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Sport: Endstation Aachen

Wie schon vor zwei Jahren scheitern die Bayern im DFB-Pokal an Alemannia – diesmal mit 2:4

Es ist nicht bekannt, wofür sich der Fahrer des roten Opels entschieden hat, der kurz vor dem Anpfiff vom Stadionsprecher darauf hingewiesen wurde, dass sein Wagen in einer Feuerwehrzone stehe. Dafür, das Auto wegzufahren und den Anfang des DFB-Pokalspiels zwischen Alemannia Aachen und Bayern München zu verpassen? Oder doch lieber 200 Euro Abschleppgebühren bezahlen, um jede Minute mitzuerleben? Vermutlich hat er die kostengünstige Variante gewählt. In Aachen stürzt ein Besuch der Bayern die Stadt schon lange nicht mehr in den kollektiven Ausnahmezustand. Vor zweieinhalb Jahren, als beide Teams im Viertelfinale aufeinander trafen, war das noch anders. „Wochenlang haben wir über nichts anderes geredet als das Bayern-Spiel“, hat Alemannias Verteidiger Alexander Klitzpera noch einmal erzählt. Diesmal werden die Aachener noch wochenlang nach dem Spiel vermutlich über nichts anderes reden. 4:2 (3:0) gewann der Aufsteiger gegen den deutschen Rekordmeister, -pokalsieger und Doublegewinner.

Selten sind die Bayern so gedemütigt worden wie in der ersten Halbzeit auf dem Tivoli, dabei deutete in den ersten zehn Minuten alles darauf hin, als würde die Mannschaft ihre diversen Erfolgsserien fortsetzen können. Trainer Felix Magath hat seit seinem Amtsantritt in München alle DFB-Pokalspiele gewonnen – bis gestern Abend 14. Überhaupt haben die Bayern von den vergangenen 24 Pokalspielen nur ein einziges verloren – das war im Februar 2004 in Aachen. Und auch Torhüter Michael Rensing kannte das Gefühl einer Niederlage mit den Münchnern noch nicht. In 16 Pflichtspielen stand er im Tor, kein einziges hatte er verloren – bis gestern Abend.

Die Münchner begannen konzentriert und erspielten sich gleich zu Beginn drei gute Chancen: Bastian Schweinsteiger verfehlte mit einem Schuss das Tor, Roy Makaay scheiterte an Aachens Torhüter Stephan Straub, und beim Versuch von Claudio Pizarro war es der Holländer, der kurzerhand als Verteidiger der Alemannia aushalf und den Schuss seines Kollegen abblockte. Auf der anderen Seite wurde die erste Möglichkeit der Aachener von Schiedsrichter Fandel unterbunden, der Jeffrey Leiwakabessy – wohl zu Unrecht – im Abseits gesehen hatte, der von Vedad Ibisevic im Anschluss erzielte Treffer zählte nicht. Als Rensing drei Minuten später zum zweiten Mal geschlagen war, gab es nichts zu beanstanden. Laurentiu Reghecampf zirkelte den Ball mit einem Freistoß aus 22 Metern über die Münchner Mauer genau in den Torwinkel.

Aachens Trainer Michael Frontzeck hatte gegen die Bayern, anders als zuletzt in der Bundesliga, zwei Angreifer aufgeboten. Der bosnische U-21-Nationalstürmer Ibisevic stand zum ersten Mal überhaupt in der Startelf, und er machte sich alle Mühe, nachträglich zu rechtfertigen, dass er bisher nicht häufiger spielen durfte. Ibisevic vergab in der ersten Halbzeit drei gute Möglichkeiten. Immerhin: Nachdem er zum vierten Mal gescheitert war, diesmal aus fünf Metern an Rensing, erzielte Reghecampf mit dem Nachschuss das 2:0, und noch vor der Pause erhöhte Marius Ebbers nach einem schönen Konter das 3:0.

„In Europa kennt euch keine Sau“, sangen die Fans des einmaligen Uefa-Cup- Teilnehmers Alemannia Aachen. Doch man sollte die Münchner nicht zu sehr reizen. Trainer Magath wechselte zur zweiten Hälfte Lukas Podolski ein, und der Nationalstürmer erzielte mit seiner ersten Offensivaktion das 1:3 für die Münchner. Die Aachener wurden nun tief in ihre Hälfte zurückgedrängt, Magath brachte Roque Santa Cruz, den vierten Stürmer, und nur noch selten konnte die Alemannia die Bayern mit ihren Kontern ein wenig sticheln. 20 Minuten vor Schluss konnte Schweinsteiger von der linken Seite fast unbedrängt flanken und Mark van Bommel ebenso ungehindert von der Strafraumgrenze schießen. Straub hatte keine Abwehrchance, 2:3.

Angriff auf Angriff lief nun auf das Aachener Tor, Eckball auf Eckball flog in den Strafraum, das letzte Tor aber erzielten die Aachener. In der 90. Minute traf Jan Schlaudraff per Konter zum erlösenden 4:2.

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