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Sport: Ende einer Karriere?

Snookerstar John Higgins bestreitet Manipulationen

Berlin - Normalerweise wäre die Kür eines neuen Snookerweltmeisters, der nicht aus Großbritannien oder Irland stammt, Anlass genug für lange Personalgeschichten. Der WM-Sieg des Australiers Neil Robertson in Sheffield ist jedoch schnell in den Hintergrund geraten. Denn viel interessanter ist jene Geschichte, die sich um den im Achtelfinale ausgeschiedenen John Higgins rankt.

Mit dem dreifachen Weltmeister steht einer der besten und beliebtesten Spieler unter Manipulationsverdacht. Ein von der englischen Zeitung „News of the World“ veröffentlichtes Video zeigt Higgins und seinen Manager Pat Mooney am vergangenen Freitag in Kiew bei einer Unterhaltung mit als Geschäftsleuten getarnten Reportern, die vorgeben, sich für Spielmanipulation beim Snooker zu interessieren. „Kein Risiko, weil man mal vorbeischießen kann“, sagt Higgins und erklärt sich bereit, für 300 000 Euro Spielverläufe zu beeinflussen. Ein absichtliches Verfehlen einzelner Bälle ist im Snooker nur schwer nachzuweisen. Ein Match kann über Tage gehen. Bei dieser physischen und psychischen Belastung kann die Zielgenauigkeit eines Spielers schon mal nachlassen.

Die Echtheit des Videos bestreitet Higgins nicht. Den Vorwurf der Manipulation weist er jedoch von sich: „In meinen 18 Jahren als Profi habe ich noch nie einen Ball absichtlich verschossen und erst recht keinen Frame und kein Match absichtlich verloren.“ Er erklärt sein Verhalten mit der Angst um sein Leben, da er seine Gesprächspartner für die russische Mafia hielt. Angeblich wollte Higgins nur schnell weg, als er merkte, mit was für Leuten er es zu tun hat und was deren Absicht ist. Auf dem Video wirkt Higgins dagegen auffällig entspannt. Der Snooker-Weltverband hat den Schotten mit sofortiger Wirkung gesperrt und Ermittlungen eingeleitet. Der Schaden für die Sportart ist immens. „Das ist der schwärzeste Tag, den ich im Snooker je erlebt habe“, sagt Spielerlegende Steve Davis.

Sollte der Verband den 34-Jährigen für schuldig befinden, droht ihm eine lange Sperre oder gar das Ende seiner eindrucksvollen und erfolgreichen Karriere. Dem ehemaligen Weltranglisten-Ersten ist das bewusst. Er sagt: „Das ist das wichtigste Match meines Lebens.“

Christoph Drescher

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