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Sport: EM 2006

Erinnert sich noch jemand daran, wie die Südamerikaner vor ein paar Jahren Sturm gelaufen sind gegen einen festen WM-Platz für Ozeanien? Das hätte ihr Kontingent reduziert, und dagegen haben sie gekämpft, bis hin zur Drohung, für 2006 ein Teilnehmerfeld von 36 Teams durchzusetzen.

Erinnert sich noch jemand daran, wie die Südamerikaner vor ein paar Jahren Sturm gelaufen sind gegen einen festen WM-Platz für Ozeanien? Das hätte ihr Kontingent reduziert, und dagegen haben sie gekämpft, bis hin zur Drohung, für 2006 ein Teilnehmerfeld von 36 Teams durchzusetzen. Davor schreckte der Fußball-Weltverband Fifa zurück, aus gutem Grund, denn 36 Teilnehmer hätten die Vorrunde unüberschaubar gemacht. Ozeanien verlor den zugesicherten Startplatz und rächte sich in der Qualifikation, mit Aus- traliens Sieg über Uruguay, den ersten aller Weltmeister. Es war ein Erfolg mit symbolischer Wirkung. Südamerika ist nicht mehr so gut, wie es zu sein glaubt.

Bei der WM 2006 scheiterte erst Paraguay in der Vorrunde, später Ekuador ehrenhaft im Achtelfinale. Aber Südamerika, das sind vor allem Brasilien und Argentinien. Beide haben die Welt beeindruckt mit ihrem großen Namen, der für das Versprechen stand: Da kommt noch was. Doch es kam nichts. Brasilien hat in Deutschland ein halbwegs überzeugendes Spiel gezeigt, beim 4:1 gegen von allen guten Geistern verlassene Japaner. Argentinien hat sich blenden lassen vom 6:0 über lustlose Serben. Jetzt sind sie ausgeschieden, und die Weltmeisterschaft ist eine Europameisterschaft.

Es ist wie zuletzt 1982 in Spanien. Oder schon vor 40 Jahren in England, als Mexiko und Brasilien in der Vorrunde scheiterten und für Argentinien und Uruguay im Viertelfinale Endstation war. Damals fühlten sich die Südamerikaner betrogen und planten ihren Rückzug von der Institution Weltmeisterschaft. Sie haben doch weitergemacht und 1970 durch Brasilien den Titel wieder heimgeholt. In Mexiko, fern vom Einfluss der bösen Europäer.

Sportlicher Erfolg ist nur zur einen Hälfte eine Frage der Begabung, zur anderen eine Frage der Förderung. England, Deutschland oder Frankreich haben das lange ignoriert und erst spät, als die sportlichen Erfolge ausblieben, den Wert der Basisarbeit begriffen. Heute gibt es in allen großen europäischen Ländern ein professionelles Nachwuchs-Management. Und in Südamerika? Die Vereine dort sind vorrangig mit ihrem wirtschaftlichen Überlebenskampf beschäftigt.

Der Erfolg von Brasilien und Argentinien bestand lange Zeit aus der Rekrutierung von Strand- und Straßenfußballern. Aber auch in Rio de Janeiro und Buenos Aires hat die Jugend längst andere Interessen. Bezeichnenderweise ist Lionel Messi in Barcelona groß geworden. Das Talent Messi wäre in Argentinien gescheitert, weil sein Verein nicht die Kosten für eine Hormonbehandlung übernehmen wollte.

Bei der Fifa gibt es ein stillschweigendes Übereinkommen, dass die WM 2014 auf dem Kontinent Amerika stattfinden soll, zum achten Mal. Warum eigentlich nicht zum ersten Mal in Australien?

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