auf dem türkisfarbenen Helm von Pätzold, der im Gegensatz zum olympia-erfahrenen Greiss von San Jose für die WM frei gegeben wurde.

Fürs Visum blieb keine Zeit

Dann ging alles so schnell, dass Pätzold bei seinem Abflug aus Boston nicht einmal das für Russland nötige Visum besaß und in Frankfurt zunächst den Weiterflug verpasste. Eine Bescheinigung der WM-Organisatoren und seine Russisch-Kenntnisse halfen weiter. Pätzold ist wie San Joses für Russland spielender Stammkeeper Jewgeni Nabokow in Kasachstan geboren und kam mit 13 Jahren nach Deutschland. 2002 wurde er mit den Kölner Haien Meister, ein Jahr später ging er aus Mannheim zu Worcesters Vorgänger-Team Cleveland Barons.

Der Wechsel nach Übersee sei der richtige Schritt gewesen, betont Pätzold: "Die Torhüter-Schule drüben ist sehr gut. Ich habe jeden Tag Torwart-Training." Für die Sharks saß er zuletzt vor zwei Monaten immerhin auf der Bank. Das ging bei der WM viel schneller, nachdem Dimitrij Kotschnew und Oliver Jonas zuvor zwar solide, aber nicht fehlerlos gehalten hatten. Pätzold stand in Moskaus Vorstadt Mytischtschi vor dem entscheidenden Vorrundenspiel nicht einmal auf dem Eis. Ob er für die Worcester Sharks noch einmal spielt, ist nach dem Ende seines Vertrages offen. Sorgen macht sich Pätzold derzeit aber ebenso wenig wie die deutsche Auswahl nach dem Klassenverbleib. (Von Robert Semmler, dpa)

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