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Sport: Ende einer Ära

Borussia Dortmunds Macher Niebaum muss 2006 aufhören – doch hält er überhaupt solange durch?

Berlin - Am vergangenen Freitag noch hatte Gerd Niebaum die Trendwende bei Borussia Dortmund ausgerufen. Doch womöglich wird die ökonomische Genesung der Dortmunder ohne ihn stattfinden. Dass Niebaum als Geschäftsführer der Borussia Dortmund KGaA schlecht gewirtschaftet hat, dokumentiert die Saisonbilanz: 119 Millionen Euro Schulden hat der Fußballklub angehäuft, der als einziger in Deutschland an der Börse notiert ist. Dass Niebaum die Öffentlichkeit getäuscht hat, dieser Verdacht hat sich nun auch noch erhärtet.

Die „Süddeutsche Zeitung“ veröffentlichte gestern eine Vereinbarung zwischen Niebaum und dem Finanzspekulanten Florian Homm, deren Existenz Niebaum bisher bestritten hatte. In dem Schreiben vom 8. Oktober erklären Niebaum und sein Ko-Geschäftsführer Michael Meier, dass Niebaum 2006 als Geschäftsführer der Borussia Dortmund KGaA aufhört. Diese Zusage war wohl eine Bedingung für Homm, um weitere Aktien der Dortmunder zu kaufen. Und offensichtlich haben die Dortmunder Homm als Aktienkunden dringend benötigt, um ihre Kapitalerhöhung in Höhe von 24 Millionen Euro umzusetzen.

Ob Niebaum mit Homm eine schriftliche Abmachung getroffen hat, darüber gab es in diesen Tagen eine heftige Debatte. Zwischenzeitlich tauchte sogar ein zweites Papier auf mit dem Datum vom 7. Oktober. Mit dem Verweis auf dieses Schreiben versuchte sich Niebaum auch zu entlasten: „Die Aussage, dass wir nichts unterschrieben haben, bezog sich ausschließlich auf das Schreiben vom 7. Oktober, das wir nicht erhalten haben.“

Mit dem Abdruck des echten Briefs vom 8. Oktober sind nun Zweifel beseitigt, dass Homm den Dortmundern seine Vorstellungen diktiert hat. Niebaum hatte bis zuletzt versucht, sich und Manager Meier als Herren des Dortmunder Sanierungsverfahrens auszugeben. Gestern erklärte er: „Der Brief vom 8. Oktober wurde unter Zeitdruck vor der Bilanzpressekonferenz von Michael Meier und mir unterzeichnet. Ich habe diesen Brief als eine Good-will-Erklärung verstanden, um die Kapitalerhöhung nicht zu gefährden und um Schaden von Borussia Dortmund abzuwenden.“

Die Ära Niebaum endet nun spätestens 2006, doch ob der 55 Jahre alte Dortmunder Rechtsanwalt bis dahin durchhält, ist unklar. Am 14. November findet die Jahreshauptversammlung statt. Niebaum könnte schon vorher zurückgetreten sein. „Ich kann das tun, aber ich habe eine Verantwortung gegenüber dem Verein und werde mit Michael Meier weiterkämpfen“, sagte Niebaum. Die Spekulationen haben jedoch schon begonnen, ob sein Vorgänger nicht auch sein Nachfolger werden könnte: Reinhard Rauball hatte Niebaum 1984 ins Präsidium geholt, zwei Jahre später übernahm dann Niebaum die Führung des Vereins. Rauball ist ebenfalls Rechtsanwalt und war kurze Zeit Justizminister in Nordrhein-Westfalen. Wer auch immer die Geschäfte weiterführt, er wird seine Kompetenzen mit einem Dritten teilen müssen. Die Berufung eines dritten Geschäftsführers hatte sich Homm ebenfalls in dem Schreiben zusichern lassen, genauso wie Posten in den Aufsichtsgremien.

Homm störte sich vor allem daran, dass Niebaum gleichzeitig Geschäftsführer und Vereinspräsident ist. Einen Gegenvorschlag hat er den Dortmundern auch unterbreitet: „Das Beispiel Bayern München AG (Franz Beckenbauer Präsident und Vorsitzender des Aufsichtsrates) kann hier durchaus als Vorbild gelten.“ FC Bayern als Vorbild – eigentlich hatten sich die Dortmunder längst auf Augenhöhe mit den Münchnern gesehen.

Die Dortmunder haben einen Schuldenstand von 119 Millionen Euro . Allein die vergangene Saison haben sie mit einem Verlust von 68 Millionen abgeschlossen. Die gesamten Verpflichtungen aus Leasing-, Miet- und anderen Verträgen belaufen sich auf 363 Millionen Euro . Diese Summe beinhaltet vor allem die Kosten, um das Stadion zu benutzen und bis zum Jahr 2017 wieder vollständig zurückzukaufen. Doch damit haben sich die Dortmunder übernommen. Sie suchen nun nach einer längerfristigen Finanzierung. teu

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