zum Hauptinhalt

Sport: Eishockey-WM: Tschechiens Held heißt Moravec

"Finland rules" - diese Worte waren gestern, beim Finale der Eishockey-Weltmeisterschaft in der ausverkauften Preussag-Arena von Hannover zu lesen. Doch damit lagen die finnischen Fans am Ende der WM völlig falsch.

"Finland rules" - diese Worte waren gestern, beim Finale der Eishockey-Weltmeisterschaft in der ausverkauften Preussag-Arena von Hannover zu lesen. Doch damit lagen die finnischen Fans am Ende der WM völlig falsch. Zumindest im Eishockey herrscht weiter die Tschechische Republik, auch wenn ihr dabei mitunter das Glück zur Seite steht. Bereits zum dritten Mal in Folge holten sich die Tschechen gestern den Weltmeistertitel, schlugen Finnland vor 10 513 Zuschauern mit 3:2 (0:1, 0:1, 2:0,1:0) nach Verlängerung. David Moravec schoss nach 10:38 Minuten der Verlängerung das entscheidende Tor.

Dass in einem Endspiel zwischen Finnland und Tschechien nicht unbedingt mit einer Torschwemme zu rechnen war, durfte man erwarten. Beide Teams sind nun mal dafür bekannt, dass sie eher eine defensive Taktik bevorzugen, versuchen die Fehlerquote in der eigenen Zone so gering wie möglich zu halten. Doch gestern ging es recht munter hin und her, gab es Torchancen im Überfluss. Vor allem für die Finnen, die waren ihrem Gegner in läuferischer Hinsicht überlegen, dazu kam, das die Tschechen zunächst auch etwas zu undiszipliniert zu Werke gingen. Und derartiges ist leichtsinnig gegen Finnland, das hat man in den vergangenen zwei Wochen bei der WM häufig beobachten dürfen. Die Finnen hatten in jedem Spiele - abgesehen vielleicht von der mit 1:4 verlorenen Vorrundenpartie gegen die USA - demonstriert, dass sie das mit Abstand beste Powerplay beherrschen.

Ihr erstes Tor erzielten die Finnen allerdings in der 19. Minute durch Juha Lind noch nicht in nummerischer Überlegenheit. Kurz vor Ende des zweiten Drittels kamen sie durch Juha Ylönens 2:0 dann doch zu ihrem Überzahltor. Die Entscheidung war damit aber noch nicht gefallen, denn im Schlussabschnitt gingen die Finnen ein wenig zu lässig mit ihren Möglichkeiten um, die Tschechen mühten sich hingegen redlich und wurden dafür belohnt: Nach 45 Minuten erzielte Martin Prochazka das Anschlusstor. Jiri Dopita - früher auch mal für die EHC Eisbären Berlin aktiv - gelang sechs Minuten vor Ende sogar auf ein wenig kuriose Art der Ausgleich. Finnlands Torhüer Pasi Nurminen sah dabei nicht gut aus.

2:2 stand es auch noch nach 60 Minuten, der neue Weltmeister musste also in der Verlängerung gefunden werden. Und der kam am Ende wieder aus der Tschechischen Republik: Elf Minuten waren in der Verlängerung gespielt, als David Moravec Finnland den Sudden Death, den plötzlichen Tod bescherte. Und dieser Erfolg kam nicht nur "plötzlich" zustande, sondern war für die Tschechen auch recht schmeichelhaft. Den über 5000 finnische Fans in der Arena, die zuvor für prächtige Stimmung gesorgt hatten, war die Entttäsuchung deutlich anzumerken. Die Übergabe des Pokals an den Weltmeister wurde von einem gellenden Pfeiffkonzert begleitet.

Das hochklassige Endspiel war insgeasmt ein gelungener Abschluss der WM in Deutschland. Bereits vor dem Finale hatte der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), Franz Reindl, eine positive Bilanz hinsichtlich des Turnierverlaufs gezogen. "Die WM hat all unsere Erwartungen übertroffen", meinte der Chef des Organistionskomitees. Exakt 407 542 Zuschauer kamen zu den insgesamt 56 Spielen, der DEB hatte im Vorfeld nur mit 240.000 Besuchern kalkuliert. Damit war die WM von Deutschland das Turnier mit den zweitmeisten Zuschauern in der Geschichte, nur 1997 in Finnland hat es mehr gegeben. Wie hoch der Gewinn nun für den DEB angesichts des überaschenden Zuschauerbooms ausfällt, konnte Reindl noch nicht beantworten. "Kassensturz machen wir nächste Woche."

Wichtiger als der finanzielle Gewinn, sei ihm allerdings die Imageverbesserung, die das Eishockey in Deutschland durch die WM erfahren habe, sagte Reindl. "Vor zwei, drei Monaten da waren wir noch bei null." Die WM war ein absoluter Gewinn für das Eishockey. Angesichts der guten Erfahrungen bei dieser WM wollen wir uns so kurzfristig wie möglich wieder bewerben." Bis 2006 sind die Weltmeisterschaften vergeben, danach könnte Deutschland wieder an der Reihe sein, oder sogar auch schon früher. "Vielleicht springen wir auch kurzfristig ein", meinte Reindl, "wenn ein Ausrichter Probleme haben sollte." Dies könnte passieren: Der tschechische Verband nämlich hat bei den Vorbereitungen für die WM 2004 nämlich so seine Schwierigkeiten mit dem Bau einer neuen Arena in Prag.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false