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Eisschnelllauf: Zweites Gold für Fabris

Team-Olympiasieger Enrico Fabris hat bei den Olympischen Winterspielen in Turin sein zweites Eisschnelllauf-Gold erkämpft. Der Italiener schlug am Dienstag im Oval Lingotto über 1500 Meter die gesamte Konkurrenz und schockte vor allem das US-Team.

Turin - Hedrick fluchte, Davis zuckte mit den Schultern: Italiens neuer Volksheld Enrico Fabris hat den US-Boys die olympische Party-Laune gründlich verdorben. Nach seinem dritten Platz über 5000 Meter und dem Sieg des italienischen Teams rannte der 25-jährige Europameister am Dienstagabend über 1500 Meter sensationell zu Gold und verwies die hochgehandelten Amerikaner Shani Davis und Chad Hedrick in die Schranken. Zusätzlich zur Konkurrenz dürfte ihn die Rekord-Siegprämie des italienischen NOKs von 130.000 Euro beflügelt haben.

«Das ist mehr, als ich mir erhoffen konnte. Ich habe Kräfte frei gesetzt, an die ich vorher nie geglaubt habe», jubelte Fabris nach seinem zweiten Gold-Coup. Dass er das Rennen langsamer angegangen sei, habe sich ausgezahlt: «Das war besser so, als in der letzten Runde zu sterben. So habe ich niemanden enttäuscht.» Noch konnte er nicht fassen, was gerade geschehen war: «Wahrscheinlich werde ich das erst zu Hause richtig begreifen.» Davis, der erste schwarze Eisschnelllauf-Olympiasieger, erwies sich als fairer Verlierer: «Ich bin etwas enttäuscht. Der Fehlstart war ungünstig, und die letzten 100 Meter waren nicht optimal. Fabris war einfach der Beste.»

Italien, das zuvor noch nie bei Olympia eine Medaille im Eisschnelllauf gewonnen hatte, präsentierte sich nach dem dritten Edelmetall von Fabris nun langsam als Eis-Nation. Euphorisch feierten die 4000 Tifosi unter den 8000 Zuschauern im Oval Lingotto ihren neuen Superstar, der auf der Ehrenrunde begeistert die Tricolore Italiana schwenkte und seine Tränen nicht zurückhalten konnte. Der neue Frauenschwarm wurde von den Girls im Eispalast mit «Enrico, Enrico-Rufen» stürmisch gefeiert. In Bahnrekordzeit von 1:45,97 Minuten hatte Fabris für eine der größten Überraschungen im Oval Lingotto gesorgt. Kein Wunder: Schließlich konnten die Azzurris seit Eröffnung der Halle im Dezember dort durchgängig trainieren.

Weltrekordler Hedrick biss sich in 1:46,22 Minuten an der Vorgabe die Zähne ebenso die Zähne aus wie wenig später Eigenbrötler Davis (1:46,13), der zuvor über 1000 Meter als erster schwarzer Eisschnellläufer Olympia-Gold geholt hatte. Silber für Davis und Bronze für Hedrick war nur ein schwacher Trost für die US-Boys. Damit verpassten die Eis-Cowboys den fest eingeplanten vierte Coup in Turin. Noch erfolgreicher waren die US-Herren jedoch nur 1980 in Lake Placid durch den damals überragenden Fünffachsieger Eric Heiden.

Die großen Verlierer auf dem 400-Meter-Oval bleiben die Niederländer, die vor dem Schlussrennen am Freitag noch ohne Herren-Gold dastehen. Vor vier Jahren hatten sie vier der fünf Rennen in Salt Lake City gewonnen, gänzlich ohne Gold waren die Oranje-Herren zuletzt 1994 im Jahr des großen Norwegers Johan Olav Koss in Hamar geblieben.

Vom deutschen Quartett konnte nur Stefan Heythausen die Erwartungen von Bundestrainer Jan Coopmans erfüllen. Der Grefrather blieb in 1:49,58 als einziger unter der Grenze von 1:50 Minuten und belegte Platz 25 «Es war mein letztes Saisonrennen, ich wollte möglichst schnell fertig werden», meinte Heythausen, der seine Flachland-Bestleistung um über eine Sekunde drückte. Der Berliner Tobias Schneider (1:50,18/32.) sowie die beiden Erfurter Robert Lehmann (1:51,04/36.) und Jörg Dallmann (1:51,18/37.) landeten ganz am Ende des 42-köpfigen Feldes. (Von Frank Thomas, dpa)

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