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NHL-Torwart Philipp Grubauer soll das deutsche Team ins Viertelfinale führen.

© Monika Skolimowska/ dpa

Eishockey-WM: Anspannung vor dem wichtigsten Spiel des Jahres

Gegen Lettland geht es für die Nationalmannschaft heute ums Weiterkommen – und um den guten Ruf.

So langsam lässt sich eine gewisse Unruhe spüren bei den verantwortlichen Herren vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB). Das obligatorische Lächeln von Bundestrainer Marco Sturm wirkt angestrengter als sonst und DEB–Präsident Franz Reindl sagt, der Druck sei „riesengroß“. Wie unruhig macht ihn das? „Nervös“ sei geschmälert, sagt Reindl.

Der heutige Dienstag ist bis jetzt der wichtigste Tag des Jahres für den DEB. Denn dann reduziert sich alles auf ein Spiel. Gewinnt die deutsche Mannschaft gegen die Auswahl Lettlands (20.15 Uhr, Sport1), zieht sie ins Viertelfinale ein und hat eine etwas wacklig verlaufene Weltmeisterschaft im eigenen Lande gerettet. Verliert das Team, dann wird die Veranstaltung in Köln im Nachhinein als eine aus Sicht des Gastgebers trübe Geschichte eingeordnet werden. Denn so recht will die WM noch nicht glänzen. Bei der Heim-WM 2010, als die Deutschen das Halbfinale erreichten, war da mehr Frohsinn. Die Auflage 2017 leidet an den Misstönen um die Spiele herum.

Tagelang wurde viel zu viel über den Spieler geredet, der nicht in Köln war (Leon Draisaitl). Dann gab es etwas zu viel Gegentore gegen Schweden (2:7), den Ausfall des bis dahin besten Stürmers Tobias Rieder und die Sperre gegen den ebenfalls auf dem Eis starken Patrick Hager. Zudem belastete sich der DEB noch mit dem Fall Thomas Greiss, den er viel früher und vor allem eleganter hätte lösen können.

Greiss hat sich entschuldigt

Nun hat sich der Torwart, der bei der WM nicht mehr spielen wird, dafür entschuldigt, dass er vor der US-Wahl einige wenig appetitliche Einträge (darunter einen Hitler-Clinton-Vergleich) auf dem sozialen Netzwerk Instagram mit dem Gefällt-Mir–Button versehen hatte. „Diese Posts zu liken, war ein Fehler, und ich entschuldige mich noch einmal in aller Form“, zitierte die New Yorker Zeitung „Newsday“ den deutschen Torwart aus einer Note seines Teams New York Islanders aus der National Hockey-League (NHL). Greiss droht dennoch Ärger mit dem Arbeitgeber. „Die New York Islanders billigen das Social-Media-Verhalten von Thomas Greiss nicht und klären die Angelegenheit intern“, heißt es in er Erklärung.

Abseits aller Nebengeräusche war das sportliche Abschneiden der deutschen Mannschaft gemessen an den jüngsten Jahren bei der WM aber bisher gar nicht so gruselig: In vier von sechs Spielen haben die Deutschen Punkte geholt. Sicher, abgesehen vom 2:1- Erfolg gegen die USA wurden die Auftritte der Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm von wenig Glanz begleitet. Auch wirkten die Deutschen im taktischen Bereich mitunter mangelhaft aufgestellt. Nach jedem schwachen Auftritt gab es immer das Versprechen, es im nächsten Spiel besser zu machen, weil man es ja besser könne. Vielleicht jetzt gegen die Letten?

Grubauer soll's richten

In jedem Fall stehen dann zwei Spieler bei den Deutschen auf dem Eis, die es gut machen können. Leon Draisaitl hat schon beim 4:1 gegen Italien am Sonnabend gezeigt, was er alles auf dem Eis veranstalten kann. Ohne Jetlag sollte das ein paar Tage später noch besser aussehen. Gleiches trifft auf Philipp Grubauer zu, der aus der NHL nachgeholte Torwart von den Washington Capitals steht am Dienstag erstmals für das deutsche Team auf dem Eis, gegen Italien saß er nur als Ersatz auf der Bank. Sturm hat einen „sehr guten“ Eindruck von Grubauer: „Er wird bereit sein.“ Genau wie das gesamte Team unbedingt gewinnen wolle. Aber: „Lettland ist eine Top-Mannschaft. Es wird eine Schlacht bis zum bitteren Ende.“

Grubauer kennt die Letten. Zu Beginn der Saison stand er schon einmal bei einem Schicksalsspiel der Deutschen in Riga auf dem Eis: Im September gewann die Nationalmannschaft 3:2 und sicherte sich so die Qualifikation für die Olympischen Spiele. So könnte sich also der Kreis schließen – sollten die Deutschen das Entscheidungsspiel gegen die taktisch geschlossen auftretenden Letten wieder gewinnen. Dann wäre auch die WM aus deutscher Sicht mit der Viertelfinalteilnahme in jedem Fall gelungen.

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