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Hier ist sie, die Bronzemedaille. Stephanie Beckert ist zufrieden mit Platz drei. Foto: dpa

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Eisschnelllauf: Zwei Siegerinnen in einem harten Duell

Beckert freut sich bei der WM über Bronze, Pechstein als Achte über ihre Saison-Bestzeit

Joachim Franke ging tief in die Knie und brüllte sich die Seele aus dem Leib. Beeindruckend, der Mann ist immerhin 70 Jahre alt. „Mehr noch“, schrie der Trainer Franke zum Beispiel, als Claudia Pechstein mit brennenden Beinen an ihm vorbei glitt. Mehr noch? Sehr witzig. Sie gab doch schon alles, mehr ging einfach nicht. Schneller als nach 4:08,11 Minuten schaffte sie es einfach nicht, 3000 Meter in der futuristischen Eisschnelllauf-Halle in Inzell runterzuspulen. So schnell war sie noch nie in in dieser Saison, aber zu einer Medaille, auf die sie möglicherweise gehofft hatte, nein, zu einer Medaille reichte es gestern nicht. Claudia Pechstein landete bei der WM auf Platz acht.

Stephanie Beckert, einer ihrer Intimfeindinnen, war erheblich schneller (4:04,28), sie sicherte sich Bronze. Gold gewann die Holländerin Ireen Wüst (4:01,56), Silber Martina Sablikova aus Tschechien.

Für die Deutschen gab es gestern aber im Grunde genommen nur Siegerinnen. Claudia Pechstein war zufrieden, weil Inzell ihr großes Comeback war. Allein der Start verschaffte ihr schon enorme Befriedigung. Zwei Jahre Dopingsperre hatten sie nicht in die Knie gezwungen, mit einer extremen Kraftleistung hatte sie sich zurückgekämpft. „Ich wollte hier zwar etwas mehr zeigen“, sagte die 39-Jährige dem ZDF, „aber dass es nicht geklappt ist, ist nicht so schlimm. Ich bin einfach froh, dass ich wieder dabei bin.“

Niemand konnte erwarten, dass die fünfmalige Olympiasiegerin wieder auf Platz vier oder gar zu Bronze fahren würde. Vierte war sie vor einer Woche im Weltcup-Finale geworden, aber das hier ist eine WM, da ist der Druck viel größer. Außerdem, mehr als Saison-Bestzeit kann sie nicht zeigen. Am Ende hatte sie erkennbar Probleme, die Schritte wurden schwerer. Aber sie hat ja noch zwei weitere Starts; am Samstag läuft sie über 5000 Meter, am Sonntag ist sie im Teamwettbewerb im Einsatz.

Stephanie Beckert fühlt sich wegen ihrer Zeit als Siegerin. Noch nie war sie auf einer europäischen Bahn so schnell wie gestern. „Ich bin super zufrieden, Bronze mit dieser Zeit ist einfach toll“, sagte die 22-Jährige aus Erfurt. Sie sagte natürlich nicht, dass vor allem der Sieg im internen Duell mit Pechstein besonders toll ist. Aber das muss sie auch gar nicht. Das kann sich jeder denken.

Beckert kann jetzt ziemlich entspannt aufs Eis gehen. Ihr erstes Ziel hat sie erreicht. „Ich möchte über 3000 und 5000 Meter eine Medaille“, hatte sie vor der WM erklärt. Nicht schlecht, damals plagten sie noch Rückenschmerzen, da ist’s nicht so einfach mit dem Medaillengewinn. Aber die Schmerzen hatte sie im Rennen nicht mehr bemerkt „und bei der Siegerehrung erst recht nicht“. Jetzt konzentriert sie sich ganz auf die 5000 Meter, genau gesagt, auf den Kampf gegen Pechstein. Nicht dass die plötzlich doch schneller ist.

Aber Pechstein hat erstmal andere Sorgen. Sie würde sich ja gerne in Ruhe auf die 5000 Meter vorbereiten, das geht bloß nicht. Ständig sind irgendwelche Dopingkontrolleure da, die Blut von ihr wollen. Wenn das so weitergeht, dürfte sie das Gefühl haben, Vampire belästigen sie. „Ich bin jetzt bei fast jedem Rennen mehrfach getestet worden, hier sind mir vier Röhrchen abgenommen worden“, sagte sie den Reportern in der Halle. „Mit intelligenten Bluttest hat das nichts mehr zu tun. Ich leide jetzt schon fast an einer Blutarmut.“

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