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Elfmeterschießen: Die Angst der anderen

Michael Rosentritt sagt, was am Elfmeterschießen deutsch ist.

Haben Sie die Gesichter der Spieler des FC Porto in der zweiten Halbzeit der Verlängerung gesehen? Dann haben Sie sicher auch das Unbehagen entdeckt, die blanke Angst. Verständlich, denn wer will schon gegen eine deutsche Mannschaft ins Elfmeterschießen? Müßig zu erwähnen, wer den Platz als Gewinner verlassen hat. Die Deutschen haben ein ganz besonderes, ja inniges Verhältnis zum Elfmeterschießen. Es war schließlich auch ein Oberbayer, der es 1970 erfand. Bis dahin wurden Sieger großer Spiele per Wiederholungsspiel, Losentscheid oder Münzwurf ermittelt.

Wesentliche internationale Titel holten sich deutsche Mannschaften seither im Elfmeterschießen: etwa den Uefa-Cup 1988 von Bayer Leverkusen (gegen Espanyol Barcelona) oder 1997 von Schalke 04 (gegen Inter Mailand). Und nicht zuletzt gewann der FC Bayern die Champions League 2001 vom Elfmeterpunkt (Verlierer diesmal: der FC Valencia). Zudem hat noch nie eine deutsche Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft ein Elfmeterschießen verloren. Und das bei immerhin vier Gelegenheiten: 1982 in Spanien, Halbfinale gegen Frankreich; 1986 in Mexiko, wieder im Halbfinale, wieder gegen Frankreich, und 1990 in Italien, erneut im Halbfinale, diesmal gegen England. Zuletzt war es Lehmann, im Berliner WM-Viertelfinale gegen Argentinien. Der Zettel – Sie wissen schon. Die portugiesische Zeitung „Público“ bemerkte damals verzweifelt: „Gott mag vielleicht ein Brasilianer sein. Aber der Teufel vermachte den Deutschen das Geheimnis des Elfmeterschießens.“

Nur ein bedeutsames Elfmeterschießen haben die Deutschen bislang verloren. Es war gleich das erste überhaupt: das Finale der Europameisterschaft 1976. Uli Hoeneß, Belgrad, Nachthimmel – Sie wissen schon. Das ist die Ausnahme, die jede Regel braucht, um für immer zu bestehen.

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