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EM-Qualifikation: Bierhoff macht Druck

Die Startelf steht, die taktische Marschroute ist einstudiert - und Oliver Bierhoff erhöhte vor der Abreise der deutschen Fußball-Nationalelf nach Prag noch den Druck.

Frankfurt/Main - Der WM-Dritte habe nach dem letzten blamablen Auftritt gegen Tschechien bei der EM 2004 (1:2) hart an sich gearbeitet und sich anschließend unheimlich entwickelt, betonte der Teammanager und schloss deutlich an: "Die Sportliche Leitung erwartet, dass dies auch in einem Auswärtsspiel umgesetzt wird." Bundestrainer Joachim Löw ist trotz einiger kleinerer Blessuren bei seinem Personal weiterhin optimistisch: "Wir sind allemal stark genug, um in Prag zu bestehen."

Wenn der 20-köpfige DFB-Kader an diesem Freitag in Frankfurt am Main den Lufthansa-Charterflieger besteigt, nimmt sie nicht nur aus den geheimen Trainingseinheiten der vergangenen Tage eine gehörige Portion Optimismus mit in die tschechische Hauptstadt. "Ich denke schon, dass die Tschechen nach den von uns gezeigten Leistungen ein bisschen Respekt vor uns haben. Wir wollen das Spiel gewinnen, das ist klar", erklärte Kapitän Michael Ballack vor dem Duell an diesem Samstag (20:45 Uhr/ARD) gegen den WM-Teilnehmer, der in der Gruppe D punktgleich mit Deutschland die Tabelle anführt. "Wir sind heiß auf das Spiel", unterstrich Torsten Frings, der trotz einiger Wehwehchen "auf die Zähne beißen" will.

Am Donnerstag stimmte der Bundestrainer, der bisher eine beeindruckende Bilanz von sechs Siegen und einem Unentschieden vorweisen kann, sein teilweise arg beanspruchtes Personal nochmals auf besondere Weise auf die Partie im engen Toyota-Stadion ein. Die Spieler konnten am Vormittag im Hotel zwischen einer regenerativen Fitness-Einheit oder einer entspannenden Yoga-Stunde wählen. Erst am Nachmittag bat Löw wieder zu einer Fußball-Einheit auf den Platz. "Schnell umschalten, das Spiel nach vorn verlagern und in die Tiefe spielen", sagte Löw zur Taktik, die er aber erneut geheim einübte.

Bierhoff als Koller-Double

Wie vor fünf Monaten beim 4:1 in der Slowakei will Löw auch die Tschechen überraschen. Ex-Nationalstürmer Bierhoff, der mit seinem Golden Goal im EM-Finale 1996 ein besonders Highlight in den deutsch-tschechischen Duellen gesetzt hatte, wurde im Training sogar nochmals als Double für Tschechen-Torjäger Jan Koller reaktiviert. "Wenn taktische Sachen zu machen sind, werde ich sie umsetzten und zeigen, wie Koller spielt", berichtete der Teammanager.

Bierhoff sieht das fünfte Qualifikationsspiel als Riesenchance, die Tickets für die EM 2008 praktisch schon zu buchen: "Wenn wir gewinnen, haben wir mit Sicherheit etwas mehr Ruhe." Der 38-jährige Manager warnte aber auch: "Wenn wir verlieren, sind andere Mannschaften wieder hinten dran." Derzeit stehen die Iren, die am Samstag Wales empfangen, mit sieben Punkten vor der Slowakei (6) auf Rang drei. Deutschland und Tschechien haben jeweils zehn Zähler.

Frings: "Mit breiter Brust hinfahren"

Der 30-jährige Frings, der am Donnerstag überraschend deutlich seine Ambitionen zu einem Wechsel von Werder Bremen ins Ausland öffentlich machte, sieht den Schlüssel für einen "Dreier" in Prag vor allem in einem mutigen Auftreten. "Wir müssen mit breiter Brust hinfahren und dürfen uns nicht verstecken. Wir haben bei der WM gezeigt, dass wir auf dem Weg sind, wieder eine absolute Top-Mannschaft zu werden", sagte der Mittelfeldmann.

Auch Lukas Podolski, der wegen der Gelb-Sperre von Miroslav Klose erstmals den Angriffs-Führer spielen muss, verbreitete noch einmal viel Optimismus. "Ob wir nach Tschechien, Zypern oder San Marino fahren, wir wollen jeden Gegner schlagen", sagte der 21-jährige Bayern-Stürmer. Podolski soll vor 20.000 Fans, darunter mindestens 2700 aus Deutschland, zusammen mit Kevin Kuranyi für die nötigen Tore sorgen. "Ich verändere meine Spielweise nicht, weil ich dort der Sturmführer bin", erklärte der mit sieben Treffern erfolgreichste deutsche Torschütze in der EM-Qualifikation.

Die Riesen-Zuversicht im DFB-Lager stößt bei den Gastgebern auf erhebliche Verwunderung. "Als ob Joachim Löw gar keine Ausfälle hätte", schrieb die größte Zeitung des Landes "Mlada fronta Dnes" und titelte: "Die Deutschen pokern." DFB-Kapitän Ballack sieht die insgesamt neun Ausfälle tatsächlich nicht als ernsthaftes Problem an: "Das wird uns nicht so sehr beeinflussen, weil wir im Moment vor allem im Sturm Spieler haben, die sehr gut einspringen können."

Die voraussichtliche Aufstellung:

Lehmann - Lahm, Mertesacker, Metzelder, Jansen - Schneider, Frings, Ballack, Schweinsteiger - Podolski, Kuranyi

(Von Jens Mende und Klaus Bergmann, dpa)

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