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Auf Glücksdroge. Augsburgs Spieler bejubelten ihren Sieg in Mainz ausgelassen – und hoffen auf eine längere Wirkung. Foto: dpa

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Sport: Endlich ein Bundesligist

Aufsteiger Augsburg feiert seinen allerersten Sieg als historischen Triumph über alle Lästerer

Wer in den vergangenen Wochen einen Augsburger aus der Contenance bringen wollte, der musste lediglich auf Tasmania Berlin verweisen. Seine ersten acht Bundesliga-Spiele überhaupt hatte der Aufsteiger FC Augsburg in dieser Spielzeit nicht gewinnen können, dabei nur vier Unentschieden geholt, was in der Erfolgsbilanz schon ein wenig an den ewigen Minusrekordler aus dem Berliner Bezirk Neukölln erinnerte, der sich in der Saison 1965/66 zu 8:60 Punkten mühte. Vor diesem Hintergrund waren auch die Worte von Axel Bellinghausen zu verstehen, dem Augsburger Abwehrspieler, der sich nach dem 1:0-Sieg seines Teams beim kriselnden FSV Mainz 05 recht barsch an die Öffentlichkeit wandte. Bellinghausen verkündete stolz: „Ich hoffe, dass wir jetzt einige Mäuler gestopft haben und die Unkenrufe nach unserer Bundesliga-Tauglichkeit aufhören.“

Lange neun Spieltage hat es gedauert, bis der FC Augsburg endlich in der Eliteklasse angekommen ist; der Erfolg in Mainz wurde beim kleinen Klub im erweiterten Münchner Speckgürtel und seinen euphorisierten Fans schnell zum historischen Ereignis stilisiert. Wie der schmeichelhafte Sieg letztlich zustande gekommen war, interessierte niemanden mehr: Dass der Siegtreffer erst in der 88. Minute durch einen Foulelfmeter von Jan-Ingwer Callsen-Bracker fiel. Dass der FCA zwar beherzt kämpfte, jedoch auch von der extrem schwachen Leistung der Mainzer profitierte. Dass dem FSV durch eine strittige Abseitsentscheidung sogar ein Treffer aberkannt worden war – alles vergessen. „Wir haben Woche für Woche hart gearbeitet“, erklärte Stürmer Sascha Mölders etwas sachlicher als der Kollege Bellinghausen, „wir waren einfach mal dran.“

Für einen war der erste Sieg besonders wichtig: Trainer Jos Luhukay. Er war zwar in den ersten Bundesliga-Wochen seines Klubs stets ruhig geblieben, als es um ihn herum zu brodeln begann, hatte sich jedoch früh angreifbar gemacht. Noch vor Saisonbeginn hatte er Aufstiegsheld Michael Thurk suspendiert, der auch in Mainz lediglich auf der Tribüne herumlungerte. Auch den nominell zweitbesten Stürmer des KLubs, den früheren deutschen U-21-Nationalspieler Nando Rafael, ließ Luhukay zuletzt häufig auf der Bank.

Zwischen der demütigenden 0:4-Pleite in Dortmund und dem Premierensieg in Mainz hatte der Niederländer diesmal die Abwehr umgebaut, brachte in Akaki Gogia, Dominik Reinhardt und Sebastian Langkamp gleich drei frische Kräfte. Diesmal mit Erfolg. „Siege sind wie Medizin. Wir haben lange darauf gewartet“, sagte Luhukay nach dem Spiel überglücklich. Wie seine Spieler tanzte er noch lange auf dem Rasen von Mainz.

Wie lange die Wirkung der Augsburger Glücksdroge anhalten wird, wird sich schon am Freitagabend zeigen; da kommt Werder Bremen nach Augsburg. Die Partie gegen die Hanseaten war bereits vor dem Premierenerfolg ausverkauft. In dieser Woche, in der sich das seit dem Aufstieg nach Fußball verrückte Augsburg endlich als vollwertiger Bundesligist fühlen darf, könnte die Ticketstelle des FCA womöglich auch die große Münchner Arena bis auf den letzten Platz füllen.

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