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Stark angefangen, stark nachgelassen. Claudia Pechstein wird Vierte über 3000 Meter.

© AFP

Update

Eisschnelllaufen: Medaille verpasst - Pechstein nur auf Platz vier

Claudia Pechstein ist ihr Rennen über 3000 Meter schnell angegangen - zu schnell. Die Berlinerin belegt am Ende den undankbaren vierten Platz. "Vierter Platz ist scheiße", sagt sie. Dafür jubelt Gastgeber Russland.

Zusammenreißen, das ging in so einem Moment bei Claudia Pechstein nicht. Verständlich. Schließlich endete der Sonntagnachmittag in der Adler-Arena von Sotschi für die Berliner Eisschnellläuferin bitter. „Vierter Platz ist scheiße“, sagte Pechstein kurz nach dem Rennen über 3000 Meter mit Tränen in den Augen. Aber nach ein paar Minuten Beruhigungsphase gemeinsam mit Lebensgefährte Matthias Große konnte die Berlinerin erklären, woran es gelegen hatte, dass sie ihre erste Medaillenchance bei den Olympischen Winterspielen in Russland vergeben hatte. „Die Olga ist das Rennen ihres Lebens gelaufen.“

Die Olga heißt mit Nachnamen Graf – und tatsächlich schien die Russin über das Eis zu fliegen bei ihrem Lauf, getragen vom Gejohle ihrer Landsleute unter den rund 5000 Zuschauern in der nicht ganz gefüllten Adler-Arena. Der Lauf ihres Lebens bescherte Graf Bronze, es gewann die Niederländerin Irene Wüst, Olympiasiegerin von Turin 2006, vor Martina Sablikova. Die Tschechin hatte in Vancouver 2010 gewonnen und war als Favoritin ins Rennen gegangen.

Schon vor dem Start hatte Claudia Pechstein kein Glück gehabt. Die Auslosung bescherte ihr als Gegnerin die Norwegerin Ida Njaatun, eher ein Leichtgewicht in der Weltspitze des Eisschnelllaufs. Grafs Auftritt, für den sich die Russin mit einer halben Ehrenrunde feiern ließ, als sich Pechstein warm lief, beeindruckte die neunmalige Olympiamedaillengewinnerin offensichtlich sehr. Pechstein legte in einem gewaltigem Tempo los, ihr Lebensgefährte und Betreuer Große schrie sich, ganz vorn auf der Tribüne stehend hin- und her wankend, die Stimme heiser. „Claudi, lauf“, brüllte Große. „Jawoll!“

Dem „Jawoll“ wurde Pechstein aber nur über 1800 Meter gerecht, dann schwanden ihre Kräfte. Sie habe gespürt, dass sie Probleme auf der Geraden habe, sagte Pechstein. „Schon von Anfang an.“ Das russische Publikum, zuvor ganz still, freute sich über den Einbruch der Deutschen, die in den Zwischenzeiten lange vor Graf gelegen hatte. Große verließ die Tribüne und Pechstein rettete sich ins Ziel – zu diesem Zeitpunkt als Zweite.

In dem Wissen, dass Sablikova und Wüst noch laufen würden, war Pechstein bewusst, was ihr der Nachmittag nicht bescheren würde. Eine Medaille. Erschöpft lag sie auf einer Bank im Innern des Eisovals. „Ich hatte die Hoffnung verloren“, sagte sie später. Ihr sei klar gewesen: „Das wird die Holzmedaille.“ Wüst, die ihr hohes Tempo durchhalten konnte, gewann in 4:00,34 Minuten mit Bahnrekord und lag klar vor Sablikova (4:01,95). Pechstein (4:05,28) verpasste ihre Medaille hinter Graf (4:03,47) recht deutlich um fast zwei Sekunden.

Irene Wüst hat nun bei drei Olympischen Spielen Gold gewonnen hat. 2010 gelang ihr bei den Spielen in Vancouver auch noch der Erfolg über 5000 Meter. Sie sei sich selbst nicht sicher gewesen, ob sie ihr hohes Anfangstempo würde durchhalten können, sagte sie. „Aber ich habe es geschafft, obwohl der Druck gigantisch war.“

Der Druck, den sich Claudia Pechstein vor dem Rennen gemacht hatte, war nicht weniger groß. Sie sagte: „Wenn ich jetzt nicht enttäuscht wäre, dann wäre das nicht richtig.“ Aber für eine Frau von fast 42 Jahren sei ihre Leistung trotzdem enorm – ein wenig Selbstlob nach einem traurig schönen Auftritt der erfolgreichsten deutschen Eisschnellläuferin und Winterolympionikin. Sie darf ihren Traum von einer zehnten olympischen Medaille aber weiter träumen. Am 16. Februar startet sie in Sotschi über die 1500 Meter, drei Tage später über 5000 Meter – auf dieser längsten olympischen Strecke fühlt sie sich traditionell am wohlsten. Pechstein sagte. „Nun muss ich versuchen, den Lauf meines Leben über die 5000 Meter zu machen.“

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