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Eisschnelllauf: Anschütz-Thoms droht mit Rücktritt

Der Frust sitzt tief, die Querelen gehen weiter: Team-Olympiasiegerin Daniela-Anschütz-Thoms hat nach der Enttäuschung bei den Weltmeisterschaften in Salt Lake City mit ihrem Rücktritt gedroht.

Erfurt/Berlin - "Der Verband hat uns deutsche Frauen doch durch die Trennung von den Männern allein gelassen. Wir mussten uns ja sogar selber um Trainingspartner kümmern. Ich kann mir aber auf Dauer ein eigenes Team finanziell nicht leisten", erklärte die 32 Jahre alte Erfurterin der "Thüringer Allgemeinen" und fügte unmissverständlich hinzu: "Sollte es zu keiner Einigung kommen, trete ich zurück und beende meine Karriere. So hat es doch keinen Sinn mehr, weiter zu machen."

Sie fordert von den Verantwortlichen der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) vor allem, dass ihr langjähriger Trainer Stephan Gneupel wieder die ganze Saison an ihrer Seite ist. "Ich fordere ja keine Sonderlösung, nur Gleichberechtigung. Die Trainer von Anni Friesinger und Claudia Pechstein sind auch immer dabei. Dazu benötige ich finanzielle und logistische Unterstützung für meine zukünftigen Trainingspartner", stellte die Thüringerin, die im Utah Olympic Oval mit Platz vier über 5000 Meter zum vierten Male haarscharf ihre erste WM-Einzelmedaille verpasst hatte, klar. Bei den Titelkämpfen hatte auch die überragende Sprint-Weltmeisterin Jenny Wolf aus Berlin nach ihrem Weltrekordlauf gefordert, dass ihr Trainer Thomas Schubert künftig wieder mit zu den Höhepunkten reisen darf.

"Jetzt ist der Verband an der Reihe"

Daniela Anschütz-Thoms erwartet nun, dass der Verband auf sie zukommt. Nachdem sie Stephan Gneupel schon bei den Europameisterschaften in Klobenstein und den Allround-Weltmeisterschaften in Heerenveen nicht betreuen durfte, hatte sie mehrere Anträge an die DESG gerichtet, die aber durchweg abgelehnt wurden. "Jetzt ist der Verband an der Reihe, auf mich zuzukommen. Noch so ein Jahr, wo ich mit meinem Trainer bei den wichtigsten Wettkämpfen nur telefonisch kommunizieren kann, mache ich auf jeden Fall nicht mit", erklärte sie.

DESG-Präsident Gerd Heinze kann ihre Aufregung nicht verstehen. "Diese Forderungen überraschen mich. Es gab in Erfurt Zwischenlösungen, die wir finanziell unterstützt haben", meinte der Berliner und spielte auf die Tatsache an, dass mehrere Wochen kasachische Eisschnellläufer in Erfurt weilten und gemeinsam mit Anschütz-Thoms trainierten. "Auch bei Lehrgängen gab es mit Cheftrainer Markus Eicher doch keine Probleme", fügte er hinzu.

Verband: Nicht alle individuellen Wünsche können erfüllt werden

"Natürlich liegen mir Lösungswege am Herzen. Aber ich sage auch: Nicht alles wird für den Verband leistbar sein. Es ist nicht möglich, für alle individuellen Wünsche die entsprechenden Mittel bereits zu stellen", machte er deutlich und räumte ein: "Natürlich ist es nach zehn Jahren des Individualprinzips für die Altgedienten schwer, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. "Jochen Behle ist auch nicht der Bezugstrainer der Ski-Langläufer. Und die Heimtrainer sind auch nicht bei jedem Wettkampf dabei", brachte Heinze einen Vergleich zum nordischen Skisport.

Die WM-Medaille im Teamrennen betrachtet Anschütz-Thoms nicht als versöhnlichen Abschluss der für sie schwierigen Saison. "Dass wir Bronze im Mannschaftslauf gewonnen haben, war ja das Minimalziel. Und eigentlich war die Saison ja trotz der ständigen Querelen mit dem Verband meine beste überhaupt. Das habe ich aber nicht der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft, sondern ausschließlich meinem Trainer Stephan Gneupel zu verdanken." (Von Frank Thomas, dpa)

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