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Gut drauf. Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm verspricht viel. Foto: Marius Becker/dpa

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Eishockey-WM: Weltmeister? Wäre schon toll!

Deutschland kann unter Trainer Sturm eine gute Rolle bei der Eishockey-WM spielen - vor allem, wenn das größte Talent dabei ist. Das ist aber noch nicht sicher.

Vor 16 Jahren hat Marco Sturm schon mal fast an derselben Stelle gesessen, damals in einem Pressezelt vor der Kölnarena. Diesmal, am Mittwoch, sitzt Sturm in den Katakomben der Halle im Stadtteil Deutz. In anderer Rolle, aber wieder als auskunftsfreudiger Hauptdarsteller mit Erwartungen konfrontiert. Heim-Weltmeisterschaft im Eishockey, da sollte Sturms Team nicht nur eine Statistenrolle einnehmen. Das war auch im WM-Heim-Jahr 2001 so, damals verkörperte der junge Eishockeystar Sturm als Anführer des deutschen Teams die Hoffnung, sich nicht zu blamieren. 2017 verkörpert der junge, noch weit vom Star-Status entfernte Bundestrainer Sturm die Hoffnung, sein Team bei der am Freitag wieder in Köln beginnenden WM mindestens bis ins Viertelfinale zu führen.

Mindestens, weil es unter Bundestrainer Uwe Krupp bei der WM 2010 in Köln sogar bis ins Halbfinale ging. Ist das womöglich eine Hypothek für Sturm? Nein, sagt der 38 Jahre alte Bundestrainerjungspund: „Halbfinale, das wäre nicht schlecht.“ Oder sogar mehr, denn sein Starverteidiger Dennis Seidenberg, 2001 mit 18 Jahren schon am Start, sagt gar: „Alles ist möglich.“ Und Stürmer Felix Schütz packt das Titelwort drauf: „Niemand erwartet, dass wir Weltmeister werden, aber es wäre schon toll.“

Ziemlich durchgeknallt erscheinen derlei Aussagen für Spieler aus einer mittelprächtig guten Eishockeynation, die seit der Halbfinalteilnahme von 2010 nur zwei WM-Viertelfinalteilnahmen auf ihr Erfolgskonto brachte, Olympia 2014 verpasste und dafür reichlich Tiefschläge kassierte. Etwa ein peinliches 4:12 gegen Norwegen (2012) oder auch das flotte 0:10 gegen Kanada (2015). Aber dem Deutschen Eishockey-Bund sei zu Gute gehalten, dass bei diesen Turnieren unter den überforderten und bei den Spielern nicht geliebten Krupp-Nachfolgern Jakob Kölliker und Pat Cortina nur bessere deutsche B-Teams am WM-Start waren.

Deutsches Team so gut besetzt wie vielleicht noch nie

Jetzt aber, in der im Sommer 2015 begonnenen Sturm-Zeit ist das anders, da wollen alle kommen. Der Christian Ehrhoff, als Verteidiger deutscher Mannschaftskapitän bei der WM, hat dem deutschen Jahrhunderttalent Leon Draisaitl unlängst noch viele erfolgreiche Play-off-Teilnahmen in der National Hockey-League (NHL) gewünscht. „Aber bitte nicht diese Saison, da musst du ausscheiden und nach Köln kommen“, hat Ehrhoff dem Kollegen geschrieben. Noch aber spielt der Kölner Draisaitl im Viertelfinale der NHL für die Edmonton Oilers. Aber wenn Draisaitl das Halbfinale nicht erreicht, dann sollte er bald im Flieger gen Heimat sitzen. Dennis Seidenberg (New York Islanders), der neun Jahre auf die WM-Teilnahme gepfiffen hatte, sagt: „Marco war schon immer ein Vorbild für mich.“ Tatsächlich ist das deutsche Team diesmal so gut besetzt wie eigentlich nie bei einer WM und mindestens zwei Spieler werden ja aus der NHL noch kommen, in den Play-offs spielen die vier verbliebenen Deutschen gerade gegeneinander.

Auch ohne Draisaitl, Tom Kühnhackl (Pittsburgh), Korbinian Holzer (Anaheim) und Philipp Grubauer (Washington) ist Sturms Mannschaft in ihren sieben Spielen in der Vorrundengruppe A – Gruppe B spielt in Paris – in guter Position. Zu drei, vier Siegen sollte es reichen. Zum ersten Erfolg womöglich schon im ersten Gruppenspiel gegen die USA am Freitag (20.15 Uhr, live auf Sport1). Der Gastgeber hat gegen die mit etlichen NHL-Stars antretenden Amerikaner einige Vorteile. Das deutsche Team ist homogener, wohl motivierter und kennt die Arena besser als der Gegner, der gegen die aus Nordamerika ungewohnte lärmende Fan-Kulisse anspielen muss. Schon einmal sind die Amerikaner in die germanische Stimmungsfalle getappt, damals allerdings im Mai 2010 beim WM-Eröffnungsspiel in der Arena von Gelsenkirchen vor knapp 78 000 Zuschauern.

Diesmal werden es in der Kölnarena nur 19 000 Zuschauer sein am Freitag – aber auch die können reichen. Marco Sturm weiß das: Er selbst hat im Jahr 2001 als Spieler das erste Tor im Auftaktspiel gegen die Schweiz geschossen, die Deutschen gewannen 3:1 und kamen bis ins Viertelfinale.

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