zum Hauptinhalt
Update

EM-Kader: Löw streicht Cacau, Draxler, ter Stegen und Sven Bender

Bundestrainer Joachim Löw hat Marc-André ter Stegen, Sven Bender, Julian Draxler und Cacau aus dem vorläufigen EM-Kader gestrichen. Das gab der Bundestrainer am Montag bekannt.

Der Stuttgarter Nationalspieler Cacau trägt seit Ende 2010 einen mächtigen Titel. Cacau ist einer von vier Integrationsbeauftragten des Deutschen Fußball-Bundes. Dieser Titel hat dem 2009 eingedeutschten Brasilianer den einen oder anderen Pflichttermin eingebracht, doch es ist eine böse Unterstellung, dass der 31-Jährige allein aus Dankbarkeit in den vorläufigen EM-Kader der deutschen Nationalmannschaft gerutscht ist, obwohl seine Konkurrenten Stefan Kießling (Leverkusen) und Patrick Helmes (Wolfsburg) weit besser in Form waren.

Cacau hat in den vergangenen beiden Wochen hart trainiert für seinen Traum von der ersten EM-Teilnahme. In seiner wenigen freien Zeit hat er sich dem Spiel auf der Cavaquinho, einer kleinen brasilianischen Gitarre, gewidmet. In den nächsten Wochen wird er mehr Zeit haben, als ihm lieb ist, um sein Spiel zu verbessern – auf dem Instrument.

Joachim Löw hat am Montag seinem vorläufigen EM-Kader Endlichkeit verliehen. Cacau ist einer von vier Spielern, die das Quartier der deutschen Mannschaft in Tourrettes kurz darauf verlassen mussten. Die anderen sind der Torhüter Marc-André ter Stegen (20 Jahre, Borussia Mönchengladbach), Julian Draxler (18, Schalke 04) und Sven Bender (23, Borussia Dortmund). Dessen Zwillingsbruder Lars hat die letzte Auslese unbeschadet überstanden. Der Leverkusener steht im endgültigen Kader, den Löw bis heute zwölf Uhr an die Uefa melden muss.

So sah der vorläufige EM-Kader vor den Streichungen aus:

Etwas überraschend nahm der Bundestrainer die Reduzierung schon am Montag vor. Kurz nachdem die Spieler ihr Nachmittagstraining begonnen hatten, gab der DFB die Entscheidung bekannt. Löw selbst wird sich erst heute Mittag äußern. Der Bundestrainer hat inzwischen Übung in der Reduktion von vorläufigen Turnierkadern. Bei der EM 2008 hat er zum ersten Mal eine erweiterte Auswahl in die Vorbereitung eingezogen, um auf Eventualitäten wie Verletzungen reagieren zu können. Diesmal ist er davon verschont geblieben, insofern ahnte Löw schon, dass er vier Spielern „wahnsinnig wehtun“ würde müssen.

Seine Entscheidung gegen ter Stegen, Cacau, Draxler und Sven Bender ist vertretbar, auch wenn nach den Eindrücken der 3:5-Niederlage gegen die Schweiz noch eine Reihe anderer Spieler infrage gekommen wären. Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund) zum Beispiel galt nach seinem Auftritt in Basel als Heimfahrkandidat.

Doch Löw tickt anders. Schon vor dem Test hatte er angekündigt, nicht alles von diesen 90 Minuten abhängig zu machen. Außerdem werde ihm die Kaderreduzierung viel zu negativ gesehen. Die aussortierten Spieler hätten die Möglichkeit gehabt, auf allerhöchstem Niveau zu trainieren. „Sie sind ein bisschen vorbereitet auf das, was kommt.“ Das ist die positive Sicht. Doch selbst Löw muss zugeben, dass die Opfer solcher Castings, Marko Marin, Jermaine Jones oder Andreas Beck etwa, „ein bisschen in der Versenkung verschwunden“ sind. Das aber werde diesmal nicht passieren, egal wen es erwischt.

Vermutlich hat Löw dabei an den jungen Marc-André ter Stegen gedacht, der nach einer erstklassigen Bundesligasaison der gefühlte Stellvertreter von Manuel Neuer war. Leider ist ihm das desolate Spiel gegen die Schweiz dazwischengekommen. Ter Stegen kassierte bei seinem Debüt fünf Gegentore. Ihn mitzunehmen und stattdessen auf den 23 Jahre alten Ron-Robert Zieler zu verzichten – das hätte Löw nur schwer verkaufen können.

Generell möchte der Bundestrainer jede Position doppelt besetzt sehen. Das wurde Sven Bender zum Verhängnis. Der Dortmunder hat sein bevorzugtes Einsatzgebiet im defensiven Mittelfeld, das jedoch überproportional gut besetzt ist. Dabei gilt Sven genauso wie sein Bruder Lars als Musterschüler. Die Benders sind wissbegierig, lernen schnell und spielen weitgehend frei von Schwankungen. Nach unten, aber eben auch nach oben. Genau das ist ihr Handicap. Beide sind eher Fußballsoldaten. Wenn Deutschland noch spielte wie vor zehn, 15 Jahren, wäre Löw an Sven Bender vermutlich nicht vorbeigekommen. Er ist so etwas wie der Dieter Eilts der Neuzeit, mit dem die Nationalelf 1996 ihren bisher letzten Titel geholt hat.

Geplatzt ist der Traum von der EM-Teilnahme auch für Julian Draxler. Löw war voll des Lobes: „Er ist ein guter Eins-gegen-eins-Spieler, geht mit Tempo drauf, hat Zug aufs Tor.“ Doch der Bundestrainer schloss seine Ausführungen mit dem verräterischen Nachsatz: „Er wird bei uns dauerhaft seinen Weg machen.“ Für Draxler gilt, was Löw in Basel auch über Marc-André ter Stegen gesagt hatte: „Jetzt ist er ein bisschen geknickt, aber wir werden ihn wieder aufbauen. Ich bin überzeugt, dass er das wegstecken wird.“ Ob Cacau das auch schafft?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false