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Schnellster Hattrick in der EM-Qualifikation. Gegen Gibraltar traf Robbie Keane drei Mal.

© Imago

EM-Qualifikationsspiel gegen Irland: Mit Keane und Keane nach Gelsenkirchen

Die mutigen Iren bieten gegen die Deutschen große Namen auf. Es soll natürlich besser laufen als zuletzt in der WM-Qualifikation: Da gab es ein 0:3 und 1:6 gegen das DFB-Team.

Robbie Keane ist immer noch eine große Nummer. Der irische Stürmer, der Deutschland bereits bei der WM 2002 in Japan und Südkorea mit seinem 1:1-Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit mächtig ärgerte, schießt immer noch gerne Tore. Drei waren es beim 7:0 Irlands gegen den Fußballzwerg Gibraltar. In nur 13 Minuten erzielte der 34-Jährige den schnellsten Hattrick in der Geschichte der EM-Qualifikation. Mit seinen nun 21 Toren in den kontinentalen Ausscheidungsspielen verbesserte er zugleich die Bestmarke des Türken Hakan Sükür. Mit 65 Länderspieltoren kletterte Keane gar auf den zwölften Platz in der Liste der internationalen Rekordtorjäger, womit er nur noch drei Treffer von Gerd Müller und sechs von Miroslav Klose entfernt ist. Da trifft es sich gut, dass Keane heute mit den Iren zum EM-Qualifikationsspiel in Gelsenkirchen mal wieder in Deutschland vorstellig wird.

Keane ist der Mann für die Rekordbücher. Das größere Interesse fand in den letzten Tagen in Irland aber ein anderes Buch. Die zweite Autobiografie von Robbie Keanes Namensvetter Roy mit dem Titel „The second Half“ sorgte auch für Wirbel bei der Nationalmannschaft, als deren Co-Trainer er fungiert. Bei der Vorstellung präsentierte sich der frühere Kapitän von Manchester United mit einem gewaltigen Vollbart, inhaltlich berichtet er unter anderem von einer handfesten Auseinandersetzung mit Torwart Peter Schmeichel und einem Disput mit Wayne Rooney. Sein Chef war von dem Rummel über das Werk nicht sehr begeistert. Der Nordire Martin O’Neill zieht sportliche Themen vor, gerade vor dem Gastspiel beim Weltmeister. „Mir war wichtig, dass wir mit sechs Punkten nach Deutschland fahren“, sagt O’Neill. „Wir haben einige Angriffsoptionen und wollen die Deutschen vor Probleme stellen.“

Zuerst muss er seinen Spielern aber die bösen Erinnerungen von den letzten beiden Aufeinandertreffen mit Deutschland austreiben. 1:6 und 0:3 verloren die Iren in der vergangenen WM-Qualifikation und verpassten damit die Endrunde in Brasilien als Gruppenvierter. „Das war eine andere Situation. Wir sind jetzt weiter und fahren mit viel Selbstvertrauen nach Deutschland“, sagt Robbie Keane. Er ist immer noch der Star der irischen Nationalmannschaft. Der Torjäger, der seine Karriere in Amerika bei Los Angeles Galaxy ausklingen lässt, ist allerdings ein wenig in die Jahre gekommen. Gut möglich, dass er trotz seines Rekord-Hattricks gegen Gibraltar in Gelsenkirchen durch Shane Long von Hull City ersetzt wird. Er hat sich damit abgefunden. „Wenn es der Mannschaft hilft, ist es in Ordnung“, sagt Keane. „Ich bin älter und weiser geworden. In jungen Jahren bist du hungriger und egoistischer. Heute denkst du mehr an das Team.“ Seine beste Zeit hat auch John O’Shea hinter sich, gegen Deutschland steht der frühere Innenverteidiger von Manchester United aber vor einem ganz besonderen Länderspiel, es ist sein hundertstes im irischen Trikot.

In Pflichtspielen hat Irland die deutsche Mannschaft noch nie besiegen können. Das wird die stimmgewaltige irische Fangemeinde aber kaum von der Reise nach Gelsenkirchen abhalten. Es ist dies ein Ort, der Erinnerungen weckt. Nebenan, im alten Parkstadion, erlitten die Iren bei der Europameisterschaft 1988 durch ein Tor in der Nachspielzeit eine 0:1-Niederlage gegen den späteren Champion Niederlande und schieden unglücklich in der Vorrunde aus. Geht es nach Roy Keane, ist es an der Zeit, dass die Mannschaft wieder für sportliche Schlagzeilen sorgt. Er selbst will dazu offenbar beitragen und künftig weniger im Fokus stehen. Deshalb rasierte sich der Co-Trainer vor dem Spiel in Gelsenkirchen seinen Vollbart ab und beendete zumindest diese Diskussionen in den Klatschblättern.

Gregor Derichs

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