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Eisschnelllauf: Davis auf dem Olymp

Erstmals in der 82-jährigen Geschichte Olympischer Winterspiele hat ein schwarzer Eisschnellläufer Gold gewonnen.

Turin - Top-Favorit Shani Davis düpierte am Samstag im Oval Lingotto auf der 1000-Meter-Distanz die Konkurrenz und erkämpfte das dritte Gold für die Kufen-Cracks aus Amerika. Zuvor hatten auch Chad Hedrick (5000 Meter) und Joey Cheek (500 Meter) bei den Olympischen Winterspielen in Turin triumphiert. In 1:08,89 unterbot Davis den Flachland- «Weltrekord» um 0,22 Sekunden.

Der Allround-Weltmeister beendete damit zugleich die lange Serie von Außenseitersiegen auf der jüngsten olympischen Einzelstrecke. Seit 1976 hatte es - außer beim Sieg des Amerikaners Eric Heiden 1980 in Lake Placid - immer Favoriten-Stürze gegeben. Es war der vierte Sieg der Amerikaner auf dieser Distanz nach Peter Mueller (1976), dem heutigen Coach der Norweger, Heiden (1980) und Dan Jansen 1994.

Erst vor wenigen Tagen war der Exzentriker aus Chicago bei den anderen US-Boys in Ungnade gefallen, weil er einen Start im Team- Wettbewerb abgelehnt hatte, um sich optimal auf seine Spezialstrecke vorzubereiten. «Ich möchte nicht wissen, wo wir gelandet wären, wenn er dabei gewesen wäre», beklagte Chad Hedrick den Egoismus seines Team-Gefährten, der ohnehin als Eigenbrötler gilt, nie mit dem US-Team trainiert und auch sonst seine Marotten auslebt.

Gelassen drehte Davis mit seiner ausgebeulten Skimütze seine Runden auf der Einlaufbahn und hatte erst die Strahlemiene aufgesetzt, als die beiden niederländischen Mitfavoriten Erben Wennemars und Jan Bos im letzten Paar an seiner Top-Zeit vorbeischrammten. Hinter 500-Meter-Sieger Joey Cheek (USA/1:09,16) blieb Wennemars in 1:09,32 immerhin Bronze. Dafür wurde er von den mehr als 5000 Oranje-Fans unter den 8200 Zuschauern im erstmals ausverkauften Eis-Palast von Turin stürmisch gefeiert.

Für 5000-Meter-Sieger Hedrick endete das Rennen alles andere als wunschgemäß. «Crazy Chad», der vor den Spielen großmäulig den Gewinn von fünf Goldmedaillen - wie einst sein großer Landsmann Heiden vor 26 Jahren - angekündigt hatte, musste sich im ersten internationalen 1000-Meter-Rennen seiner Karriere in 1:09,45 Minuten mit Platz sechs begnügen. «Ich habe am Start einige Zehntel liegen lassen, deshalb kann ich nicht zufrieden sein», sagte der US-Boy kleinlaut. Dem 28-jährigen Texaner bleiben nur noch zwei Gold-Chancen.

Deprimierend war das Resultat für die deutschen Sprinter: Während in der Spitze immer neue Leistungssprünge verbucht werden, war erstmals seit Einführung der Disziplin ins olympische Programm 1976 überhaupt kein Deutscher über 1000 Meter am Start. Noch 1992 hatte der Berliner Olaf Zinke mit seinem Sieg in Albertville für Furore gesorgt. Der als einziger qualifizierte Christian Breuer aus Grefrath hatte wegen Rückenproblemen schon vor Beginn der Spiele absagen müssen. (Von Frank Thomas, dpa)

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