zum Hauptinhalt
Zerlegt sich Schalke selbst? Oder wird der Klub nach einem Erfolg an diesem Samstag beim SC Freiburg bis in die Puppen feiern?

© dpa

Endspiel um die Champions League in Freiburg: Der FC Schalke zittert

Mit einer Niederlage im letzten Bundesliga-Saisonspiel beim SC Freiburg droht der FC Schalke 04 mehr zu verspielen als die Chance auf die Champions League.

Wer sich am Donnerstag oder Freitag anschauen wollte, wie sich die Fußballspieler des FC Schalke 04 auf ihr Endspiel vorbereiten, bekam nichts zu sehen. Das Einlasstor war verschlossen, die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Schalke 04 hat sich in sich selbst zurückgezogen. Zuschauer sind beim Training derzeit unerwünscht. Ein ungewöhnlicher Vorgang beim Ruhrgebietsklub, der sich selbst seit jeher große Nähe zu den Fans verordnet hat. Der Kampf um den vierten Tabellenplatz, der zur Qualifikation für die Champions League berechtigt, gegen den SC Freiburg, hat die Verantwortlichen des Klubs dazu veranlasst, außergewöhnliche Maßnahmen zu treffen. Die Endspiel-Vorbereitung soll ungestört verlaufen. Oder spielt doch eine Portion Angst mit?

Die Mannschaft hat im Breisgau viel zu verlieren. Es geht nicht allein um das Minimum von zehn Millionen Euro, die die Uefa garantiert, wenn eine Mannschaft die Hauptrunde der Champions League erreicht. Es geht auch darum, dass die Schalker ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden. Sie finanzieren mit rund 86 Millionen Euro einen der teuersten Spielerkader der Bundesliga. Sollten sie sich nicht für die Champions League qualifizieren, würden Aufwand und Ertrag in einem sehr ungünstigen Verhältnis zueinander stehen. „Die Stimmung ist angespannt, aber nicht übernervös. Diesen Druck müssen Nationalspieler aushalten“, sagt Jens Keller.

Mit dem Erreichen von Platz vier hätte auch der Trainer der Schalker seine Vorgabe erreicht, die er nach der Amtsübernahme von Huub Stevens im vergangenen Dezember vom Klub gestellt bekommen hatte. Sollte er mit seiner Mannschaft allerdings in Freiburg patzen, würde Keller eine enorme Bürde mit in die kommende Saison nehmen. Das frühzeitige Scheitern im DFB-Pokal, das Ausscheiden gegen den gleichwertigen Gegner Galatasaray Istanbul im Achtelfinale der Champions League und das mögliche Verpassen des Minimalziels in der Bundesliga würden nicht gerade dazu beitragen, dass die ohnehin große Skepsis in der Öffentlichkeit gegenüber dem Trainer geringer würde.

In der vergangenen Woche hatte der Klub um Manager Horst Heldt Kellers Vertrag völlig überraschend um zwei Jahre verlängert. „Wir sind von seiner Arbeit überzeugt, wir machen unser Vertrauen nicht von Tabellenplätzen abhängig“, sagt Heldt, um seiner Entscheidung Nachdruck zu verleihen.

Heldt steht nach der Verlängerung mit Trainer Keller unter Druck.

Vor allem er war es, der auf eine weitere Arbeit Kellers hingewirkt hatte. Die Gremien um Aufsichtsratschef Clemens Tönnies favorisieren beinahe traditionell bekanntere Größen des Fußballs. Einst verhandelte Tönnies mit Oliver Kahn als möglichen Manager, Felix Magath lotste er nahezu im Alleingang nach Gelsenkirchen. Zuletzt machte er Stefan Effenberg Hoffnung, sein Trainerdebüt bei den Königsblauen feiern zu können. Am Ende setzt sich aber Heldt mit seiner Meinung durch.

Mit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe hat er sich, vor allem nach dem verlorenen Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, selbst unter Druck gesetzt hat. „Ich freue mich, dass wir dieses Finale noch haben. Klar wäre es mir viel lieber gewesen, wenn in dieser Trainingswoche Jung gegen Alt oder Nichtraucher gegen Raucher gekickt hätten“, versucht der Manager Leichtigkeit zu versprühen. Doch diese Haltung darf eher als eine leicht zu durchschauende PR-Aktion gelten. Der Verein bewegt sich auf schwankenden Bohlen zwischen finanzieller Konsolidierung und Schuldenrückführung sowie sportlichem Anspruch.

Das Erreichen der Champions League würde gewährleisten, diesen Prozess fortzuführen. Hoffnungsvolle junge Spieler wie der zuletzt verletzt ausgefallene Kyriakos Papadopoulos könnten dann problemlos in Gelsenkirchen gehalten werden. Allerdings ist in dieser Saison nichts verlässlicher als die enormen Leistungsschwankungen der Mannschaft. Furiose Spiele wie gegen Borussia Dortmund gehören genauso zum Repertoire wie Heimniederlagen gegen den Tabellenletzten Greuther Fürth. „Die Spieler müssen sich ihrer Verantwortung dem Verein und den Fans gegenüber langsam mal bewusst werden. Wir registrieren schon länger, dass es hier Defizite gibt“, sagte Tönnies jüngst.

Eine weitere Saison lang könnten die Schalker die finanzielle Ausstattung ihres Profiteams unter großen Mühen in einem ähnlichen Umfang wohl aufrecht erhalten. Ein Unentschieden in Freiburg könnte schon ausreichen, um pure Erleichterung zu schaffen. Das große Zittern in Schalke hat längst begonnen.

Zur Startseite