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Sport: Emotionale Rückkehr

Kiels Handball-Torhüter Fritz spielt in Magdeburg

Berlin - Jedes Mal, wenn Henning Fritz nach Magdeburg kommt, ist das für ihn etwas Besonderes. „Da bin ich geboren, habe mit den Handballern des SCM den Meistertitel gewonnen – und werde dahin vielleicht eines Tages wieder zurückkehren“, hat der Weltklasse-Torhüter kürzlich in Berlin gesagt. Vorerst beschränken sich seine direkten Kontakte jedoch auf solche Tage wie den heutigen, wenn er mit dem THW Kiel in der Bördelandhalle zu einem Bundesliga-Spitzenspiel antritt. Diesmal wird auf der Homepage der „Magdeburg Gladiators“ die „elektrisierendste Partie des Jahres“ angekündigt – auch wegen Henning Fritz. Der ist gerade zum „Welt-Handballer des Jahres“ 2004 gewählt worden – als erster Torhüter in der Geschichte dieser Wahl, die vom World Handball Magazine vorgenommen wird. In Magdeburg, wo Torhüter – auch die des Gegners – die Fans schon immer fasziniert haben, wird das Spiel dadurch noch attraktiver.

Was es bedeutet, wenn die Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft beim THW zwischen den Pfosten steht, konnte zuletzt am vergangenen Wochenende beim DHB-Pokalfinale beobachtet werden. Nach einer knappen Viertelstunde musste Henning Fritz das Spielfeld verlassen. Es ging nicht mehr. Er litt unter den Nachwirkungen einer starken Grippe, er hatte nicht mehr genug Kraft und Konzentration, die ganz schwierigen Bälle zu halten. Doch nach einer Pause kehrte er zurück. Und da zeigte sich seine besondere Klasse. Trotz seiner Probleme hielt er jetzt die schwierigsten Bälle und brachte sein Team, das zurückgefallen war, wieder ins Spiel. Aber es reichte nicht ganz. Kiel unterlag der SG Flensburg-Handewitt 31:33.

Im Kampf um den Titel aber will sich Kiel nicht besiegen lassen. Derzeit liegt der THW mit zwei Punkten vor Flensburg, und ein Erfolg beim SC Magdeburg wäre deshalb besonders wichtig. Dabei kommt dem Duell der Torhüter, Henning Fritz gegen Johannes Bitter, den jungen Nationalspieler, besondere Bedeutung zu. Dem 22-jährigen Magdeburger fehlen im Vergleich zu Fritz nicht nur acht Lebensjahre, Fritz hat ihm vor allem die Erfahrung großer Turniere voraus. An der Seite von Fritz, der mit Magdeburg 2001 Meister geworden war und dann nach Kiel ging, hätte sich Bitter sicher schneller entwickeln können.

2002 gewann dann Magdeburg die Champions League mit den Torhütern Gaudin und Agerschou, aber die verließen anschließend den Klub. Plötzlich musste der junge Bitter die Hauptverantwortung übernehmen, aber ihm fehlte nun ein Routinier, mit dem er sich im Training auf hohem Niveau hätte messen können. „In der vergangenen Saison hielt Bitter dennoch ganz stark“, sagt SCM-Manager Bernd-Uwe Hildebrandt. Und er gesteht ihm auch Leistungsschwankungen zu. „Das war bei dem jungen Fritz nicht anders. Nur wer aus solchen Tiefs herausfindet, und das ist bei Bitter der Fall, wird ein Großer.“

Die Magdeburger Fans sind inzwischen auch in der Lage, beiden Torhütern, Fritz und Bitter, zu applaudieren. „Das war nach 2001 nicht so, denn der Abgang von Fritz lief damals nicht ganz sauber ab“, sagt Hildebrandt. So kann sich Fritz heute ganz auf den Sport konzentrieren. Gerade hat er ein Trainingsbuch für Torhüter vorgestellt, das er mit Wieland Schmidt geschrieben hat, dem ehemaligen Magdeburger Weltklasse-Keeper. Titel: „Halten und Siegen“.

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