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Sport: Ende des Albtraums

Die wankende Fußball-Weltmacht Brasilien hat im letzten Augenblick das Desaster vermieden. Nach einer Serie blamabler Niederlagen qualifizierte sich die "Selecao" am 18.

Die wankende Fußball-Weltmacht Brasilien hat im letzten Augenblick das Desaster vermieden. Nach einer Serie blamabler Niederlagen qualifizierte sich die "Selecao" am 18. und letzten Spieltag der Südamerika-Gruppe durch ein souveränes 3:0 (3:0) gegen Venezuela doch noch für die Weltmeisterschaft 2002. Vor Brasilien, das als einziges Land bei keiner WM-Endrunde fehlte, hatten schon Argentinien, Paraguay und Neuling Ekuador die Reise zum Turnier in Südkorea und Japan gebucht. Als Fünfter erhält Uruguay in zwei Entscheidungsspielen am 20. und 25. November gegen den Sieger der Ozeanien-Gruppe, Australien, eine weitere Chance.

Die Schlagzeile der Internet-Ausgabe der Zeitung "Estado" brachte die Erleichterung des fußball-verrückten 170-Millionen-Volkes zum Ausdruck: "Endlich ist der Albtraum zu Ende!" Nach dem Abpfiff hallte der Ruf "Brasil, Brasil" durch die Straßen. "Brasilien hat endlich den offensiven Fußball gespielt, den wir Brasilianer am besten spielen", sagte der frühere Weltstar und heutige Fernseh-Kommentator Falcao. Andere gaben sich angesichts des schwachen Gegners zurückhaltend. "Bis zur WM müssen wir viel verbessern", räumte der frühere Leverkusener Emerson ein. Und Galvao Bueno, beliebtester TV-Reporter des Landes, forderte "Reformen, die unser Fußball dringend benötigt, um dem Chaos zu entkommen".

Reformen - das könnte bedeuten, dass der viermalige Weltmeister ohne Trainer Luiz Felipe Scolari zur WM fliegt. Der 53-Jährige, wegen der defensiven und oft brutalen Spielweise seines Teams und des allzu forschen Umgangstons mit Spielern und Medien oft kritisiert, verlor weiter an Kredit, als Medien enthüllten, dass er zuletzt vor einigen Spielen die Dienste von Sternendeutern zur Aufstellung der Mannschaft in Anspruch genommen hatte. Seine Bilanz mit sechs Siegen und fünf Niederlagen spricht auch nicht für ihn. "Seine Tage könnten gezählt sein", heißt es in "Estado".

Scolari wies diese Spekulationen jedoch zurück. "Der Verband hat mir versichert, dass ich bis zur WM Trainer bleibe." Gegen Venezuela habe Brasilien zwar keine spektakuläre Leistung gezeigt. "Wichtig ist aber nur die Qualifikation, die hatte ich meinen Söhnen versprochen, und nun muss ich zur Kirche, um mich bei Gott zu bedanken", sagte er, gab aber zu, dass seine Mannschaft bei der WM kein Titelfavorit sei.

Zum Star des Abends gegen Venezuela avancierte Luizao. Der Mann von Corinthians São Paulo, der wegen einer Knieverletzung sieben Monate pausiert hatte, brachte Brasilien an seinem 26. Geburtstag mit einem Doppelschlag in der 12. und 18. Minute auf die Siegerstraße. "Ich habe den Druck vom Team genommen", sagte Luizao, der angeblich auch bei Hertha BSC im Gespräch war. Für die Linderung des Drucks hatte zuvor auch der Verband CBF gesorgt, als er das Spiel von Rio in die nordöstliche Provinzhauptstadt Sao Luiz verlegte, wo die Fans als weniger kritisch gelten. Vor 70 000 Zuschauern schoss Rivaldo (34.) das 3:0. Der Leverkusener Lucio gehörte einmal mehr zu den Besten, der eingewechselte Herthaner Marcelinho blieb bei seiner 20-minütigen Vorstellung blass.

Vor dem letzten Spieltag hatte Uruguay auf eine neue Blamage Brasiliens und einen Sieg über Argentinien gehofft, um selbst noch den direkten Sprung zur WM zu schaffen. Schließlich musste man sich aber mit einem 1:1 gegen den Erzrivalen zufrieden geben. Im Duell der zweifachen Weltmeister war Uruguay durch Dario Silva in der 16. Minute in Führung gegangen, für die Gäste schaffte Claudio Lopez in der 44. Minute den Ausgleich. Noch in der Nacht flogen die Uruguayer nach Melbourne ab.

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