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Sport: Eisschnelllauf: und keiner schaut zu

Nirgendwo im Sport klaffen die Unterschiede zwischen virtueller Welt und Realität weiter auseinander als im Eisschnelllauf. Mitreissende Rennen, fantastische Weltrekorde und überaus medaillenträchtige Starter aus deutschen Landen bescherten - man mag es kaum glauben - dem Eislauf dieser Art bei ARD und ZDF die höchsten Einschaltquoten.

Nirgendwo im Sport klaffen die Unterschiede zwischen virtueller Welt und Realität weiter auseinander als im Eisschnelllauf. Mitreissende Rennen, fantastische Weltrekorde und überaus medaillenträchtige Starter aus deutschen Landen bescherten - man mag es kaum glauben - dem Eislauf dieser Art bei ARD und ZDF die höchsten Einschaltquoten. Wer gestern, am zweiten Tag der nationalen Einzelstrecken-Titelkämpfe, davon im Sportforum eine Widerspiegelung des Interesses gesucht hätte, wäre enttäuscht gewesen. Kaum mehr als 100 Zuschauer verfolgten das Geschehen.

Dabei wurde wiederum erstklassiger Sport geboten, und auch deftige Überraschungen blieben nicht aus. An erster Stelle zu nennen wäre der 1500-m-Erfolg der aufstrebenden Anni Friesinger. Sie unterbot den Bahnrekord von Gunda Niemann-Stirnemann (Erfurt/bisher 1:59,16 Minuten) und gewann mit 1:58,31 mit mehr als 1,5 Sekunden Vorsprung. Zweite wurde überraschend im direkten Vergleich mit der Rekord-Weltmeisterin aus Erfurt (2:00,73: 2:00,75) die Berliner Sprint-Weltmeisterin Monique Garbrecht-Enfeldt. "Ich denke, mir hat am Schluss meine Zieltechnik zum Sieg verholfen", sagte Garbrecht. Beide Läuferinnen erreichten gleichauf das Ziel, doch die Sprintspezialistin schob mit einem Ausfallschritt ihren Schlittschuh zwei Hunderstelsekunden früher durch die Lichtschranke. Fasst die Einzel-Weltmeisterin über 500 m und 1000 m nun gar den WM-Auftritt über 1500 m, eher eine Mittelstrecke, ins Auge? "Das kann ich heute noch nicht sagen. Aber am Ende war ich weniger kaputt als befürchtet. Und nie im Traum hätte ich geglaubt, vor Gunda zu sein." Auch im Duell Sprinterin Sabine Völker (Erfurt) kontra Mehrkampf-Weltmeisterin Claudia Pechstein (Berlin) um die vierte Position hatte die Kurzstrecklerin mit 2:01,34 zu 2:01,80 unerwartet die Nase vorn.

Zuvor hatte Garbrecht, die wie Langstreckler Frank Dittrich (Chemnitz) für die Vorwinterleistungen als "Kufenflitzerin des Jahres" geehrt wurde, sich ungefährdet Rang eins über 500 m gesichert. Das gelang ihrem Klubgefährten vom EHC Eisbären Michael Künzel auf der gleichen Distanz ebenso unangefochten vor Jan Waterstradt (Berlin).

In der Entscheidung über 1500 m der Herren behauptete sich der Favorit Christian Breuer (Grefrath/1:51,23). Doch mit dem Erfurter Jörg Dallmann (2.) und Anni Friesingers Bruder Jan (5.) wiesen hoffnungsvolle junge Burschen ihre Fortschritte nach.

Ernst Podeswa

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