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Eisbären Berlin

© Imago

Eishockey: Wut auf Eis

Nach dem Debakel von Hamburg weigert sich Don Jackson die Eisbären vor dem Pokalfinale zu trainieren. Trotzdem kommt bei den Berlinern Meisterschaftsstimmung auf.

Von Katrin Schulze

Berlin – Dass Pokalspiele Seltenheitswert besitzen, ist keine besonders originelle Erkenntnis. Dass sich das aber nicht nur auf die Häufigkeit der zu absolvierenden Spiele und die zum Teil überraschenden Ergebnisse beziehen muss, zeigte Don Jackson gestern. Mit einer besonderen Art der Vorbereitung stimmte der Trainer der Eisbären Berlin seine Spieler auf das heutige Endspiel im Deutschen Eishockey-Pokal gegen die Frankfurt Lions (19 Uhr, Sportforum Hohenschönhausen) ein: Jackson trainierte seine Mannschaft einfach nicht. „Ich bin so wütend, dass ich nicht mit ihnen aufs Eis gehe“, sagte der Berliner Trainer.

"Wir haben in Hamburg ausgesehen wie der Tabellenletzte"

Grund für die schlechte Laune des US-Amerikaners war die desolate Leistung der Eisbären gegen die Hamburg Freezers – mit 1:7 kassierten die Berliner beim Zwölften der Deutschen Eishockey-Liga ihre höchste Saisonniederlage. „Wir haben in Hamburg ausgesehen wie der Tabellenletzte“, sagte Jackson. Und das zeigte sich nicht nur an der fehlenden Ordnung auf dem Eis, sondern auch am körperlosen Spiel der Berliner. Vor allem im letzten Abschnitt präsentierten sich die Eisbären am Sonntagnachmittag kraft- und willenlos.

„Wir waren durch die Bank schlecht“, sagte Stürmer Stefan Ustorf. Den Trainer brachte diese „schlampige Auftrittsweise“ seines Teams merklich in Aufruhr.„Nach dem Spiel mussten wir uns viel von Don anhören“, sagte Ustorf. Und auch gestern war die Wut von Jackson nicht verflogen – er beschränkte sich auf eine ausgiebige Videoanalyse und Einzelgespräche, und ließ seinen Assistenten Jeff Tomlinson die Trainingseinheit auf dem Eis durchführen. Mit einer Mischung aus Frust und Trotz versuchte Jackson zu erklären, warum er seine Schlittschuhe in der Kabine ließ: „Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Spielern damit genug gesagt hatte und ihnen nun Freiraum von mir ermögliche.“

Noch immer steht der Pokal im Schatten der Meisterschaft

Dass die Eisbären im Zuge von Pokalspielen zu solch seltsamen Maßnahmen greifen, ist nicht unbedingt neu. Vor fünf Jahren ließ Don Jacksons Vorgänger Pierre Pagé seine Führungsspieler John Gruden, Steve Walker und Sven Felski schon Mal in Badelatschen und Sportunterwäsche zur Pressekonferenz bitten, nachdem die Berliner in der zweiten Runde des Pokals gegen Mannheim ausgeschieden waren. „Ich hatte den Spielern erklärt, welche Bedeutung der Pokal im Fußball hat und dass wir helfen müssen, den Wettbewerb auch im Eishockey zu etablieren“, sagte Pagé als der Deutsche Pokal zum ersten Mal ausgespielt wurde.

Zwar verzichtet Jackson fünf Jahre später auf die öffentliche Vorführung seiner Spieler, doch die Suche nach dem Stellenwert des Wettbewerbs ist geblieben. „Natürlich ist der Pokal nicht so wichtig wie die Meisterschafts-Endrunde“, sagt Jackson. Dennoch ist das Pokalfinale für die Eisbären von Bedeutung, schließlich sind sie bislang immer spätestens im Halbfinale ausgeschieden.

"Wer will nicht gerne von sich behaupten, Pokalsieger zu sein?"

In den letzten Jahren mussten die Berliner zusehen, wie in Mannheim, Düsseldorf und Köln die Siege gefeiert wurden. Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass der Run auf die Karten für das Spiel in Berlin vergleichbar war mit dem eines Meisterschafts-Finals, denn „es handelt sich um einen Titel und ist eine gute Möglichkeit, sich auf die Härte der Play-offs einzustellen“, sagt Don Jackson. Stefan Ustorf formuliert es so: „Alle, die den Titel nicht holen, versuchen die Wertigkeit des Pokals herunterzuspielen. Aber wer will nicht gerne von sich behaupten, Pokalsieger zu sein?“

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