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Vancouver 2010 - Eiskunstlauf

© dpa

Eiskunstlauf: Tanz ohne Lächeln

Drei Tage nach dem Tod ihrer Mutter läuft die Kanadierin Joannie Rochette im Kurzprogramm auf Rang drei.

Vancouver - Kanada leidet mit Joannie Rochette, ihre Geschichte wühlt die Menschen im ganzen Land auf. Woher nimmt die 24 Jahre alte Eiskunstläuferin nur diese Kraft?, fragen sich die kanadischen Landsleute vor der olympischen Kür der Frauen in der Nacht zum Freitag (2 Uhr deutscher Zeit). Am vergangenen Wochenende verstarb die Mutter der Vizeweltmeisterin überraschend im Alter von 55 Jahren. Sie war gerade aus Montreal angereist, um die Tochter bei den Olympischen Spielen zu unterstützen, und erlitt einen Herzinfarkt. Joannie Rochette fuhr ins Krankenhaus, nahm Abschied von ihrer Mutter und entschloss sich, dennoch in Vancouver anzutreten und für die Verstorbene zu laufen. Ihre Mutter war stets der größte Fan der begabten Athletin gewesen und hatte sie immer an der Bande begleitet. Der Landesverband Skate Canada hatte Joannie Rochette die Entscheidung überlassen und ihr auch die Möglichkeit eingeräumt, kurzfristig auf den Start zu verzichten.

Doch Joannie Rochette lief, sie trat am Dienstagabend tatsächlich im Kurzprogramm an und spulte ihre kurze Kür zu einer Tangomusik wie in Trance ohne Fehler ab. Jeder Sprung, jede Pirouette, alles war perfekt – nur lächeln konnte sie nicht. Nach dem Auftritt wurde sie von ihrer Trauer überwältigt. Schluchzend stand Rochette auf der Eisfläche, die Zuschauer im Pacific Coliseum spendeten der Läuferin stehend Applaus. Unter Tränen bedankte sie sich mit Kusshänden beim Publikum. Interviews wird die Eiskunstläuferin bis zum Ende des Wettbewerbs nicht geben, in einer Pressemitteilung ließ sie aber ausrichten, dass sie es nicht bereue, doch gelaufen zu sein. Durch ihre fehlerfreie Vorstellung hat Joannie Rochette gute Chancen, eine olympische Medaille zu gewinnen. Sie schloss das Kurzprogramm mit einer persönlichen Bestnote von 71,36 Punkten ab und belegt vor der Kür am heutigen Donnerstag den dritten Platz.

An der Spitze liegt erwartungsgemäß die 19-jährige Koreanerin Kim Yu-Na, die mit 78,50 Punkten eine persönliche Bestleistung aufstellte. Rang zwei belegt die Japanerin Mao Asada, die mit einer Kombination aus Dreifach-Axel und Doppel-Toeloop überraschte, aber nur mit 73,78 Punkten belohnt wurde. Deutschlands Starterin Sarah Hecken erreichte Rang 23 und qualifizierte sich damit für die Kür. Christiane Mitatselis

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