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Konsequenzen gezogen. Claudia Pechsteins Klage fand vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte keine Zustimmung.

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Update

Eisschnelllauf: Claudia Pechstein sagt für zwei WM-Rennen ab

Claudia Pechstein konzentriert sich nach dem juristischen Tiefschlag ganz auf das 5000-Meter-Rennen bei der Heim-WM am Samstag.

Eigentlich hatte Claudia Pechstein geplant, am Donnerstag bei der Eisschnelllauf-Weltmeisterschaft in Inzell das Rennen über 3000 Meter zu absolvieren. Stattdessen verfolgte sie den Sieg ihrer tschechischen Freundin Martina Sablikova vor dem Fernseher in ihrem Quartier in dem oberbayerischen Örtchen. Der 7. Februar ist für Pechstein eh schon ein trauriges Datum, nun verbindet die Berlinerin es mit zwei schlechten Erinnerungen. Die erste ereignete sich auf den Tag genau vor zehn Jahren. Damals konfrontierte der Weltverband Pechstein bei der Mehrkampf-WM im norwegischen Hamar erstmals mit ihren auffälligen Blutwerten, die einen Dopingverdacht nahelegten. Fünf Monate später, im Juli 2009, sperrte der Weltverband sie dann für zwei Jahre.

Die zweite traurige Erinnerung an den Eröffnungstag dieser WM hat nun auch mit dieser Sperre zu tun – und mit dem Kampf, den die 46-Jährige seither vor zahlreichen Gerichten dagegen bestreitet. Weil Pechstein am Dienstag einen weiteren Rückschlag dabei einstecken musste, verzichtete sie am Donnerstag auf das Auftaktrennen der WM. Zugleich sagte sie auch den Start in der Team-Verfolgung am Freitag ab. Somit wird sie nur über die 5000 Meter am Samstag und beim Massenstartlauf am Sonntag antreten.

"Entscheidung geht an die Substanz"

Pechstein begründete den Startverzicht mit ihrer Enttäuschung über ihre jüngste juristische Niederlage. „Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte so kurz vor dem WM-Start geht an die Substanz. Es ist kaum noch zu ertragen, was mir als Folge der skandalösen Unrechtssperre von 2009 alles zugemutet wird. In meiner ersten Reaktion habe ich direkt an Abreise gedacht“, sagte Pechstein.

Andererseits habe sie sich sehr auf die WM gefreut und sich auch sportlich unter widrigsten Umständen für den Saisonhöhepunkt qualifiziert: „Deshalb habe ich mich dazu entschieden, nur in den beiden Rennen an den Start zu gehen, auf die im Laufe der Saison auch mein Training aufgebaut war.“

Die fünfmalige Olympiasiegerin hatte am Dienstag ein früheres Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg zu ihrer einstigen Sperre akzeptieren müssen. Das Gericht wies ihre Berufung gegen das Urteil vom 2. Oktober ab. Pechstein hatte reklamiert, vor dem Sportgerichtshof Cas wegen fehlender Öffentlichkeit kein faires Verfahren gehabt zu haben. Das hatte ihr der EGMR im ersten Urteil eingeräumt, die Unabhängigkeit des Cas aber nicht infrage gestellt.

Pechstein hat sich Ziele gesetzt

Der Sportdirektor Matthias Kulik konnte Pechstein verstehen. „Die sportliche Situation wird überschattet von der persönlichen Situation. Claudia muss sich nun fokussieren auf das wichtigste Rennen“, sagte er. „Was bleibt, ist unser Unverständnis, eine solche Gerichts-Entscheidung unmittelbar vor einer WM mitzuteilen.“ Pechsteins Teamkolleginnen Roxanne Dufter und Michelle Uhrig zeigten sich traurig, dass nun kein deutsches Trio in der Teamverfolgung starten wird. „Ich bedauere das sehr. Bei einem Weltcuprennen hätte man das leicht verkraftet.Aber eine WM, das ist schon etwas anderes“, sagte die Inzellerin Dufter.

Pechstein versuchte, ihre Entscheidung zu erklären. „Ich hatte mir im WM-Vorfeld die Ziele gesetzt, über 5000 unter die besten Acht und im Massenstart in die Top Ten zu laufen“, sagte sie. „Ich habe wirklich keine Ahnung, ob mir das unter diesen Umständen gelingen kann.“ Sie habe bei der WM nur dann eine Chance, „wenn ich mich voll und ganz darauf konzentriere und versuche, bis Samstag alles andere auszublenden“. Damit sie dann auch noch gute Erinnerungen an diese WM hat. (Tsp/dpa)

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