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Sport: Ende der Dominanz

Die Handballer der Füchse rechnen sich eine Chance im Bundesliga-Spitzenspiel beim THW Kiel aus.

Berlin - Johannes Sellin winkte genervt ab. „Natürlich kennen wir die Zahlen“, sagte der Rechtsaußen der Füchse Berlin nach dem bedeutungslosen Champions- League-Spiel gegen Pick Szeged am Sonntag (29:24). Sein Blick war da längst auf die nächste Aufgabe gerichtet – auf das Bundesliga-Spitzenspiel beim THW Kiel heute Abend (20.15 Uhr, live bei Sport1). „In den letzten Jahren haben wir da nie gut ausgesehen“, sagte Sellin – eine maßlose Untertreibung. Seit ihrem Aufstieg im Jahr 2007 haben die Füchse sechs Spiele in Kiel absolviert und alle mit mindestens acht Toren Differenz verloren. „Ich hoffe, dass wir diese Negativserie beenden können“, so Sellin. Sonderlich realistisch erscheint dieser Wunsch bei Betrachtung der personellen Probleme nicht.

Rückraum-Shooter Sven-Sören Christophersen fällt mit Knieproblemen aus. Börge Lund, der am Sonntag mit einer Grippe gefehlt hatte, steht zumindest wieder im Kader. „In Bestbesetzung wären wir Außenseiter“, sagt Manager Bob Hanning, „so sind wir krasser Außenseiter.“

Immerhin reisen die Füchse mit der Gewissheit an die Ostsee, im Hinspiel die längste Siegesserie der Bundesliga-Geschichte beendet zu haben. Bis zum 16. September 2012 war Kiel in 40 Bundesliga-Spielen am Stück ohne Punktverlust geblieben. Nach 501 Tagen endete der Lauf des Rekordmeisters mit einem 26:26 in der Max-Schmeling-Halle. „In Kiel wird es allerdings ungleich schwerer“, sagt Sellin, „insofern war es gut, dass gegen Szeged alle Spieler zum Einsatz gekommen sind und wir Kräfte eingespart haben, zumal keine 48 Stunden zwischen den Spielen liegen.“ Gleiches gilt für den THW, der seine Bundesliga-Pflichtaufgabe in Minden am Sonntag trotz dosierten Aufwands souverän löste (36:32).

Zur Freude der Konkurrenz sind die Kieler in dieser Saison ohnehin nicht mehr so dominant wie im Vorjahr, in dem der Klub das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League gewann. Die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason hat bereits fünf Minuspunkte auf dem Konto und liegt mit einem Zähler Rückstand auf die Rhein-Neckar Löwen auf Tabellenplatz zwei. „Für mich sind die Kieler trotzdem der Meisterschaftsfavorit Nummer eins“, sagt Johannes Sellin. Der THW hat sich in dieser Saison nämlich bereits der schwersten Auswärtsspiele (Berlin, Flensburg, Hamburg, Mannheim) entledigt. Wie die Füchse mit ihren sechs Zu- und Abgängen am Saisonende stehen allerdings auch die Kieler vor einem Umbruch, der im Sommer vollzogen werden soll. Mit Thierry Omeyer verlieren sie den besten Bundesliga-Torhüter der vergangenen Jahre. Zudem verlässt Welthandballer Daniel Narcisse den Klub in Richtung Paris, auch Abwehrchef Marcus Ahlm verlängert seinen Vertrag nicht. Im Gegenzug hat der THW Schwedens Nationalkeeper Johan Sjöstrand und den 21-jährigen Tunesier Wael Jallouz verpflichtet. „Ich denke, dass die Bundesliga-Spitze in der nächsten Saison ausgeglichener sein wird als zuletzt“, sagt Sellin, „das verspricht Spannung.“

Apropos Spannung: Bevor die Berliner und die Kieler heute Abend auflaufen, schauen sie zur Mittagszeit zunächst nach Wien, wo um 12.30 Uhr die Gegner für das Champions-League-Achtelfinale ausgelost werden. Die Füchse können auf Russlands Serienmeister Medwedi Tschechow, den spanischen Spitzenklub Atletico Madrid und Gorenje Velenje aus Slowenien treffen. Ob es einen Wunschgegner gibt? Bob Hanning antwortet ungewohnt forsch: „Mir ist egal, gegen wen wir gewinnen.“ Christoph Dach

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