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EM-Testspiel: Österreich führt 3:0 – und geht unter

Der EM-Gastgeber verliert erst in der zweiten Halbzeit gegen die Niederlande. Eine schmerzliche Niederlage.

Wien - Alfred Gusenbauer sagte selbstverständlich: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Zu solchem Optimismus ist ein Bundeskanzler ja quasi per Amtseid gezwungen, auch in Österreich. Millionen seiner Landsleute allerdings sind sich ganz und gar nicht sicher, dass der Weg so richtig ist. Wenn eine Fußball-Nationalmannschaft nach einer 3:0-Führung noch 3:4 verliert, verwundert das ja auch nicht so richtig. 3:4 gegen die Niederlande, das war bitter in Wien.

Schon ist das Selbstmitleid wieder allgegenwärtig. Die Wiener Psychologin Henriette Wursag bietet für 54 Euro bereits Seminare an, die den Umgang mit der Niederlage der Nationalelf lehren. Der Zulauf ist beachtlich. „Wir sollten den Platz bei der EM für eine Nation räumen, deren spielerisches Unvermögen nicht dermaßen eklatant groß ist“, schlug ein Zuschauer vor. „International werden alle Fehler bestraft: Das müssen wir uns hinter die Ohren schreiben“, räumte Torwart Helge Payer ein.

Nationalcoach Josef Hickersberger gestand: „Wir müssen erkennen, dass wir unter Druck Fehler machen.“ Der Druck kam seltsamerweise, nachdem Ivanschitz (6.) und Prödl (18. und 35.) die Österreicher sensationell mit 3:0 in Führung gebracht hatten. Die verloren danach so offensichtlich die Spielkontrolle, dass den 40 500 Zuschauern angst und bange wurde. „Wir teilen uns die Kräfte mental und körperlich nicht richtig ein“, sagte Hickersberger. „Unsere in der österreichischen Bundesliga beschäftigten Profis sind so ein hohes Tempo über 90 Minuten nicht gewohnt.“

Huntelaar (37. und 86.), Heitinga (67.) und Hesselink (82.) drehten die Partie, und den schlimmsten Fauxpas leistete sich dann noch der zukünftige Bremen-Profi Prödl, der erst ein furchtbares Luftloch trat und dann ins Leere grätschte. Immerhin aber raffte sich der Verteidiger in der verbalen Nachbearbeitung zu einem Volltreffer auf. „Wir waren von den drei Toren geblendet. Die Stärke der Niederlande ist uns dann extrem um die Ohren geblasen.“ Frau Wursag, übernehmen Sie. Frank Hellmann

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