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Sport: Elf Tore müssen’s sein

In einem denkwürdigen Spiel triumphiert Schalke 7:4 über Leverkusen

Die Zuschauer in der Arena Auf Schalke konnten ihr Glück kaum fassen. „Zugabe, Zugabe“, forderten die 61 524 Besucher nach dem Schlusspfiff. Die gesamte Arena feierte den spektakulären 7:4 (3:1)-Erfolg des FC Schalke 04 über Bayer Leverkusen derart ekstatisch, dass das Stadion regelrecht bebte. „Wenn ich heute zu Hause gewesen wäre und das Ergebnis gehört hätte, dann hätte ich mir sicher gewünscht, dass ich dabei gewesen wäre“, sagte der glückliche Schalker Trainer Mirko Slomka.

Und tatsächlich hatten alle Anhänger, die sich aus Verdruss über die letzten beiden torlosen und optisch kaum erträglichen Darbietungen der Schalker an diesem Samstagnachmittag etwas anderes vorgenommen hatten, Grund zum Ärgern. Bereits nach etwas mehr als einer halben Stunde führte Schalke durch Treffer von Sören Larsen, Mladen Krstajic und Zlatan Bajramovic 3:0. Und das Ungewöhnliche daran: Die Heimmannschaft, die nach einer Führung normalerweise von unerklärlichen Lähmungserscheinungen befallen wird, spielte weiter munter nach vorne. Da störte auch der zwischenzeitliche Anschlusstreffer von Andrej Woronin kurz vor der Pause nicht weiter. Denn vor allem Angreifer Sören Larsen, den Mirko Slomka überraschend für den zuletzt formschwachen Ebbe Sand in die erste Elf beorderte, belebte die Begegnung mit seinem Einsatz und seiner Lauffreude.

Als jedoch Dimitar Berbatow zu Beginn der zweiten Hälfte den zweiten Treffer für Leverkusen erzielte, wurde auch der Schalker Trainer nervös. „In diesem Moment hätte das Spiel noch kippen können“, sagte Slomka. Doch er und sein Trainerteam seien absichtlich auf der Bank sitzen geblieben, um „der Mannschaft so zu signalisieren, dass wir Vertrauen in sie haben“, sagte der Schalker Trainer. Diese Ruhe von außen strahlte dann auch auf seine Mannschaft aus. So viel Sicherheit belebte sogar einen Nationalstürmer, der zuvor 664 Minuten lang keinen Treffer erzielt hatte. Kevin Kuranyi überwand mit einem nicht unhaltbaren Weitschuss Bayers Torhüter Jörg Butt, bevor wiederum Sören Larsen die Führung erneut auf drei Tore zum 5:2 ausbaute.

Doch Bayer gab nicht auf. „Meine Mannschaft hat tolle Moral gezeigt und hat nie klein beigegeben“, sagte der Leverkusener Trainer Michael Skibbe. Woronin und Jacek Krzynowek stellten erneut den Anschluss her. Die Leverkusener Gegenwehr erlahmte erst, als der überragende Lincoln mit einem Freistoß die Führung zum 6:4 erzielte. Und auch Gerald Asamoah, der erst wenige Minuten zuvor eingewechselt worden war, krönte einen Sololauf mit einem Treffer und stellte damit den Endstand her.

Noch nie zuvor hatte Schalke in einem Bundesligaspiel sieben Tore erzielt. „Das war ein denkwürdiges Spiel“, sagte Slomka später. Er wirkte zu diesem Zeitpunkt bereits weniger euphorisiert. „Es gab auch viele Fehler, sonst könnte so ein Spiel gar nicht zustande kommen können.“ Und auch Michael Skibbe fasste die Partie nüchtern zusammen. „Ich hätte sicher gerne weniger Tore kassiert.“

Während Bayer Leverkusen weiter auf der Stelle tritt und sich aus dem Mittelfeld der Bundesliga nicht so recht zu lösen vermag, haben die Gastgeber den Rückstand auf den Tabellendritten Werder Bremen nun auf vier Punkte verkürzt. „Das war ganz wichtig für uns“, freute sich Kuranyi und hatte sogar wieder das große Ziel, den Champions-League-Platz, im Sinn. „Wenn wir so weiter spielen und uns Chancen erarbeiten, können wir unsere Ziele noch erreichen“, sagte der Nationalstürmer.

Sein Teamkollege Sören Larsen bescheinigte seinem Team eine starke Leistung. Dass er der entscheidende Spieler gewesen sein sollte, davon wollte der Däne nichts wissen. „Das geht im Fußball so schnell. Heute ist ein glücklicher Tag für mich. Das kann sich aber schnell wieder ändern“, sprach er und machte sich auf den Heimweg. Sein Mitwirken an diesem denkwürdigen Spiel aber wird zumindest in der Schalker Vereinschronik angemessen gewürdigt werden.

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