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Sport: Ende eines Staatsvereins

Der 1. FC Kaiserslautern steht vor der Insolvenz: Stadt und Land wollen keine zusätzliche Hilfe gewähren

Kaiserslautern. René C. Jäggi spielt tapfer die Rolle des unerschrockenen Sanierers. Man solle bitte nicht alles glauben, was in der Zeitung stehe, sagt der Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern. In der Pfalz steht in den Blättern, dass das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt kein Geld mehr haben. Einstellungsstopp bei den Behörden, Beförderungsstopp für Beamte, die Polizei muss sparen, und die Sportvereine bekommen kein Geld mehr. Und es steht drin, dass dem 1. FC Kaiserslautern nichts anderes übrig bleibt, als zum Amtsgericht zu gehen und Insolvenz anzumelden. Zudem scheint die Lizenz mehr als gefährdet.

In der Pfalz, wo der 1. FC Kaiserslautern inoffiziell den Rang eines Staatsvereins hat, ist die sich abzeichnende Pleite auch ein Politikum. Ministerpräsident Kurt Beck verkündete gestern auf einer Pressekonferenz, es werde angesichts der Finanznot der Kommunen keine weiteren Bürgschaften und Garantien des Landes für den 1. FC Kaiserslautern geben. Es bleibe bei den bisher zugesagten 21,8 Millionen Euro. Mehr sei nicht möglich. Auch Kaiserslauterns Oberbürgermeister schließt aus, dass die Stadt Geld aufbringt. Über 30 Millionen Euro wären nötig, um dem verschuldeten Verein das Stadion abzukaufen. Dazu kämen neue Steuerschulden von rund 12,9 Millionen Euro. Hinter den Kulissen wird offen über eine Zahlungsunfähigkeit des 1. FC Kaiserslautern gesprochen, die in den nächsten Wochen eintreten werde.

„Wenn Land und Stadt keinen Kraftakt unternehmen, dann bleibt nur der Weg in die Insolvenz“, heißt es aus Bankenkreisen in Kaiserslautern und Mainz. Die Banken seien nicht bereit, weitere Gelder zu investieren. Am kommenden Donnerstag wird es ein letztes Treffen des Landes, der Stadt, der Banken mit Klubvertretern am Betzenberg geben. Dort, so heißt es, wollten die Beteiligten feststellen, wie viel sie eine Insolvenz kostet, und ob eine Projektgesellschaft den Schaden reduzieren könne. Das Land beziffert seinen Schaden im Falle einer Insolvenz mit rund 7,5 Millionen Euro.

Von den Banken aber heißt es jetzt schon, wenn es Jäggi nicht gelinge, noch einen privaten Investor aus dem Hut zu zaubern, stehe der Klub vor dem Aus. „Zu 98 Prozent“ sei der FCK nicht mehr zu retten, sagt ein Wirtschaftsfachmann aus dem Umfeld des Vereins. Für die nächste Saison müsse in der Regionalliga oder Oberliga geplant werden. Die Summen, die die öffentliche Hand aufbringen müsste, damit der Verein gerettet werden kann, addieren sich damit auf einen Betrag, „der dem Steuerzahler nicht mehr vermittelbar ist“. So zitiert die „Rheinpfalz“ einen Insider. „Politisch nicht durchsetzbar, das dem Steuerzahler aufzubürden.“

Eine Schlüsselrolle spielten die Banken. Bei denen gebe es Irritationen. Es herrsche Unverständnis darüber, dass das neue Management nicht die Regressfrage an die alte Führung des FCK um Jürgen Friedrich, Gerhard Herzog und Robert Wieschemann stelle. Auch an die Gierend Treuhand GmbH, die die FCK-Bilanzen prüfte, sollten Regressansprüche gestellt werden.

Selbst das letzte Fünkchen Hoffnung aber könnte bald erloschen sein. Nämlich dann, wenn neue Forderungen des Finanzamtes den FCK ereilen. Inzwischen soll es auch eine Untersuchung des Falles Mario Basler geben. Basler soll bei seinem Transfer vom FC Bayern München zum 1. FC Kaiserslautern einen Kredit von rund sechs Millionen Mark erhalten haben, dessen Tilgung über ein Paket aus Gehalt sowie Punkt- und Auflaufprämien erfolgen sollte. Es solle nun geprüft werden, ob der Millionenkredit ein verschleiertes Handgeld gewesen sei und eine Rückzahlung des „Kredits“ durch erhöhte Prämien für Basler geregelt wurde.

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