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EM 2012: Jubel im Osten, Zweifel bleiben

Die EM-Entscheidung zu Gunsten von Polen und der Ukraine hat in Osteuropa große Erleichterung hervorgerufen. Doch alle Zweifel um das kontinentale Fußball-Großereignis in vier Jahren sind auch nach dem Beschluss von Bordeaux nicht ausgeräumt.

"Platini nimmt uns die Euro 2012 nicht weg, ruft allerdings Polen auf: Gib Gas!", titelte die Zeitung "Superexpress" am Samstag. Auch in der Ukraine war die Freude groß: "Eine frohe Botschaft aus Bordeaux. Eine Absage wäre allerdings für unseren Prozess der nationalen Selbstfindung ein gewaltiger Rückschlag gewesen", schrieb das Blatt "Komanda".

Während das "alte Fußball-Europa" in England, Spanien und Italien den letzten Warnschuss des Uefa-Exekutivkomitees relativ teilnahmslos zur Kenntnis nahm, wurde in Polen und der Ukraine bei allem Jubel die Realität der gravierenden Infrastrukturprobleme nicht ausgeblendet. "Wir dürfen die Euro 2012 behalten. Allerdings hat sich der Zustand unserer Flughäfen, Hotels, Straßen und Stadien seit der ursprünglichen Wahl noch nicht deutlich verbessert", urteilte die Kiewer Zeitung "Sewodnja".

Auflagenkatalog für die Ausrichter

Zu dieser Einschätzung waren auch die Uefa-Funktionäre gekommen. In der Presseerklärung passten die an die Gastgeber-Länder gestellten Bedingungen auf ein Din-A4-Blatt. Die EM-Macher am östlichen Rand des Kontinents werden aber einen dicken Auflagen-Katalog bekommen. "Die Meisterschaft gehört mit Sicherheit uns. Die Euro 2012 wird uns nicht weggenommen, wir werden allerdings zu größeren Anstrengungen gedrängt", beschrieb "Rzeczpospolita" (Polen) die Lage.

Wie der Weltverband Fifa mit der WM 2010 in Südafrika, hat auch die Uefanun mit einem Präsidenten-Prestige-Objekt zu kämpfen. Verbandschef Michel Platini zahlt für die von ihm propagierte Öffnung gen Osten viel Lehrgeld. Mehr denn je wird die Uefa-Administration Einfluss auf die Turnier-Organisation nehmen; bis hin zum möglichen kurzfristigen Turnier-Entzug. Dabei wird der Kontinentalverband auch nicht davor zurückschrecken, beide Länder gerade in der Frage nach der Gewichtung der Spielorte gegeneinander auszuspielen.

Mit dem exklusiven Recht auf die Entscheidung über die EM-Tauglichkeit der acht Stadien und einer eventuellen Reduzierung auf nur sechs Arenen hat die Uefa den EM-Gastgebern schon signalisiert, wer letztlich die Turnier-Geschicke in den Händen hält. Ein Befreiungsschlag war die Bordeaux-Tagung aber weder für die Uefa noch für Polen und die Ukraine. Jede weitere Planungspanne wird in den kommenden Jahren die Spekulationen um eine mögliche Verlegung neu aufkochen lassen - inklusive eines Szenarios mit Deutschland als potenziellem Ersatz-Ausrichter.

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