zum Hauptinhalt
Mehr Action. Mehr Tempo. Mehr Wucht. Bastian Schweinsteiger genießt das körperbetonte Spiel in der Premier League.

© Imago

Update

EM-Qualifikation gegen Polen: Bastian Schweinsteiger: Mehr Action!

Bastian Schweinsteiger will sich in England fit machen für das letzte große Ziel im Trikot der deutschen Nationalelf. Auf seiner Position hat sich die Konkurrenz im Team von Bundestrainer Joachim Löw aber deutlich verschärft.

Der Nordwesten Englands besitzt in touristischer Hinsicht nicht gerade den besten Ruf. Das gilt auch für Manchester. Die Stadt ist als grau und trist verschrien – was allerdings von allen, die tatsächlich schon mal dort waren, vehement bestritten wird. Auch Bastian Schweinsteiger verteidigt seinen neuen Wohn- und Arbeitsort gegen die gemeinen Vorurteile. „Es ist nicht so schlecht, wie man denkt“, hat der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gestern bei seinem ersten offiziellen Besuch in der alten Heimat verkündet. Ein weiterer Vorzug Manchesters (neben der vermutlich exquisiten Bezahlung und einem Trainer, der ihm voll und ganz vertraut) ist Schweinsteiger erst auf der Reise zur Nationalmannschaft nach Frankfurt am Main aufgefallen – als er, anders als zu seiner Zeit in München, allein im Flugzeug saß und seine Ruhe hatte, weil Thomas Müller ihm nicht ständig vollquasselte. „Der Flug war sehr angenehm“, berichtete Schweinsteiger.

Dass ihn der Wunsch nach Ruhe in die Premier League nach England getrieben hat, wäre allerdings eine unzulässige Schlussfolgerung. Das Gegenteil ist richtig. Mehr Action. Mehr Tempo. Mehr Wucht. Schweinsteiger hat festgestellt, „dass die Mannschaften physisch sehr stark sind; das Tempo ist hoch – aber davon bin ich ausgegangen“. Bitte, es soll niemand auf die Idee kommen, Schweinsteiger habe nicht gewusst, worauf er sich mit seinem Wechsel eingelassen hat. Auch Bundestrainer Joachim Löw hat seinen Kapitän wild entschlossen erlebt, als er sich mit ihm über Manchester ausgetauscht hat. „Ich habe schon beim ersten Gespräch gespürt: Der will das machen“, hat Löw der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt.

Schweinsteiger weiß, worauf er sich eingelassen hat

Eine gewisse Verwunderung gab es trotzdem, als Schweinsteiger seine bayrische Heimat verlassen hat, um sich Manchester United anzuschließen. Mit 31 in die Premier League, die sich vor allem über Kraft und Tempo definiert? Ein gewagter Schritt. Denn wenn Schweinsteiger in jüngerer Vergangenheit überhaupt Probleme hatte, dann mit seinem Körper. Er war häufiger verletzt, musste anschließend immer darum kämpfen, das alte Fitnesslevel wieder zu erreichen. Die Zweifel, ob sein Körper den Anforderungen des englischen Fußballs gewachsen ist, begleiten Schweinsteiger seit dem ersten Tag. Sie waren zum Teil so stark, dass sogar Mesut Özil mehr Fairness der englischen Medien für seinen Kollegen aus der Nationalmannschaft anmahnte.

Sechs Pflichtspiele hat Schweinsteiger bisher für United bestritten. Als er am vergangenen Wochenende, im Auswärtsspiel in Swansea, zum ersten Mal vom Anfang bis zu Ende auf dem Platz stand, kassierte United die erste Saisonniederlage. „Er kommt offensichtlich mit dem englischen Fußball noch nicht klar“, schrieb die „Daily Mail“ anschließend und hielt Schweinsteiger vor, dass er 15-Mal den Ball verloren und keine einzige Chance seiner Mannschaft vorbereitet habe.

Es gab aber auch Spiele, in denen der Neuzugang aus Deutschland zu überzeugen wusste, in denen er genau der Ordnungsfaktor war, den sich Trainer Louis van Gaal erhofft hatte. Der Holländer hat Schweinsteiger einst bei den Bayern von der Seite in die Mitte verschoben und seiner Karriere damit den entscheidenden Impuls gegeben. Seine Stärke, das strategische Geschick, kommt in der defensiven Zentrale besser zu Geltung, seine Schwäche, mangelnde Dynamik, fällt nicht so auf. Schweinsteiger hat auch bei United schon gezeigt, dass er auf die Mannschaft, die taktisch und psychologisch immer noch fragil ist, beruhigend wirken kann.

Anstatt sich für den bequemen Weg zu entscheiden, hat er mit dem Wechsel nach Manchester den schwierigen gewählt. „Jedes Spiel ist eine Herausforderung“, sagt Schweinsteiger. „Ich glaube, das bringt mich weiter. Das wollte ich auch.“ Für einen 31-Jährigen, den viele eher am Ende seiner Entwicklung sehen, ist das ungewöhnlich. Aber auf seiner Position hat sich die Konkurrenz in der Nationalmannschaft deutlich verschärft. Der Dortmunder Ilkay Gündogan ist – in wesentlich besserer körperlicher Verfassung – wieder eine echte Option für die Startelf, dazu hat Löw für die EM-Qualifikationsspiele gegen Polen (Freitag) und in Schottland (Montag) erstmals den 21 Jahre alten Emre Can nominiert. Vielleicht hat Bastian Schweinsteiger tatsächlich gespürt, dass es nicht mehr reicht, nur das alte Niveau zu halten. (Mitarbeit: Kit Holden)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false