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In die Knie. Der Däne Simon Busk Poulsen wird wegen seiner Abwehrhaltung verspottet. Foto: Reuters

© REUTERS

EM-TAGEBUCH  der Gruppe B: Portugiesischer Krake tritt zurück

Journalisten aus Dänemark, Portugal und Holland berichten von den Teams.

DÄNEMARK

Die Lage im Land. 1992 – wohin man schaut. Nachdem die dänische Elf als Underdog ins Turnier ging, steigt die Euphorie minütlich und auf Plakaten der Fans wird immer wieder an den großen Coup bei der Europameisterschaft 1992 erinnert.

Team-intern. Dennis Rommedahl wird definitiv nicht spielen können gegen Deutschland. Er wird ersetzt von Tobias Mikkelsen, der damit sein erst sechstes Länderspiel bestreiten wird. Im zentralen Mittelfeld könnte Jakob Poulsen den ebenfalls angeschlagenen Niki Zimling ersetzen. Innenverteidiger Simon Kjaer wird es mit Mario Gomez zu tun bekommen. Er war voll des Lobes für den deutschen Angreifer. „Er braucht nicht viel Raum für seine Tore. Du siehst ihn manchmal 90 Minuten nicht und plötzlich schießt er ein. “

Abseits. Das dritte Tor der Portugiesen sorgte für einige Verärgerung. Nicht nur weil es das Spiel entschied, sondern auch weil die Abwehrhaltung von Simon Busk Poulsen recht unorthodox daherkam. Er habe den Körper verschränkt, als hätte er starken Harndrang, hieß es. Nur so sei Varelas Schuss überhaupt aufs Tor gekommen. Die Kritik treibt seltsame Blüten auf dem eigens eingerichteten Twitter-Hashtag

#smalsomsimonbuskpoulen (so dünn wie Simon Busk Poulsen). Dort laden Dänen Fotos von sich hoch, auf denen sie die Pose von Poulsen an allen erdenklichen Orten nachahmen. Selbst ein Toilettenschild in der Poulsen-Haltung ist schon entworfen.

Zitat. „Wir sind in einer Gruppe mit den Top-Ten-Teams und haben noch immer die Karten in der Hand. Das hätte doch keiner vorher für möglich gehalten.“ (Mittelfeldspieler William Kvist)

Kristian Anker-Moller, Bold

Signe Kammersgaard, Jyllands-Posten

PORTUGAL

Die Lage im Land. Lächeln auf allen Gesichtern nach dem Sieg gegen Dänemark. Und dann gastierte noch eine echte portugiesische Legende beim Training der portugiesischen Nationalelf. Eusebio schaute dem Treiben zu und wünschte den Spielern dann alles Gute für das entscheidende Spiel gegen die Niederlande.

Team-intern. Es gibt keine verletzungsbedingten Ausfälle im portugiesischen Team. Auch Rechtsverteidiger Miguel Lopes hat sich von seiner Grippe erholt. Im Fokus der Öffentlichkeit steht weiterhin Silvestre Varela, der Schütze des 3:2-Siegtores gegen Dänemark. Auf der Pressekonferenz am Freitag sagte er: „Ich erlebe gerade die besten Momente meiner Karriere.“

Abseits. Auch vor Portugal macht die Suche nach Tierorakeln nicht Halt. In „Oportos Sea Life Aquarium“ versuchte sich der Krake Paulo (die portugiesische Variante von Paul) an der Vorhersage der Ergebnisse. Vor dem ersten Spiel gegen die Deutschen prophezeite eine Niederlage und lag damit richtig. Beim zweiten Spiel irrte er jedoch, was das „Sea Life Aquarium“ zu einer Pressemitteilung bewegte: „Wir müssen leider mitteilen, dass Paulo sich von seiner Karriere als Orakel zurückzieht.“

Zitat. „Die Niederländer haben großartige Spieler. Und die Gefahr ist: Sie sind angeknockt und wollen es jetzt allen zeigen.“ (Silvestre Varela)

NIEDERLANDE

Die Lage im Land. Nach der Niederlage gegen Deutschland herrscht Untergangsstimmung in den Niederlanden. Experten wie der ehemalige Nationalspieler Ruud van Nistelrooy kritisieren das Team harsch.

Team-intern. Am Donnerstag die Rückkehr aus Charkiw mitten in der Nacht, am Freitag ein Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit und am Samstag geht die Reise wieder nach Charkiw. Die einhellige Meinung ist: „Diese Planung ist einfach nur idiotisch.“ Der Verband bleibt weiter bei seiner Einschätzung, dass in Krakau die bestmögliche Vorbereitung gewährleistet sei.

Abseits. Huntelaar oder van Persie? Das war die dringendste und immer wiederkehrende Frage rund um die niederländische Mannschaft. Nun scheint es, als würde sich Bondscoach Bert van Marwijk zum Kompromiss breitschlagen lassen und beide aufstellen.

Zitat.„Wir haben den Glauben noch nicht verloren. Ich habe bereits mit deutschen Spielern gesprochen. Sie werden alles daran setzen, Dänemark zu schlagen.“ (Mark van Bommel)

Willem Vissers, De Volkskrant

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